Das Thema „Gott“ beherrscht das Weltgeschehen

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Das Göttliche & das Heilige

In der verwendeten Literatur zum Thema globale Spiritualität werden Themen wie das Göttliche und das Heilige eher wenig exploriert. Im Vergleich zu Ganzheitlichkeit und Achtsamkeit wird dem Göttlichen wenig Bedeutung beigemessen. Dies kann durchaus eine Folge der europäischen Säkularisierung sein, kann aber auch im Zusammenhang mit den Naturwissenschaften und den technischen Errungenschaften der Neuzeit stehen. Der: „Fortschrittsglaube ist das Selbstvertrauen der Moderne in ihre eigene Technik gewordener Schöpfungskraft. An die Stelle von Gott und Kirche sind Produktivkräfte getreten und diejenigen, die sie entwickeln und verwalten – Wissenschaft und Wirtschaft“ Leopold – Globalisierung 236. Gerade letzteres nimmt eine dominante Stellung ein. Hat doch der Kapitalismus im 20. Jahrhundert den Sieg gegenüber allen anderen Systemen eingeholt – im Speziellen gegenüber dem Marxismus.

Wurde seitens der institutionellen Kirchen „die Gottlosigkeit des Kommunismus“ immer angeprangert, so stellt sich der Kapitalismus mit der Folgeerscheinung des Konsums wesentlich gottloser dar. Man kann durchaus das Gefühl haben, dass die Säkularisierung auch in Europa seinen Höhepunkt bereits überschritten hat. Weltweit lernen Menschen, gefördert durch die Vernetzung, Einblicke in größere Zusammenhänge und erkennen dabei, dass eben nicht alles wissenschaftlich, linear und auf Ursache und Wirkung hin zu erklären ist: „Gott ist das konkrete Ereignis, in dem alles zu einer Beziehungseinheit versöhnt wird, was sich im gigantischen Netz des komischen Weltprozesses zerspannt hat.“ Küstenmacher – Gott 9.0 215.

Viele Menschen, insbesondere im säkularen Europa, sind auf der Suche nach Gott. Manchmal wird dies als Selbstverwirklichung, Sinn des Lebens, soziales Engagement oder in ähnlichen Formen ge- und erlebt. Auch hier kommt uns die globale Vernetzung zugute, wir haben die Möglichkeit Informationen über verschiedene religiöse Traditionen kennenzulernen. Etwa zwei Milliarden Menschen haben die Möglichkeit als Tourist durchaus weltweit unterwegs zu sein und so andere Traditionen nicht nur zu sehen, zu verstehen, sondern sogar zu erfahren. Darüber entsteht ein anderes Bild der Wirklichkeit. Nicht mehr nur die eigene Tradition ist die Wahrheit, sondern viele andere Traditionen bieten ebenso gute Möglichkeiten für ein spirituelles Leben. Und nochmals sei hier betont, dass sich globale Spiritualität nicht auf einen externen Gott bezieht, sondern: „Die gesamte Wirklichkeit wird zur Diaphanie, sie wird durchscheinend für die tiefere Realität, die nichts anderes ist als Geist oder Gott 9.0. Es gibt nicht hier Gott und dort die Realität, sondern Gott ist vor, in, mit und unter allem, was ist oder was wir als Seiendes erkennen und interpretieren.“ Küstenmacher – Gott 9.0 211.

Gott in uns und in unserer Welt zu suchen und auch zu finden, ist naheliegend und verantwortungsvoll. Gott hat uns wahrscheinlich die bestmögliche Welt gegeben und uns auch dafür die Verantwortung übertragen. Es ist unsere spirituelle Pflicht dafür dankbar zu sein und gut auf unsere Welt zu achten: „Durch dankbares Leben erfahren wir einen Gott, in den wir völlig eingebunden und eingebettet sind. Wir sind völlig in Gott: Gott ist völlig in uns und geht zugleich unendlich über uns hinaus.“ Spannbauer – Im Haus 103.

Damit ist globale Spiritualität einerseits die Achtsamkeit gegenüber der Welt und andererseits auch ein Deutliches darüber hinaus. Das Transzendente ist in einer globalen Welt mit sehr vielen wechselwirkenden Abhängigkeiten etwas leichter zu erahnen, als in einer kleinen Regionalität. Aufgrund der globalen Komplexität erfahren immer mehr Menschen eine Art der Hilflosigkeit. Egal ob man den politischen, finanzwirtschaftlichen oder marktwirtschaftlichen Systemen ausgeliefert ist, es wird von vielen so erlebt. Man darf sich daher und wieder einmal in der Menschheitsgeschichte die Frage nach der Wahrheit stellen: „Was in meinem Geiste auch vor sich geht, was immer ich denken, glauben, fühlen oder wahrnehmen mag, das Einzige, das ich nicht anzweifeln kann, ist das Bewusstsein, die alleinige absolute Wahrheit. Daher bezieht man sich oft auf Gott als die alleinige absolute Wahrheit.“ Russel – Quarks 87.

Diese Aussage ist durchaus geeignet, fundamentalistisches Gedankengut zu intensivieren. Immer dann, wenn sich Religionsgemeinschaften, Kulturen auf den Besitz der Wahrheit fokussieren, wird sofort eine Opposition mit einer anderen Wahrheit erzeugt. Was derartige Gegensätze für Leid und Schicksale auslösen, zeigt die Geschichte. Im Rahmen einer globalen Spiritualität kann es nicht um den Besitz der alleinigen Wahrheit oder um das richtige Gottesbild gehen, sondern: „In persönliche Begriffe gefasst, ist GEIST eine Göttlichkeit jenseits jedes Gottes und jeder Göttin, eine grenzenlose Intelligenz, aus der alle Dinge in diesem Augenblick hervorgehen.“ Wilber – Integrale 153.

In der Beschreibung der globalen Spiritualität findet sich ein nicht-personifiziertes Gottesbild wieder, welches durch die Umschreibung von Transzendenz, Achtsamkeit, integraler Geist, höhere Bewusstseinsstufen u.ä. ausgedrückt wird.

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