Angst & Macht als Kernelemente vieler politischer, religiöser und fundamentalistischer Organisationen

Angst & Macht_Titelbild

Die Geschichte der Menschheit ist über Jahrtausende hin auf Machtausübung und der damit einhergehenden Einschüchterung und Angst aufgebaut. Alle großen Kulturen der Menschheit haben ein Herrschaftssystem aufgebaut. Man braucht dabei nicht zwischen weltlichen und religiösen Systemen zu unterscheiden, vielfach wurden diese auch vermengt und kamen so zu einer noch höheren Machtfähigkeit. Auch das Christentum ist davon nicht freizusprechen. Bezeichnend ist die mittelalterliche Kultur, wonach sich weltliche Herrscher die Menschen durch religiöse Repressalien gefügig machten. Man darf durchaus festhalten, dass „Die bestehende Weltordnung ist auf Angst gegründet und auf Gewalttätigkeit, die dieser Angst entspringt. Sie ist mit Spiritualität nicht vereinbart, denn sie wird ständig von unserem kleinen Ego gespeist und genährt. Unser kleines Ego hat immerzu Furcht, es verteidigt und rechtfertigt sich, klammert sich an die Vergangenheit und ist in Ungeduld oder Angst mit der Zukunft beschäftigt.“ Spannbauer – Im Haus 100.

Waren es in den Anfängen der Menschheit die Naturphänomene, die den Menschen Angst machten (animistisches Bewusstsein), so waren es in der Zeit der Großkulturen soziale Machtsysteme, die dem Menschen, obwohl eigentlich dienlich, gefährlich wurden. „Die klassische Industriegesellschaft hat ihre eigenen Gefahren produziert und sich daher von einer Produktions- zu einer Risikogesellschaft gewandelt.“ Leopold – Globalisierung 232.

Wir leben nunmehr in einer Welt, in der die Angst vom Menschen selber generiert wird. Wir dürfen also Angst vor nuklearen Katastrophen, klimabedingten Umweltkatastrophen und Terrorismus haben. Menschen, kleine Gruppen, ja sogar Einzelpersonen wären heute in der Lage globale Katastrophen auszulösen. Es sind die „…drei globale Instrumentarien: die Atombombe, das Geld und den Äther“ Leopold – Globalisierung 125, die uns in Schrecken versetzen können. Die Kernspaltung ist nicht einmal für friedliche Zwecke (Kernkraftwerke) geeignet, die Nachhaltigkeit der Menschheit sicher zu stellen. Definitiv ist diese Technologie unmittelbar und sofort einzustellen. Offensichtlich waren die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima immer noch zu wenig.

Eine ganz andere Art der Bedrohung entsteht durch das Internet. Menschen, die sich im Netz bewegen, werden immer transparenter. Vielfach spricht man vom gläsernen Menschen. Großkonzerne könnten dies wiederum zu Marketingzwecken verwenden und den Einzelnen dementsprechend manipulieren. So sehr es von Vorteil ist, wenn beispielsweise Amazon meine Vorlieben für Bücher kennt und mir eine Empfehlung gibt, so sehr werde ich in meiner Handlungsfreiheit unbewusst beeinflusst. Darüber hinaus und noch viel gefährlicher ist das Internet, das Kommunikationsnetz für Terroristen, unterstützt Drogen und Menschenhandel.

Nicht zuletzt sind es pornografische Seiten, die am meisten aufgerufen werden: „Viren und E-Mail Bedrohungen könnten unter dem Begriff Internet-Terrorismus subsumiert werden, weil sie auf die globale Vernichtung bestehender Strukturen und die Verbreitung von Angst gerichtet sind.“ Leopold – Globalisierung 223.

Terroranschläge sind seit 11/09 das Schreckensgespenst der westlichen Welt und werden dem islamistischen Fundamentalisten zugeschrieben. Selbstverständlich sind diese Vorgehensweisen menschenverachtend und müssen aufs Schärfste verurteilt werden. Die amerikanische kriegerische Gegenreaktion hat nicht zu einer Befriedung der Situation geführt, sondern zu einer weiteren Eskalation. Es ist ohnehin bekannt, dass Gewalt nicht mit Gewalt gedämpft werden kann. Leider ist: „Gewalt – säkular und religiös – … wieder zu einem Mittel der Konfliktaustragung geworden. Terrorismus und Krieg gegen den Terror stellen gemeinsam das unheilvolle Signum der Zeit dar.“ Bader – Weltethos 161.

Es ist nicht zu erwarten, dass die religiös fundamentalistische Seite den Weg der friedvollen diplomatischen Auseinandersetzung suchen wird. Hier muss mit Sicherheit die westliche Welt den ersten Schritt setzen und wesentlich intelligentere Lösungen finden. Zumindest ist sicherzustellen, dass innerhalb von islamistischen Ländern die Umverteilung des Wohlstandes gerecht erfolgt. Der Reichtum aus dem Erdölexport darf nicht dem Einzelnen zukommen, sondern muss ein Mindestniveau an Wohlstand garantieren. Dazu könnten die modernen Medien wie Internet und Facebook einen Beitrag leisten. Während des arabischen Frühlings im Jahr 2011 wurde oftmals Facebook als Drehscheibe der Revolution angeführt. So gesehen dienen diese Medien auch zur schnellen Verbreitung von Angst. „Denn ein Moment der Angst benachrichtigt uns in Wirklichkeit darüber, dass wir innerhalb des Netzwerkes der gegenseitigen Abhängigkeit an einen neuen, ungewohnten Ort gelangt sind. Die Angst ist die Unbeholfenheit, mit der wir eine neue Gegend in unserem Geist betreten.“ Nichtern – Buddhismus 166.

Soweit zum Phänomen der globalen Angst – was ist aber mit den persönlichen Ängsten unserer Gesellschaft?

Angst & Macht - Modell nach Riemann_Textbild

Wir leben in einer geschützten Welt, Naturkatastrophen sind weit weg, Fukushima hat uns nicht erreicht und die Verkehrsunfälle sind in den letzten Jahren zurückgegangen. Wovor sollten wir eigentlich Angst haben? Manchmal hat man den Eindruck, dass Menschen schon davor Angst haben, etwas nicht zu bekommen, eine Reise nicht machen zu können, ein Auto nicht zu bekommen oder etwas nicht konsumieren zu können: „Unser gewöhnlicher Konsum wird meistens von Angst getrieben. Aus Angst schielen wir nach Geld, aus Angst konsumieren wir“ Quarch – Unsere Welt.

Man könnte auch den Eindruck haben, dass wir immer etwas versäumen oder unerfüllten Wünschen nachhinken. Wie Sri Aurobindo bereits festgestellt hat, sind Wünsche wie „Bettler“, wenn einer erfüllt ist, kommt der nächste. Es macht also den Eindruck, als ob steigender Konsum mit steigender Angst korreliert. Dem gegenüber gibt uns unsere demokratische Struktur sehr viel Sicherheit. Die staatliche Gewalt ist bekannt, kalkulierbar und erscheint den meisten Menschen vernünftig. Allerdings: „Von oben verwaltete, äußere Sicherheit führt eher zu Demoralisierung und Angst, sie schwächt auf Dauer das Individuum, weil sie ein Gefühl von Abhängigkeit und Misstrauen schafft.“ Horx – Das Buch 313.

Stellt sich die Frage, wer die Macht in einem demokratischen Land kontrolliert. Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der Wähler am Wahltag, sondern die Medien in der täglichen Berichterstattung. Letztere ist es, die einerseits viel Angst verbreiten können und andererseits zur Sicherheit beitragen können.

Angst & Macht - Struktur und Chaos_Textbild

In kaum einer anderen Zeit als in der jetzigen gab es so viele Neuerungen. Marketingexperten sagen, dass die Produkte, die wir im Jahre 2020 kaufen werden, heute weder erdacht sind, noch in den Entwicklungslaboren existieren. Wir sind damit konfrontiert, dass Veränderungen und Neuerungen noch mehr zunehmen und möglicherweise die Verunsicherung steigt: „Wo Neues entsteht, haben die Menschen Angst. Und aus Angst flüchten sie in Dogmen, die ihnen scheinbar Sicherheit geben.“ Quarch – Unsere Welt 1. Genau daher ist immer mehr zu erkennen, dass sich Menschen wieder mehr zu Religionsgemeinschaften bekennen. Durchaus sind hier fundamentale Gruppierungen im Fokus, die im Vergleich zur komplexen Welt einfache Botschaften haben. Macht und daraus resultierende Angst beeinflusst die Menschen sehr stark. Eine globale Spiritualität muss sich dessen annehmen, insbesondere deshalb, weil Angst ein globales Phänomen geworden ist.

Gesponserte Beiträge