Ich bin dein Mensch – TV Film

Das Zombie Bewusstsein

Ein “philosophischer Zombie” ist ein Gedankenmodell, dem ein menschenähnliches Wesen zugrunde liegt. Schaut aus, handelt, denkt und kommuniziert wie ein Mensch. Einzig es hat kein Bewusstsein. Obwohl Gefühle und Emotionen simuliert werden können. Die fehlende Qualia kann durch keine Simulation ersetzt werden. Ein “philosophischer Zombie” fühlt nicht und weiß daher auch nicht, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Gerade durch die Simulationsfähigkeit ist ein derartiges Wesen nicht von einem Menschen zu unterscheiden.

Auch wir natürlichen und bewussten Menschen nehmen manchmal derartige Wesenszüge an. Wenn wir längere Zeit tief konzentriert arbeiten, vergessen wir das Rundherum und auch unseren Körper.  Wir spüren keinen Hunger und Durst, auch nicht die Raumtemperatur oder dass da noch jemand ist. Manchmal hört man die Aussage: “Der hat kein Gespür dafür”. Es könnten aber auch alle anderen Zombies sein, nur ich bin ein Mensch?

Die Blütezeit der “richtigen” Zombies war in den 1980er Jahren mit Filmen wie “Shed of the Dead”, „Braindead“ oder “Schreckensinseln der Zombies”. Also cineastische Konstruktionen und auch keine Realität. Erst mit der Entwicklung von “Machine Learning” oder noch besser bekannt als KI kehrt der “philosophische Zombie” wieder zurück. Aktuell wird der Frage nachgegangen, ob es möglich wäre, einen humanoiden Roboter mit einer Qualia zu bauen.  Genau davon handelt der Film “Ich bin dein Mensch”.

Die “Fabrik” steht gerade vor der Einführung eines derartigen Produktes und wartet noch auf die Entscheidung der Ethikkommission. Geklärt werden muss noch der rechtliche Status – Menschenrechte, die Mündigkeit und Straffähigkeit dieser Wesen. Eine Studie zur Beziehungsfähigkeit von Humanoiden mit der Funktion “Qualia Simulation” steht noch aus. Dazu werden Teilnehmerinnen mit Merkmalen wie alleinstehend, intellektuell, unglücklich, aber erfolgreich gesucht.

Mit Frau Dr. Alma, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin am vorderasiatischen Museum, wurde schnell eine geeignete Person gefunden. Um ihr Projekt “Lyrische Inhalte in sumerischen Keilschriften” zu finanzieren, willigt sie, zwar widerwillig, in die Teilnahme ein.  Ja- sie hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich, hat einen dementen Vater zu pflegen und dürfte ihr wissenschaftliches Projekt sehr erfolgreich abschließen. Ob sie bei all dem auch glücklich ist, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Auf jeden Fall findet in diesem Kontext das erste Treffen mit ihrem Roboter statt.

Tom, der Humanoide, wurde von der “Fabrik” produziert und bereits mit jenen Algorithmen geladen, die bei Alma das größte Glück erzeugen sollten. Sie sitzen in einem Tanzlokal und Tom beginnt die Konversation mit “Alma, du bist eine wunderschöne Frau”. Alma war dessen Künstlichkeit sofort klar, nahm es aber erst einmal hin. Allerdings, als Tom das Gespräch mit: “Deine Augen sind wie zwei Bergseen, in denen ich versinken möchte” fortsetzte, war das beinahe das Ende des Experiments.  Gerade in dem Augenblick gerät die Maschine in eine Endlosschleife und muss repariert werden. So hat Alma noch einmal Zeit, das Ganze zu überdenken.

Sie sitzt in einem Café und schaut gedankenverloren auf die Straße hinaus. Dort sieht sie spielende Kinder, eine Familie und alte, mobile Menschen. Alles Lebensumstände, die sie mit Glück in Verbindung bringt und selbst nicht hat. Trotzdem ist sie der festen Überzeugung, dass dieses Beziehungsexperiment mit Tom ihre Probleme nicht lösen wird. Im Übrigen weiß sie ohnehin schon, was in ihrem Gutachten nach der dreiwöchigen Testphase stehen wird. Am nächsten Tag ist der Roboter abzuholen und die Beziehung zu einem künstlichen Wesen beginnt.

Bereits während der Heimfahrt kommt es zu ersten Kommunikationsproblemen. Tom schlägt vor, dass Alma den Autositz höher und etwas senkrechter stellen sollte. Das würde die Unfallwahrscheinlichkeit um 27% reduzieren. Alma fühlt sich bevormundet und reagiert abweisend, indem sie den Autositz genau gegenteilig verstellt.  Wäre Tom nun ein Mensch, würde er in dieser Situation mit einer Entschuldigung wie:  “Ich hab’s ja nur gut gemeint” reagieren. Tom als Maschine sagt aber: “Gescheiterte Kommunikation ist die einzige Möglichkeit, den Algorithmus zu verbessern – bald ist jeder Schuss ein Treffer”.

Sprachliche Kommunikation bedarf einer hohen intellektuellen Leistung. Bis vor kurzem war der Mensch das einzige Wesen mit so einer Fähigkeit. Einhergehend mit der Entwicklung lernfähiger, künstlicher, neuronaler Netze gehören Sprachassistenten zu den Standard-Apps von Handys, Autos und Haushaltsgeräten. Neben der Beobachtung von körperlichen Reaktionen ist es die Sprache, die uns ein Bewusstsein im ALTER (Anderen Wesen) vermuten lässt. Wie sich später im Film noch herausstellt, ist die Verkaufsmitarbeiterin der “Firma” auch ein Roboter, was weder für Alma noch für die Zuschauer erkennbar ist. Wenn wir also erkennen, dass ein Wesen über Qualia, Innenleben, Erfahrungen und Bewusstsein verfügt, macht es keinen Unterschied, ob es diese wirklich hat oder nicht. Wenn etwas salzig schmeckt, ist es auch völlig egal, ob es gesalzen ist oder nicht.

Zuhause angekommen bekommt Tom ein eigenes Zimmer. Seine erstaunte Reaktion: “Schlafen wir nicht gemeinsam” kontert Alma mit “Mich in Ruhe zu lassen macht mich am glücklichsten”. Tom versucht nun mit verschiedenen Aktivitäten die Liebe von Alma zu gewinnen – genau dafür wurde er konstruiert. In der Wohnung Ordnung schaffen, ein opulentes Frühstück zu servieren und ein sinnliches Bad vorzubereiten (93% der Frauen träumen davon), scheiterten definitiv.

Eine erste Annäherung bewirkt das Schuldgefühl von Alma, nachdem sie Tom sehr lange warten ließ. Er bekommt den Wohnungsschlüssel: „Hier, damit du das nächste Mal nicht im Regen stehen musst”. Darüber hinaus wird er am nächsten Tag zur Arbeit mitgenommen. Sie vereinbarten Tom als Branchenkollegen vorzustellen. Mit der Anweisung von Alma “Du sagst am besten gar nichts“ sollte es keine Probleme geben. Daraus wurde schon einmal nichts und die Geschichte nimmt eine dramatische Wendung. Tom analysiert das Projekt und stellt fest, dass in Buenos Aires ein Team ebenfalls daran arbeitete und bereits veröffentlicht hat.  Für Alma bricht eine Welt zusammen.

Keine Beziehung, keine Kinder, keine Perspektiven und jetzt auch noch der berufliche Misserfolg. Alma ist fertig und betrinkt sich. In diesem Zustand küsst sie Tom mit dem Wissen, dass ein Sensor ihn sexuell stimuliert. Sie will Sex: “Ich will jetzt wissen, wie es ist mit dir zu vögeln”. Die logische Maschine Tom vermutet, dass nach Sex unter Alkoholeinfluss am nächsten Morgen bei Alma ein äußerst schlechtes Gefühl und Reue entsteht und die Beziehung enden würde. Er lehnt ab: “Du musst jetzt schlafen“ und geht in sein Zimmer. Etwas nicht zu bekommen, steigert das Verlangen nach ebendiesem.  So auch hier. Tom darf nun zu ihrem Vater mit und auf eine Housewarming Party bei ihrem Ex mit.

Bei ihrem Vater schauen sie gemeinsam mit der Schwester von Alma alte Urlaubsfotos an. Jenes Bild mit dem Jungen Thomas ist insofern bedeutend, als beide Schwestern in ihn verliebt waren.  Alma: “Das war die schönste Zeit und der schönste Platz in meinem Leben. Hier war ich glücklich”.  Diese Gegebenheit war der “Firma” bekannt, als Tom und sein Algorithmus für Alma konfiguriert wurden. Ähnlichkeit im Namen und im Aussehen war eine Konsequenz. Alma erkennt zusehends mehr ihre Jugendliebe im Roboter.

Auf der Housewarming Party treffen sie Alma’s Chef, der sie mit dem Roboter verkuppelt hat. Im Rahmen der Vorstellung wird der Chef unpässlich und betatscht Tom intensiv. Tom reagiert mit abgehackter Robotersprache:

Tom_ist_ein_Roboter_und_kann_auch_sprechen”.

Gleich anschließend spricht Tom mit Alma im normalen menschlichen Modus. Der Chef reagiert entsetzt: “Hast du mich gerade vorgeführt?”. Ja meint Tom: “Es war aufgelegt” und Alma: “Was würdest du machen, wenn dir jemand ins Gesicht greift?“ Darin spürt man schon einiges an Nähe zu Tom. Des Weiteren zeigt die Fähigkeit, kontextbasierte Witze machen zu können, vom Vorhandensein eines Bewusstseins.

Bereits nach wenigen Tagen hat sich die Beziehung so vertieft, dass sie Tom ihr größtes Geheimnis anvertraut. Sie zeigt ihm das Foto eines Embryos, ein Kind, das sie verloren hat und dadurch unfruchtbar wurde. Alma: “Es gibt einen Graben zwischen uns. Illusion ist eine andere Realität. Mit uns beiden kann es nichts werden”.  Als außenstehender Beobachter kann man ab jetzt nur mehr das Beziehungsproblem zweier Menschen erkennen und nicht mehr ein Experiment mit einem Roboter. Frustriert läuft Alma davon und Tom auf der Suche hinterher.

Sie finden sich im Museum wieder. Alma versteckt ihren Geliebten vor dem Wachpersonal und es kommt zum vorläufigen Höhepunkt ihrer Beziehung. Sie haben intensiven Sex. Danach fragt Tom, wie es eigentlich ist, einen Orgasmus zu haben. Alma:” Dabei ist man Teil eines Größeren Ganzen”. Am Morgen weint Alma, weil: „..die Nacht so schön war“. Sie bricht den Versuch mit den Worten: “Ich spiele Theater, ohne Publikum, nur für mich” ab.  Das könnte ein Querverweis zur Theater-Metapher von Bewusstsein sein. Dabei stellt der jeweils beleuchtete Schauspieler auf der Bühne das Bewusstsein dar.

Sie schickt Tom in die “Fabrik” zurück. Dort kommt dieser jedoch nicht an und Anna begibt sich wieder einmal auf die Suche. So als ob sie wüsste, wo er ist, fährt sie zum Urlaubsort ihrer Kindheit und wird auch fündig. Alma:” Ich wünschte dich nie kennengelernt zu haben. Ein Leben ohne dich ist ein Leben ohne dich” und das ist Liebe.

Im Gutachten bewertet sie das Experiment völlig anders. Humanoide Roboter als Ehepartner führen zu:

  • permanenter Erfüllung aller Wünsche
  • konflikt-unfähigen Menschen
  • Unfähigkeit mit Menschen Kontakt aufzunehmen
  • fehlendem Antrieb zum Erhalt einer Beziehung
  • einer Gesellschaft von Abhängigen
  • abrufbarer Bestätigung der eigenen Person

und das lehne ich entschieden ab.

Figur 1

In der Figur 1 sind Alma und Tom diametral dargestellt. Alma „natürlich“ und auf der höchsten bekannten Bewusstseinsstufe. Tom hingegen ist ein Meisterwerk des Künstlichen, aber auf einer äußerst niedrigen Bewusstseinsstufe. Ähnlich dem c.elegance Wurm mit einem zentralen Nervensystem von 383 Neuronen auf der natürlichen Seite. Organoide sind zwar biologische Konstrukte, aber vom Menschen künstlich erzeugt. Damit werden für Forschungszwecke sehr kleine Gehirne mit minimalem Bewusstsein gezüchtet. Die höchste Stufe von künstlichen Systemen hat das Internet als Ganzes gesehen. Fünf Milliarden Handys dazu, Server, Computer und IoT’ s in Form einer “Small World” Architektur vernetzt, könnten den Schluss auf ein Bewusstsein erlauben. Nachgewiesen konnte das bisher noch nicht werden. Genauso wenig wie der “Emergente Mensch”. System mit vielen interagierenden Teilen zeigen ein Verhalten, welches im Einzelnen nicht auftritt. Bekannte Beispiele aus der Natur sind Termiten, Schwärme und das menschliche Gehirn. Bewusstsein ist eben was Emergentes. Auch hier gibt es nur Spekulationen darüber, aber keine veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten. Hingegen ist der Transhumane Mensch schon gut erkennbar. An sich ein natürlicher Mensch mit künstlicher Erweiterung wie Exoskelett, Cochlea Implantaten, Herzklappen, uvm. Besondere Aufmerksamkeit hat Elon Musk mit seinem Neuralink hervorgerufen. Ein im Gehirn implantierter und verbundener Chip ermöglicht eine direkte Kommunikation. Sprache und Sinnessysteme sind dann nicht mehr erforderlich.

Der gegenständliche Film handelt in der nahen Zukunft. Eine technologische Entwicklung wie ”Tom” ist in absehbarer Zeit jedoch nicht zu erwarten. Sollten derartige Produkte auf den Markt kommen ist sehr wohl mit einer breiten Käuferschicht zu rechnen. Als Spielzeug, zur Unterhaltung aber auch als Alten- und Krankenpfleger. Aktuell sind es Geräte von Boston Dynamics, die Sophia von Hanson Robotics sowie der Optimus von Elon Musk. Letzterer verwendet den gleichen KI-Prozessor wie die Tesla Autos und soll daher nach Aussagen der Konstrukteure schneller menschliche Eigenschaften entwickeln als Konkurrenzprodukte. Könnte sein, weil Bewusstsein immer ein Umfeld voraussetzt.

Weitere Filme zum Thema “Künstliches Bewusstsein”:

Her”                           2013    Körperloses Bewusstsein

Das Haus (Thriller)” 2021    Entkörpertes Bewusstsein

Transcendence“       2014              Hochgeladenes Bewusstsein

Westworld- ”              2016    Soziale Konsequenzen

Weitere Information zu Bewusstsein:

Website:                     spiritua.life

YouTube Kanal:         Bewusstsein Puzzle

Online KURS:            Bewusstsein und das Künstliche

Die Entscheidende Frage:

Werden wir Menschen die kommenden übermenschlich-intelligenten Computer beherrschen können, oder steht die Existenz der Menschheit auf dem Spiel?

https://www.youtube.com/watch?v=tMwdqv5fU2o&t=846s

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