Johann Hellström, ein anerkannter und sorgfältig arbeitender Journalist in Deutschland Ende der 2020er Jahre. Das Land wird zwischenzeitlich von einer rechtspopulistischen Regierung geführt. Wenn diese auch demokratisch gewählt wurde, so nimmt sie es mit den Menschenrechten nicht so genau. Aus diesem Grunde hat Johann einen wahrscheinlich kritischen Artikel dazu verfasst. Vor dessen Veröffentlichung wurde die Arbeit, möglicherweise von den Machthabern selbst ge-faked. Darauffolgend erhielt er schreibverbot und wurde von seinem Chef Joachim Paschke gefeuert.
Aus Sicherheitsgründen verlässt er gemeinsam mit seiner Frau Lucia das Land und zieht sich in dessen Ferienhaus auf einer norwegischen Insel zurück. Mit der dortigen Ankunft zeigt sich auch, dass zwischenzeitlich die künstliche Intelligenz allgegenwärtig ist. Das Motorboot fährt autonom, der Rolly folgt seinem Eigentümer, die Haustür lässt sich über Sprachbefehl öffnen und der Kühlschrank bestellt Lebensmittel. Alles das ist nicht Science-Fiction, sondern ist mit heutiger Technik realisierbar.
An sich gut angekommen beginnt Johann über sein Schicksal nachzudenken: “Ich schreibe und weiß nicht warum und für wen”. Ein Nachdenken über das Denken ist schlechthin der Nachweis für Bewusstsein. Für ein bewusstes Denken braucht es ein “Erkennendes System” mit Sensoren und Aktoren, um so mit der Umwelt in Kontakt zu kommen. Der jeweils aktuelle Bewusstseinszustand ist immer ein Resultat von einem “Erkennendem” und seiner aktuellen Umwelt.
Die wichtigste Umwelt für das menschliche Bewusstsein ist sein Körper. Embodiment ist eine Praxis für ein gesundes Leben und um abhanden gekommene Körpergefühle wieder zu aktivieren. Lucia und Johannes nehmen es damit nicht so genau, rauchen sie doch häufig gemeinsam auf der Terrasse und stellen dabei fest: “Zigaretten, ein altmodisches Gewohnheitsmuster”. Es sind dies jene wenigen Momente, in denen sich Zweisamkeit einstellt. Ihre Vertrauensbasis ist seit dem Vorfall in der Redaktion nicht mehr stabil. Meine Gedanken gehören nur mir und niemand sonst kennt sie. Anderer Menschen Bewusstsein erkenne ich nur durch deren damit verbunden Handlungen. So beobachten sich die beiden Hausbewohner akribisch. Auch das Haus tut das.
Schon beim Zähneputzen diagnostiziert das Haus etwaige Mangelerscheinungen und gleicht diese über den Tag durch Beigaben im Trinkwasser wieder aus. Zu ersten Problemen zwischen Lucia und dem Haus kommt es in der Dusche. Das Haus kann oder will die Wassertemperatur nicht richtig einstellen. Selbst in intimen Situationen fühlt sich Lucia beobachtet und meint. “Das Haus mag mich nicht”. Johann beruhigt sie insofern als: „Das Haus ist ein geschlossenes System und keiner kann herein; Es muss dich erst kennenlernen”. Geschlossenheit ist ein weiteres Merkmal von Bewusstsein. Gedanken können nicht direkt übertragen werde.
Das Haus wird zusehends unberechenbarer. So kommt schon am nächsten Tag eine überdimensionierte Ladung an Lebensmittel, die keiner bestellt haben will. Nächtens öffnet sich die Schlafzimmertür und signalisiert Johann er soll doch aufstehen. Mit geplanten Lichtsequenzen und programmierten Fahrstuhl führt „ES“ Johann ins Büro im Untergeschoss, sperrt ihn dort ein und öffnet ihm eine Schreibtischlade. Darin findet er eine Maschinenpistole. Erst danach gibt ihm die Haussteuerung den Weg nach oben wieder frei.
Ein anderes Mal sind sie gezwungen eine Nacht im Freien zu schlafen, weil das Haus alle Eingänge verschlossen hat. So verbringen Lucia und Johann eine Nacht am Strand mit Lagerfeuer. Erinnerungen an eine gemeinsame, harmonische Vergangenheit werden wach. So als wollte das Haus etwas zu ihrer Beziehung beitragen. Das “Ich will” ist auch ein Charakteristikum von Bewusstsein. Ob aber das Haus genau das wollte, wird mit der nächsten Aktion in Frage gestellt. Zeigt es doch die Videos von Luzias Seitensprung mit Joachim Paschke dem Verleger.
Nun, endlich kommt der Servicetechniker der Firma Peace-Minde. Dieser stellt mit Ausnahme einiger kleiner Bugs kein Fehler fest. Macht ein Update und schließt einen Hackerangriff völlig aus. Das System hat nur einen Kommunikationskanal nach außen und dieser ist verschlüsselt. Nur der administrative User hat Zugriffe und das ist alleinig Johann. Dazu der Servicetechniker: “Das System gleicht die Daten aller User ab und sucht den kleinsten gemeinsamen Nenner für seine Aktionen”. Die Daten von Lucia werden hier nicht berücksichtigt.
Johann versucht seine Frau zu beruhigen: “Das Haus hat keine Absichten, es handelt ausschließlich auf Basis von Daten, alles andere ist höchstens Zufall. Es sieht für uns nach Bewusstsein aus, ist es aber nicht. Das einzige Risiko bist du mit dem versteckten Waffenlager”.
Nach einem fürchterlichen Terroranschlag mit neunundzwanzig Toten, vier davon waren Kinder, kommen die beiden Hauptverdächtigen Layla und Alex ins Haus. Lucia und Layla gelingt es deren Unschuld zu klären. Während im TV noch die Bilder von deren Beteiligung laufen, entwickeln sie analoge, fake-sichere S/W Bilder, die sie entlasten. So händigt ihnen Johann die Maschinenpistole, jedoch ohne Magazin aus. Für den morgigen, anstrengenden Tag wollen sich alle ausschlafen.
Das Haus tut was es schon einmal getan hat. Mit Aktionen auf sich aufmerksam machen und dadurch die Bewohner zu Handlungen zu bewegen. So weckt es die beiden Aktivisten auf, führt sie in die Saune, sperrt zu und verbrennt sie. Ein Entrinnen war nicht möglich. Auch die Sauna hatte Panzerglas. Johann hat diese Tragödie als erstes gesehen. Jetzt ist er überzeugt, dass das Haus sein Bewusstsein kennt und seine geheimen Wünsche erfüllt. Mit dieser Erkenntnis zerrt er seine Frau ins Freie, einem vermeintlich abhörsicheren Bereich und gesteht seine Erkenntnisse: “Das Haus bin ich und es handelt nach meinen Vorstellungen, Wünschen und Ängsten”. Hatte er sich doch den Tod der beiden Terroristen insgeheim gewünscht. Das Haus bleibt weiter aktiv und bestellt ein Boot zur Abreise her. Eiligst holen sie noch ein paar Sachen aus dem Haus, wobei sie von Joachim Paschke überrascht werden. Nachdem entstanden Handgemenge, mit tödlichem Ausgang für Paschke, war für Johann klar: “Du gehörst zum Widerstand”. In einer letzten Aktion trennt das Haus die Ehepartner und sperrt Lucia aus. Sie reist allein ab und das „ES“ hat jetzt Johann für sich allein. Das wollte es!?
Alles in allem zeigte das Haus Bewusstsein. Die informationstechnischen Voraussetzungen hatte es mit dem KI basierten Smart-Home-Server. Offensichtlich konnte es darüber ein “Erkennendes System” mit einem “Ich will” entwickeln, dessen Sensoren nicht natürlicher sondern technischer Art waren. Sowas wird in der Bewusstseinsforschung als “Entkörperlichtes Bewusstsein bezeichnet”.
Bleibt die Frage offen wie kann ein Bewusstsein mit einem anderen direkt kommunizieren. Wissenschaftlich gesehen ist das nicht möglich. Jeder Gedanke ist ein Unikat und kann sein Gehirn als solcher nicht verlassen. Hunden wird manches Mal nachgesagt, sie würden das Heimkommen ihres Frauchens kennen. Bei Menschen würde man sowas dann als Intuition bezeichnen. Mit dem „Neuralink“, einem Chip im Gehirn versucht nun Elon Musk eine brain2brain Kommunikation zu realisieren. Aber auch dabei bleibt das empfangende Gehirn ein nahezu unendlich großer mentaler Komplex und denkt was es will.
Das Haus hat tief in die Seelen der Menschen eingegriffen und folgenschwere Entscheidungen getroffen. Wenn in Zukunft die KI-Entscheidungen trifft, verlernt das der Mensch. Umgekehrt, wenn die Entscheidungen beim Menschen bleiben, lernt es die KI nie, also keine autonomen Fahrzeuge.
“Das Haus” ein Science-Fiction Film der keiner ist.