Matrix

Matrix 1 – Inhaltliche Kurzfassung

  1. Im 21. Jhdt führt die Menschheit einen Krieg gegen die von ihr selbst geschaffene KI.
  2. Dabei verdunkeln die Menschen den Himmel, um der KI die Energiezufuhr zu unterbinden.
  3. Die KI gewinnt den Krieg und lässt die Menschen in Reagenzgläsern weiterleben und bezieht von dort die Energie.
  4. Menschen leben in einer Nährstofflösung und das Bewusstsein wird von einem Computerprogramm – der Matrix – simuliert.
  5. Die Menschen kennen also keine Realität, sondern nur mehr das, was ihnen die Matrix vorspielt.
  6. Damit auch ja keiner in die Realität entflieht, hat die Matrix Antivirenprogramme installiert. Das sind die Agenten.
  7. Es gibt noch eine einzige Stadt – ZION – die noch nicht von der Matrix besetzt ist.
  8. Von dort aus agiert Morpheus, Trinity und eine kleine Crew auf dem Raumschiff Nebukadnezar.
  9. Damit suchen sie Kollaborateure in der Matrix Menschen, die an der Realität zweifeln. So einer ist NEO. Das Orakel hat in ihm auch den Auserwählten deklariert.
  10. Beim ersten Kontakt mit Morpheus spielt die Szene mit der roten und blauen Pille. Neo nimmt Rot für die Wahrheit.
  11. Jetzt beginnt der Kampf gegen die Matrix.

In diesem Artikel geht es um Macht. Wer oder was hat Einfluss auf mich, unter wessen Kontrolle stehe ich und wie werde ich manipuliert. Matrix – der Film hat dieses Thema im Jahre 1999 aufgegriffen. Die Kontrolle eines Systems, über die Gesellschaft, ist dann unter dem Motto “Wir leben in der Matrix” bekannt geworden. Seit daher wird die “Matrix” in beinahe jeder Verschwörungstheorie zitiert. Totale Kontrolle, so wie im Film durch KI dargestellt, ist kein alleiniges Phänomen von Digitalisierung. Monistische politische Systeme (Kaiser, Diktator) waren schon immer in der Lage ganze Völker zu kontrollieren. Religionen haben sich im Laufe der Jahrhunderte von ihrer ehemaligen Aufgabe, als Heilsbringer, hin zu brutalen Herrschaften entwickelt. Dem digitalen Unternehmen GAFAM wird heute eine Macht nachgesagt, die so noch niemand auf der Welt hatte. Wie bekommt nun etwas oder irgendwer Einfluss auf mich?

Kontrolle kann direkt oder indirekt ausgeübt werden. Im psychologischen Sinn versteht man unter direkt alles das, was unmittelbar sensorisch erfahrbar ist. Macht die auf mich wirkt, also deren Auswirkungen ich spüre, sehe oder höre, gehören zur direkten Kontrolle. Das sind physische Gewalt, Bilder über Folterungen, Schreie, usw. Muss aber nicht negativ sein, sondern können auch liebevolle Berührungen, schöne Bilder oder Musik sein. Sexualität ist dabei eine besondere Möglichkeit Macht auszuüben – sowohl im guten als auch im bösen Sinne.

Exkurs Gut/Böse: Vieles, was Schmerzen mit sich bringt, wird als Böse bezeichnet und fast alles was Freude bereitet als gut. Es gibt aber genau das diametrale Phänomen auch. Schmerzen als Büßer sind gut. Freude, die ein Diktator bereitet, ist Böse. Gut und Böse sind kulturelle Ausprägungen. Die Bewertung einer Situation muss daher immer im Kontext einer Kultur gemacht werden. Wenn sich ein gottgläubiger Mensch in die Luft sprengt, kann das von einer Gesellschaft als Verbrechen gesehen werden. Während er von einer anderen Kultur als Heiliger verehrt wird, weil er “so was Gutes” getan hat.

Der Konstruktivismus, eine der neueren psychologischen Strömungen, bringt auch eine neue Sichtweise auf die Kontrolle von Menschen und Gesellschaften mit sich. Der Begriff beschreibt die Entkopplung von Außen- und Innenwelt. Demnach konstruiert sich der Mensch seine Umwelt im Gehirn. Selbst eine völlig gleiche Umgebung schaut bei jedem im Gehirn anders aus. Die Neurowissenschaften bestätigen das indirekt. Hundert Milliarden Gehirnzellen werden über nur 200 Mio. Sinneszellen gespeist. Da ist viel Platz für Konstruktion. Ein nach Macht strebender Mensch oder ein solches System könnte also im Subjekt eine Welt erzeugen, die indirekt Lust und Pein auslösen kann. Im Mittelalter war es die Konstruktion des Teufels, welche der Kirche so viel Macht verlieh. Indirekte Macht entsteht prinzipiell vor deren Ausübung. Im nationalsozialistischen Deutschland hat das NAZI Regime diese Praxis entwickelt. Dort ist es gelungen, eine Welt zu konstruieren, die aus einer edlen Rasse sowie minderwertigen Menschen besteht. Der nationalsozialistischen Propaganda ist so eine Konstruktion gelungen. Indirekt Ursache für spätere direkte Machtausübung. Die heutige Cineastik ist in der Lage, eine Welt der Extremen, zwischen Utopie und Dystopie, aufzubauen.

Kontrolle kann bewusst oder unbewusst erfahren werden. Die Unterscheidung zwischen bewusst und unbewusst ist nicht so einfach. Eine bewusste Erfahrung macht der Mensch dann, wenn er zwei Ereignisse als solche getrennt voneinander und vergleichend mit dem episodischen Gedächtnis erkennen kann. Sehr bewusst ist eine Erfahrung dann, wenn die Ursache einer Wirkung das Selbst ist. Je mehr ich als Ursache infrage komme, umso größer ist auch mein Selbstbewusstsein. Die Fähigkeit zur “Self Expression” ist bei Politikern erforderlich und je besser, umso größer ist die Chance, gewählt zu werden. Menschen in Machtpositionen wissen, um die Wirkung der eigenen Person und inszenieren diese noch zusätzlich. Das passiert bei der Geburtstagsfeier der Queen, beim Social Media Wahlkampf so wie bei den YouTube- Stars. Vieles von dem, was auf uns einströmt, bleibt im Unbewussten. In diesen Fällen kommen die Daten über die Sinnessysteme herein und werden genauso verarbeitet. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Gehirnaktivitäten lokal begrenzt bleiben und so die Aufmerksamkeitsschwelle nicht überschreiten. Bewusst wird erst dann etwas, wenn mehrere Regionen zum gleichen Event aktiv werden. Daher finden multimediale Ereignisse leichter den Weg ins Bewusstsein. In der Serie “American Gods” ist es die Media, die um Aufmerksamkeit buhlt. Unbewusst bleiben auch Ereignisse, die immer zur gleichen Wirkung führen. Das Anhalten an einer Verkehrskreuzung bei Rot ist immer das gleiche – passiert unbewusst. Hätte man das Rot einmal beinahe übersehen, so wird einem das so bewusst, dass es bis zu Schweißausbrüchen führen kann.

Wenn wir nun die vier Ausprägungen von Kontrolle (direkt/indirekt und bewusst/unbewusst) nach dem Vier-Quadranten-Modell von Ken Wilber anordnen, bekommen wir die folgenden Felder:

 

Matrix

 

KULTUR – indirekt und bewusst:

Kultur ist eine Konstruktion, die Menschen bewusst entwickeln und unbewusst leben. Die jüdische Kabbala ist der Prototyp so eines Konstrukts. Mit höchster Präzision und exakter Logik wird hier die Beziehung zwischen Schöpfer und Mensch beschrieben. Eine Evidenz ist in der sensorischen Umwelt dafür nicht zu finden. Eine ähnliche Konstruktion ist das Inferno von Alighieri Dante. Der Teufels Kult hat im Mittelalter der Kirche enorme Macht gebracht. In der heutigen Zeit erleben wir Bildung als primäre Kultur. Sofern die Macht vom Volk ausgeht, ist es gut, wenn dieses im höchsten Maße ausgebildet ist. Am besten konnte man den Schwenk vom Proletariat zum Gebildeten in China beobachten. In Westeuropa erleben wir derzeit den Gender-Kult. Sobald jemandem eine Kultur zuarbeitet, ist er alleine deshalb schon mächtig, weil alle das gleiche Tun.

NAT-ART direkt und bewusst:

Die natürliche Umwelt und die darin geschaffenen Artefakte kann der Mensch sensorisch und unmittelbar erleben. Schmerzen und Wohlbefinden sind Empfindungen, die wir unmittelbar sensorisch erleben. Etwas abstrakter wären das dann Leid und Lust. Wer also in der Lage ist, bei Anderen diese auszulösen, ist bereits in einer sehr mächtigen Position. Menschen haben immer Angst etwas zu verlieren oder etwas nicht zu bekommen. Damit ist das “Management” von Angst einer der stärksten Machtfaktoren und wird von jeder Führungskraft beherrscht. Wer als Schamane den Blitz lenken konnte, war mächtig. Umgekehrt, wer im Mittelalter rothaarig in einer Hagel Gegend lebte, hat Macht schmerzlich erleiden müssen. Sexualität ist mit Lust und Schmerz die stärkste Kraft in der geschlechtlichen Beziehung zwischen Männer und Frauen.

FIKTION – Indirekt und unbewusst:

Fiktion ist eine Welt, die ohne sensorischen Input entsteht und auch nicht ins Bewusstsein kommen muss. Der Traum, als Beispiel dafür, war in historischen Kulturen sehr wichtig. Viele Herrscher haben sich dazu Traumdeuter gehalten. Der Mächtige dabei war nicht der Regent, sondern eben der Traumkundige. Heute wird manchen Menschen – und wir kennen alle solche- nachgesagt, dass sie einer Fiktion nachlaufen. Wer also eine Fiktion erzeugen kann, der hat Folger, ist damit Früher und gelangt so zu Macht. Er muss nie beweisen, dass etwas real funktioniert. Im Unterschied zu einem Visionär, der muss das schon zumindest irgendwann einmal. Die wohl stärkste Fiktion ist das Wesen Gott und das meist damit verbundene Paradies. Thomas Morus hat mit seiner Utopia was Paradies Ähnliches konstruiert. Eine moderne Fiktion wird in StarWars mit dem Leben im Universum gezeigt.

MATRIX – direkt und unbewusst:

Etwas direkt und gleichzeitig unbewusst zu erfahren kennen wir seit den Matrix Filmen. Den direkten sensorischen Input erhalten die Menschen über Schläuche und Leitungen, während sie in Brutkästen liegen. Das Dramatische darin ist, dass sie genau von dieser Realität nichts wissen. Sie erleben eine Welt, die ihnen eine höhere Macht vorspiegelt. Im heutigen Sprachgebrauch wird die Matrix als eine Kontroll- und Steuermechanik verstanden die auf Menschen wirkt ohne dass sie es wissen und schon gar nicht die dahinter liegende Kraft erkennen können. Im Film ist es klar gewesen, dass die künstliche Intelligenz und deren Programme (Agenten) die Macht hatten. Wer ist das in der heutigen globalen Welt?

Wahrscheinlich nicht die Bilderberger, die Jesuiten oder einzelne Milliardäre. Die Computerriesen GAFAM auch nicht!. Es ist die Netzintelligenz, welche die Macht hat. Das Netz trifft Entscheidungen nach Regeln, die wir (noch) nicht kennen. Damit ist dieser Macht auch kaum etwas entgegenzusetzen. Auf jeden Fall sind es Milliarden Menschen und in Zukunft noch mehr intelligente IoTs, die vernetzt genau das ergeben, was wir Matrix nennen. Über Mixed Realities bekommen wir eine Welt vorgespiegelt, die sich wahrscheinlich immer weiter von der uns bekannten Natürlichen unterscheidet.

Global haben wir heute eine Macht geschaffen, die uns 1999 der Film schon gezeigt hat, es damals aber kaum wer verstehen konnte.

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