Die Matrix – ein Phänomen der Digitalisierung

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Bewusstsein 2.0 – Teil 15

Es sind jetzt zwanzig Jahre vergangen seitdem der Film “Die Matrix” produziert wurde. In die Kinos kam er 1999 und war der Film zur Jahrtausendwende. Zu dieser Zeit waren viele Menschen und vor allem die Medien auf der Suche nach Signalen für einen damit verbundenen Paradigmenwechsel. Im Nachhinein kann man sagen, dass die Matrix der mediale Trigger in die postindustrielle – digitale Welt war. Es war der erste Film bei dem Actionszenen durch digitale Produktionstechniken erzeugt wurden. Damit war es möglich die virtuelle Seite der Matrix, also jene bei der Schwerkraft und Zeit keine Rolle spielen, zu erzeugen. Die Produktionskosten lagen damals bei ca. $ 60 Mio – eingespielt hat der Film $ 460 Mio. Damit entstand eine Vorlage für viele nachfolgenden Science Fiction Filme wie Star Wars, Herr der Ringe oder Avatar. Der Kampf zwischen virtueller und realer Welt wird durch  Action- und Gewaltszenen dargestellt. Allerdings im Vergleich zu “Herr der Ringe” mit relativ wenig Spielzeit. Dafür nahmen sich die Drehbuchautoren mehr Zeit für den philosophischen und spirituellen Gehalt. Dieser war bei “Herr der Ringe” kaum mehr zu erkennen.

Inhaltlich wurden in Matrix sehr viele geistige Themen eingebaut. Aus philosophischer Sicht ist es das Höhlengleichnis von Platon. Dort befinden sich Menschen ein Leben lang in einer Höhle sitzend und so angebunden, dass sie nur auf die vor ihnen liegende Wand schauen können. Hinter ihnen brennt ein Feuer und dazwischen läuft ein Puppenspiel, dessen Schatten auf die Höhlenwand geworfen wird. Das ist dann die Realität für die Höhlenbewohner. So versuchen sie nun aufgrund dieser Wahrnehmung die Welt zu verstehen, was natürlich nicht möglich ist. Es gibt aber auch Zweifler. Einer von ihnen (Neo) wird hinaus geschickt um nachzuschauen. Er wird von der Sonne geblendet und kann eigentlich nichts erkennen. Als er zurückkehrt schmerzen ihm die Augen und er kann ob der Blendung auch die Schatten nicht mehr sehen. Hier sagt Morpheus zu Neo: “Jedem der die Wahrheit das erste Mal sieht, dem schmerzen die Augen”. Der Film transportiert damit die philosophische Erkenntnis, dass unsere Realität nur eine Möglichkeit ist und dass es schwierig bis unmöglich ist die tatsächliche Realität zu erkennen. Mit Denken alleine kommt man nicht dahinter (Höhlenbewohner), sondern man muss was tun. Im Film steht dafür Neo mit seiner Willensstärke und Kraft. Für eine wirkliche zuverlässige Bewusstseinserweiterung braucht es eine zusätzliche Sensorik mit der unsere Sinne erweitert werden. Digitalisierte Nanotechnik könnte sowas entstehen lassen – Digitale Extension.

Spirituell ist es der christliche Erlösungsmythos der die Handlung bestimmt. Neo ist der Auserwählte – der Erlöser, der die Menschheit von deren Gefangenschaft befreit. Es war im 21. Jhdt. als Menschen eine künstliche Intelligenz (K. I.) entwickelte, die schon nach kurzem die Weltherrschaft an sich zog. Um sich davon wieder zu befreien haben die “Digitalisierer” den Himmel verdunkelt um der K. I. die Energieerzeugung abzudrehen und damit das System wieder stillzulegen. Die K. I. war schlauer und nutzte von da an menschliche Energie für die eigene Versorgung. Menschen liegen schlafend, zur Energieabgabe in einem Brutkasten mit Schläuchen und Leitungen, an das System angebunden. Damit es zu keiner Rebellion kommt spielt ihnen die Matrix die natürliche Realität direkt ins Gehirn. Die Menschen erleben so ihr gewohntes Leben und wissen von der tatsächlichen Wirklichkeit nichts. Der natürliche sensorische Input wird durch ein Programm ersetzt. Neo ist nun der Auserwählte der die Menschheit davon befreien soll.

Mind Control ist die Matrix:

Jemand oder jedwas hat die Kontrolle über mein Denken und ich weiß es nicht.

So was erfahren wir mehr oder weniger häufig in unseren Träumen. Dort entstehen Wirklichkeiten auf die wir keinen Einfluss haben. Die Träume unterliegen nicht unserer eigenen Kontrolle. Es gibt also jemanden der uns steuert. In der gesamten Geschichte und unabhängig von Kulturen haben sich Menschen damit spirituell auseinandergesetzt. Der hebräische Schöpfergott hat die Welt / die Menschen erschaffen und steuert sie mit Angst. Der islamische Gott, die derzeit stärkste Matrix, hat ohnehin schon alles entschieden. In neuerer Zeit sind es die Verschwörungstheorien, die Hoffnungslosigkeit erzeugen. Der YouTube-Kanal ist voll mit Themen wie “Hinaus aus der Matrix”. Insbesondere Menschen, die durch das vorherrschende kapitalistische System benachteiligt sind, glauben gerne, dass die Bilderberger, Rothschilds, FED, EU, Scientologen, usw. die Macht haben unser subjektives Denken zu okkupieren.

Die Matrix, wie sie im Film existiert, ist eine Macht außerhalb unserer Welt. Wer das genau ist weiß man nicht. Sicher ist auf jeden Fall, dass es mit Hilfe eines Computerprogrammes die natürliche und reale Welt erzeugt. Wir leben also in einer Simulation die ausschließlich vom Programmierer gesteuert wird. Einen eigenen Willen gibt es dabei nicht und wenn doch, dann ist auch dieser programmiert. Damit so ein Programm läuft braucht es enorme Rechenleistung, die zur Zeit der Entstehung des Matrix Filmes noch nicht einmal denkbar war. Mit den vielleicht gewagten Ansätzen von Ray Kurzweil, mag es Theorien über solche notwendigen Kapazitäten geben. Meist nimmt das Speicher-, Rechner-, und Energiebedarfe  an, wie sie nur im gesamten Universum bereitgestellt werden kann. So gesehen und unterstützt von Quanten –  esoterischem Gedankengut – ist das “Alles” ohnehin nur eine pseudo-reale Welt.

Die Software (SW) wird im Film durch menschliche Agenten dargestellt. Der bekannteste ist Mr. Smith. Das ist ein SW-Objekt das beliebig oft instanziiert und geklont werden kann. Smith ist ein Security-Modul welches das Eindringen von Schadsoftware (Menschen) verhindern soll. Computerviren werden durch Würmer dargestellt. Für die Statistik ist das Orakel zuständig.

Es ist also unser Bewusstsein, welches von der Matrix unter seine Kontrolle gebracht worden ist. Bewusstsein als solches setzt sich zusammen aus einem erkennenden System, welches in der Lage ist unterschiedliche Ereignisse zu erkennen (differenzieren) und diese für weiteren Gebrauch zu speichern (integrieren). Dazu braucht es Sensoren und Aktoren die eine Verbindung zur Umwelt schaffen. Alles das zusammen macht das Bewusstsein aus. Möchte nun jemand von außen, also außerhalb unserer realen Umwelt darauf Einfluss nehmen, braucht es einen Zugang – eine Schnittstelle. Denken wir vorerst das jetzige digitale System als solches über das wir (noch) absolute Kontrolle haben. Das Interface dazu sind Komponenten wie Bildschirme, Tastatur, Spracherkennung, 3D-Brillen, usw. Wenn nun jemand von außerhalb auf unsere reale Welt Einfluss nehmen will, braucht er auch ein Interface – eine 4D-Schnittstelle. Erinnern wir uns an das Bewusstseinsmodell aus dem ersten Teil dieser Blogserie so könnte man dort das “Umfeld” durch das 4D-“Interface” ersetzen.

Bewusstsein 2.0 - Die Matrix

Unsere Realität hätte so gesehen eine Schale außerhalb – die Matrix, die alles steuert. Es darf auch die Frage danach gestellt werden, wer diese steuert oder was wir mit unserem Bewusstsein alles unter Kontrolle haben. Das Phänomen Matrix ist also eine infinite Regression. Wenn eine Schale erklärt ist, öffnet sich die nächste nach oben und unten bis ins jeweils Unendliche.

Wie könnten wir nun erkennen, dass wir von einer Matrix umgeben sind. Dazu bräuchte es sowas wie einen halbdurchlässigen Spiegel. Darin sollte man sich selber erkennen und auf die Matrix durchsehen können. C.G. Jung hat sich mit dieser Thematik beschäftigt und die Archetypen als äußere Macht erkannt. Heutige Archetypen sind dann nicht Krieger, Hexen und Zauberer sondern Geld, Porno, soziale Medien usw. Der halbdurchlässige Spiegel von Jung sind die Synchronizitäten. Dabei treffen zwei ursächlich nicht zusammengehörige Ereignisse zeitlich und/oder räumlich aufeinander. Inhaltlich haben sie sehr wohl einen Zusammenhang. Jeder hat solche Erfahrungen schon gemacht. Beispielsweise von jemanden geträumt und diesen am nächsten Tag getroffen.

Digitalisierung und Vernetzung führen zu vermehrten Vorkommen von Synchronizitäten. Je mehr unterschiedliche Interessen ein Mensch hat und dessen Befriedigung in der digitalen Welt stattfindet, umso mehr unerwartete Zusammenhänge entstehen. Die Wissenschaft vom Bewusstsein lebt genau davon. Digitalisierung als halbdurchlässiger Spiegel.

Das Orakel im Film hat über der Eingangstür “Erkenne dich selber” stehen. Allerdings wenn das Ego zu stark ist, bleibt der halbdurchlässige Spiegel nur reflektiv. Dann können wir die Matrix eben nicht erkennen.

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