TV-Serien

Die Psychologie

Es ist offensichtlich, dass das Ansehen von TV-Serien im Trend liegt – möglicherweise sogar ein Hype ist. Wenn man in Small-Talk-Situationen nicht sagen kann, welche Serie man im Moment schaut kann es sein, dass man nicht dazu gehört und etwas abseits steht.

 

So neu ist dieses Thema aber nicht, Serien gibt es schon seit den 60er Jahren. Ich kann mich erinnern, am Schwarz-Weiß-Fernseher als Kind die Serie „Familie Leitner“ gesehen zu haben. Auch Kinderserien waren damals bereits sehr verbreitet – wie Hund „Lassie“ und Pferd „Fury“ waren bestens bekannt. Letzt genannte Serien waren nur eine Aneinanderreihung von Episoden – die mit Ausnahme der Darsteller keine übergreifende Story hatten.

 

Eine der ältesten und längst-laufenden (derzeit 1543 Folgen) Serien im deutschen Fernsehen ist wohl die Lindenstraße. Das Besondere an dieser Serie ist die Einbettung von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen – beispielsweise sind Wahlergebnisse oder sportliche Großereignisse bereits am nächsten Wochenende in die Serie inkludiert. Auch gibt diese Serie die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen wieder. Diese Sendungen sind eigentlich ein Muss für alle Soziologie- und Kulturwissenschafts-Studenten.

 

Nun zu den neueren anglo-amerikanischen Serien. Um nur einige zu nennen – Mozart in the jungle, Games of Thrones, Heroes, House of cards, usw. Diese haben im Gegensatz zu älteren Serien eine Meta-Story. Dabei endet jede Episode am Höhepunkt der Spannung und macht damit neugierig auf die nächste Folge.

 

Darin lässt sich möglicherweise eine gewisse Erklärung für das Suchtverhalten bei den Serien erklären. Es sollten ja viele Konsumenten, die unmittelbaren Folgen vieler Episoden einer Serie anschauen. Es gehört schon eine gewisse Disziplin dazu, eine Episode pro Tag oder pro Woche anzuschauen. Wäre ein guter Effekt in der Persönlichkeitsentwicklung darauf Rücksicht zu nehmen.

 

Aus psychologischer Sicht dürfte es zwei weitere Aspekte geben. Zum einen ist das die Vorbildwirkung – die uns beeinflusst. Nach Genuss einer Episode kann man an sich selber erleben, dass man plötzlich Verhaltensweisen und Floskeln aus der Szene integriert hat. So wie halt kleine Kinder durch Nachahmung auch Lernen. Der positive Aspekt dabei wäre – sofern das so funktioniert – dass hier ein starkes Instrument zur persönlichen Entwicklung zur Verfügung steht. Es geht also nur mehr darum, die richtigen Serien auszuwählen. Potential an Serien ist ja genug da.

 

Der zweite Aspekt liegt in der Serienhaftigkeit – also im Wiederholungseffekt. Natürlich sind große Kinofilme – wie Avatar, Herr der Ringe, usw. – sehr beeindruckend. Ich sitze im Kino, erlebe einen audio-visuellen Supertrip. Sobald der Film vorbei ist und im Laufe der nächsten Tagen/Wochen verblasst der Inhalt wieder. Im Gegensatz dazu leben Serien vom Lerneffekt der Wiederholung. Genau dies macht jene Sendungen auch kräftig. Wenn ich mir über dessen Prozess bewusst bin, ist es OK. Meist geschieht es aber unbewusst.

 

Bei den genannten großen Kinofilmen geht es hauptsächlich um Action – Schlägerei, Krieg, Kampf. Bei den Serien gibt es das auch, hingegen enthalten diese meist auch einen emotional-dialogischen Teil. Diese wirken offensichtlich auf unser Bewusstsein nachhaltiger als nur Kampf.

 

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die heutigen Serien einer Meta-Story folgen, dialogisch sind und Attraktoren enthalten. Es ist davon auszugehen, dass persönliches Verhalten beeinflusst wird. Dazu gibt es ja Studien, die gut zeigen welche persönlichen Charaktere welche Serien anschauen.

 

Über den gesellschaftlichen und kulturellen Einfluss werde ich in einem meiner nächsten Blogs schreiben.

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