Bewusstsein 2.0

Bewusstsein 2.0 – Teil 19

Die Diskussion um Werte wird immer dann intensiver, wenn die Güter tatsächlich oder auch nur vermeintlich ungerecht verteilt sind. Die Zeit von 1850 bis 1950 war hauptsächlich von diesem Thema bestimmt. Die Erfindung von Dampfmaschine und Webstuhl in England hat zu massiven sozialen Unruhen geführt. Das feudalistische Herrschaftssystem ist zusammengebrochen und aus den Kolonialländern kamen Güter und Gold in zuvor nicht gekanntem Ausmaße. Die Nachwirkungen der französischen Revolution waren mit “Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit” auch noch zu verspüren. Karl Marx hat die seinerzeitige Industrialisierung mit der Ausbeutung der Arbeiter als völlige Fehlentwicklung erkannt und daraus einen neuen, revolutionären Gesellschaftsentwurf gemacht. Damit standen sich Liberalismus und Sozialismus erstmals gegenüber.

Diese beiden Systeme haben bezüglich Freiheit und Gleichheit, den Grundrechten des Menschen völlig andere Vorstellungen. Beide Ansprüche stehen widersprüchlich zueinander. Wenn Freiheit gefordert wird, beinhaltet das auch den individuellen Besitz von Produktionsmittel was wieder die Gleichheit aufhebt. Die philosophische Denkweise in dieser Zeit war durch Hegel und Marx geprägt. Während Hegel der Meinung war, dass alles Materielle aus dem Geistigen entstand meinte Marx es umgekehrt. Alles Geistige sollte aus den sozialen Massen (WIR) entstehen und nur daraus. Aus diesem Grund verneinen alle kommunistischen Systeme geistige Instanzen wie Religion, Kunst  und Spekulation. Der Liberalismus des Hegels führt zum Individuum, dem amerikanische Traum mit “Alles ist möglich” man muss es nur wollen. Kapitalistische System stellen das Individuum (ICH) in den Mittelpunkt. Diese vier Positionen, individual vs kollektiv und geistig vs materiell sind nun die Basis für die Überlegungen zur Werte-Ordnung in einer digitalen Welt.

Werte in einer digitalen Welt

Das Werte-Portfolio setzt sich somit aus vier Feldern zusammen. Das sind Kultur, Ressourcen, Eigentum und Bewusstsein. Um ein Verständnis für eine Werte-Ordnung in einer digitalisierten Welt zu bekommen ist es sinnvoll vorerst einmal die vier Dimensionen und deren “move” im Einzelnen anzuschauen.

Kultur wird von Global Mind überlagert:

Kultur im herkömmlichen Sinne sind Normen und Vereinbarungen die eine Gesellschaft über längere Zeit entwickelt. Kulturen sind räumlich begrenzt und haben eine ausschließende Wirkung. Jeder Mensch spürt ob er dazu gehört oder nicht. Das wiederum ist eine Folge von Bewusstsein. Umgekehrt darf man also annehmen, dass Kultur durch Bewusstsein entsteht. Die Globalisierung und die Interconnection lassen räumliche Positionierungen von Kulturen immer weniger zu. Das Kultur erzeugende Bewusstsein wird global. Die Grenzen einer Kultur sind dann nicht mehr Regionale oder Geografische sondern sind Inhaltliche. Menschen mit gleichen Interessen, Denkrichtungen, Einstellungen usw. treffen sich in einer digitalen Welt. Die “Gamer” haben eine weitgehend in sich geschlossene Kultur. Die Zugehörigkeit wird ausschließlich durch die spielerischen Fähigkeiten bestimmt. Die Inauguration besteht darin dass man ein bestimmtes Core erreichen muss. In dieser Gaming Kultur kann man gut erkennen, dass herkömmliche Normen wie Geschlecht, Geburt, Wohnort, usw. überhaupt keine Rolle mehr spielen. Ähnliche digitale basierte Kulturen sind Hacker, Crowder, Pokemons, usw.

Ressourcen – Nachhaltigkeit ist zwingend für das Überleben:

Die Industrialisierung mit Beginn im 19 Jht. wurde zu einem unersättlichen Ressourcen “Fresser”. Rohstoffe (Öl und Erze) wurden zu einem der wichtigsten Verfügungen. Begleitet vom globalen Bevölkerungswachstum und Massenkonsum entstand ein enormer Bedarf an materiellen Ressourcen und Energie. In naher Zukunft werden wir 9 Mrd Menschen ernähren müssen. Außerdem wollen wir auf diesem Planeten überleben. Sofern die Menschheit keine selbstverschuldete Apokalypse ausgelöst und es zu keinen kosmischen Störungen kommt wäre eine positive Entwicklung denkbar. Aber so viele Menschen versorgen geht nur mit den primären und sekundären Errungenschaften der Digitalisierung. Sekundäre Effekte der Digitalisierung sind Techniken die nur durch das Vorhandensein der binären Basistechnologie möglich sind. Dazu gehören alle bio- und gentechnischen Errungenschaften mit denen es z. B. möglich ist künstliche Nahrungsmittel herzustellen. Es kann und darf nicht sein, dass andere fühlenden Lebewesen nur für Nahrungsmittel geschlachtet werden. Neben dem ethisch, moralischen Gründen gegen die Massentierhaltung sind es vor allem Umweltbelastungen die dagegen sprechen. Egal was und wie man Güter produziert, man wird immer Energie brauchen. Also Energie ist im Überfluss vorhanden. Woran es mangelt sind Energiewandlungsmaschinen. Diese gibt es als Wind-, Wasser- und Gasgeneratoren. Kernfusion hat sich nicht so bewährt und heutige PV-Generatoren sind in unseren Breiten wenig effizient. Nachdem Energie überall steckt ist davon auszugehen, dass Digitalisierung das Energieproblem der Menschheit lösen wird. Für eine zeitgemäße Produktion von Verbrauchsgütern braucht man Energie, Materie und Information. Energie wird genug da sein; Information lässt sich beliebig vervielfachen und Materie kann damit eingespart werden. So könnte die Weltversorgung in Zukunft ausschauen.

Achtsamkeit ist die nächste Bewusstseinsstufe:

Man ist sich zwischenzeitlich ziemlich einig darüber, dass sich Bewusstsein in Stufen entwickelt. Dazu wurden verschiedene Modelle entworfen, die in dieser Blog-Reihe auch immer wieder erwähnt wurden. Wenn wir, wie oben schon beschrieben, auf diesem Planeten überleben wollen braucht es eine besondere Ausprägung von Bewusstheit nämlich die der Aufmerksamkeit. Wir müssen auf unseren Planeten “verdammt” gut aufpassen. Die Verwendung von digitalen Diensten kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Der Mensch hat subjektiv und nahezu das gleiche Erleben wie in der Old Economy. Dazu folgende Möglichkeiten.

  • Globale Urlaubsreisen nur mehr in der VR-3D-Brille – spart Treibstoff
  • Warenlieferung über 3D-Drucker – reduziert LKW-Verkehr
  • Autonome Fahrzeuge – reduziert den Fuhrpark auf ein Achtel
  • Bücher, Zeitungen, Werbungen nur mehr digital online – spart Papier
  • Bio Sensoren benutzen – führt zu mehr Gesundheitsjahren
  • Digitale Medien für eine eigene Biografie nutzen – meine Meinung zur Welt
  • Soziale Medien – Beziehungen zu anderen Kulturen – schafft Frieden
  • Reale und digitale Welt integrieren – bringt Integral Living (Ken Wilber)

Der Wert von “Nicht” Besitzen:

Ein Auto und ein Haus zu besitzen sind schlechthin die Statussymbole mit denen wir unsere Position im sozialen Gefüge bestimmen. Im Umkehrschluss bedeutet das “Nicht-Besitzen” die Zugehörigkeit zu einer sozialen unteren Schicht. Jetzt wächst eine Generation (X, Y, Z) heran die auf das Besitzen weniger Wert legen, als auf das Benutzen. Mit dem Weltbild das ohnehin alles im Überfluss da ist, kommt das Sharing Bewusstsein stärker zum Ausdruck. Wenn es ohnehin so viele heranfahrende Autos gibt warum braucht man dann noch Taxis. Für was braucht man Hotels, wenn ohnehin die Wohnungen einen ganzen Tag über leer sind. Wahrscheinlich wird das Auto dasjenige sein, welches als erstes den Eigentums-Charakter verlieren wird. Autonome Fahrzeuge die ich bei Bedarf nutzen kann. In der digitalen Welt werden demnach “Access Rights” wesentlich wichtiger als Besitz. Die Musikindustrie hat diesen Wandel bereits vollzogen. Kaum wer besitzt heute noch CDs. Man hat Nutzungsrechte bei Spotify, Amazon Music usw.

Generell wird der Werte-Wandel zu mehr Achtsamkeit und Bescheidenheit führen. Damit ist auch eine gute Chance für das Überleben auf diesem Planeten gegeben.

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