Die verschiedensten Wahrnehmungen der Realität

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Bewusstsein 2.0 – Teil 12

JA- sowas wie Realität gibt es! Immer dann wenn wir körperliche Schmerzen erleiden, wir uns verletzen oder eine Krankheit haben, dann spüren wir Realität. Auch psychische Realität ist uns bekannt, wenn wir uns z. B. von einem Partner trennen, ein Familienmitglied verstirbt oder wir den Arbeitsplatz verlieren. Eine besondere Ausprägung von sozialer Realität ist der spürbare Einfluss von Macht auf uns. Es sind also Angst, Freude und Schmerzen die uns Realität erkennen lassen – wirken lassen.

Realität könnte man auch als das beschreiben, was wir wahrnehmen und auf das was sich die meisten von uns geeinigt haben, dass es so ist. Zumindest soweit, dass wir darüber streiten können. Das Gehirn als Organ, welches hierüber die Entscheidung trifft, bekommt seine Daten dazu über die Sinnessysteme VAKOG und nur darüber. Diese Daten werden in den Sinnesorganen auf elektrische Impulse transformiert und dann im Gehirn elektrochemisch weiter verarbeitet. Das erzeugt eine Wirkung und wir erleben unsere Umwelt / den eigenen Körper und bezeichnen das als Wirklichkeit.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich unser Gehirn dabei etwas konstruiert ist sehr groß. Drei Millionen Sinneszellen versorgen etwa 80 Milliarden Neuronen im Gehirn – die können schon was. Zudem haben wir auch noch eine sehr eingeschränkte Sensorik. Aus dem elektromagnetischen Spektrum erfahren wir lediglich sichtbares Licht bei etwa 700 nm.  Andere bekannte und viele unbekannte physikalische Größen sind für den Menschen nicht erfassbar. Unsere Wirklichkeit ist also eine radikale Reduktion der Realität. Wir werden die Wahrheit wahrscheinlich niemals erfahren. Obwohl Digitalisierung wird uns die Entwicklung zusätzlicher Sensoren ermöglichen und mit künstlicher Intelligenz neue Modelle von der Welt präsentieren.

Die physikalische Realität umfasst alles das, was wir messen können und was bei beliebiger Wiederholung der Messung immer noch zum gleichen Ergebnis führt. Die bisher bekannten Größen sind Zeit, Raum, Ladung, Masse, Gravitation und Spin. Eigentlich kennen wir hier auch nur deren Effekte, die messbar sind und aus denen dann die Modelle der Welt gebildet werden. Diese sind nie endgültig, sondern müssen im wissenschaftlichen Sinne auch falsifizierbar sein. Die Ursachen für diese (physikalischen) Erscheinungen sind völlig unbekannt und sind entweder spekulativ oder religiös geprägt.

An dieser Stelle kann der Unterschied zwischen virtueller und realer Realität gut gezeigt werden. Beide haben dasselbe effektive Ergebnis. Wir sehen, hören, spüren usw. Im virtuellen Fall mit 3D-VR-Brillen und Handgriffen wie z. B. bei der HTC vive. Darüber hinaus wissen wir wie eine virtuelle Realität entsteht. Über Algorithmen werden in einem Computer Kontexte mit Inhalten erzeugt. Mit diesen kann dann ein Player in Interaktion treten. Die Algorithmen selbst entstanden durch menschlichen Intellekt. Wer jemals selber solche Programme geschrieben hat, kennt das Gefühl des “Schöpfers”.

Der Amerikaner Tom Campell stellt nun die Behauptung auf, dass unsere Wirklichkeit auch nichts anderes ist als eine virtuelle Realität. Dies insofern als die Effekte in beiden Fällen ja nur durch VAKOG und Gehirn entstehen und man bei gleichwertiger Auflösung keinen Unterschied mehr erkennt. Bereits nach wenigen Minuten 3D-VR spielen ist man wieder in der Realität. Obwohl – man völlig andere Effekte als in der natürlichen Realität generieren kann. Gravitation, Zeit, Kräfte, usw. können völlig anders konstruiert werden. Spiderman sein geht genauso gut wie mit Lichtgeschwindigkeit fliegen. CAMPELL folgert das eine natürliche Realität die gleiche Ursache hat wie die Virtuelle, nämlich Programme. Einfache Prozeduren wie z. B. zellulare Automaten sind in der Lage derart komplexe Systeme wie das Universum zu erzeugen. Trotzdem ist dann immer die Frage nach dem Schöpfer nicht beantwortet. VR-Systeme haben ihren Selbstzweck wie Game-Engines und Simulatoren. Darüber hinaus können auch Rückschlüsse auf die Konsistenz der natürlichen Realität gezogen werden. Ähnlich wie bei der künstlichen Intelligenz auf die Funktionsweise unseres Gehirns.

Eine Illusion ist ein Bild, welches das Gehirn erzeugt und wobei es zu einer falschen Interpretation des Realen kommt. Die Magie hat sich dieses Phänomen seit Jahrtausenden zu Nutze gemacht. Mit Computern generierte Bilder geht das noch wesentlich einfacher – wie folgendes Beispiel zeigt:

Video zu Computer generierte Bilder

Dabei dreht sich ein Rad innerhalb eines blauen Kreises obwohl das Rad gar nicht existiert. Die Erweiterung und Anreicherung der natürlichen Umwelt um künstliche Wesen (Entitäten) wird als Augmented-Reality bezeichnet. Einem großen Publikum ist diese Technik durch das Computerspiel PokemonGo bekannt geworden.

Bewusstsein 2.0 - Realitäten

Pokemon´s sind künstliche Wesen mit “Features” aus der Menge von Eigenschaften welche “liebliche Monster” eben haben. Ihre Existenz ist zweigeteilt. Einerseits existieren sie als Code in der Cloud und andererseits werden sie durch ein Smartphone auf die natürliche Realität projiziert. Der Player kann nun mit virtuellen Bällen nach den kleinen Monstern, die sich als Überlagerung auf der natürlichen Realität bewegen, werfen und so fangen. Das Smartphone fungiert hier als Mouse in der 3D-Realität – hinzeigen und drücken. Die Verbreitung dieser APP ist auch ein Beispiel für das Netzbewusstsein. Das Spiel an sich gibt es schon jahrelang. Aus ersten Improvisationen entstanden Anwendungen die laufend adaptiert wurden. Erst die Augmented-Version hat der Anwendung zum Durchbruch verholfen. Allerdings ist auch hier nicht bekannt was genau der Trigger dafür war. Ähnliche APPs gibt es ja eine Vielzahl. Auf jeden Fall  hat sie sich nach dem small world-Prinzip verteilt und wurde im Netz “bewusst”. Nach dem Höhepunkt ist das Interesse daran wieder zusammengebrochen. Bei Pokemon war es für den Menschen noch sehr leicht erkennbar was echt ist und was Überlagerung war. Bei künftigen Augmented Reality (AR) Konstruktionen wird zwischen AR und RR kaum mehr unterscheidbar sein.

Dieses Problem der nicht Differenzierbarkeit gibt es heute schon im Bereich der Social Media. In der “Screen Reality” ist zwischen wirklichen Ereignissen und Fakes nicht mehr unterscheidbar. Fakes können somit als wirklich angenommen werden und damit eben die Wirklichkeit steuern, wie politische Entscheidungen zeigen (Brexit, Trump). Bildschirme werden in Zukunft die Real Reality massiv überfluten. An allen denkbaren (Wände, Böden, Fenster) und undenkbaren Stellen (Kleidung, Haut, Luft) werden Bildschirme montiert sein. Der Datenstrom steigt exponentiell an, die bewusste Verarbeitung im Gehirn bleibt in etwa gleich. Also wird noch vielmehr Informationsverarbeitung im Unbewussten stattfinden. Bewusste Entscheidungen haben aber vielfach ihren Ursprung im Unbewussten. Wer also in der Lage ist die Screen Reality zu emotionalisieren wird die Social Reality am effizientesten steuern können.

Bisherige VR nutzen alle das VAKOG Sinnessystem als Medium, wobei das Visuelle am stärksten technologisiert ist. Allerdings sind auch Systeme denkbar, deren Sensorik auf nicht natürliche Sinnessystem basieren. Man kann sich Magnetfeldsensoren, Radioaktivitätssensoren uvm. Vorstellen, welche direkt mit dem Gehirn verbunden sind. Keine Transformation auf menschliche Sinnessysteme sondern nur direktes Erleben. Wahrnehmungen ohne natürliche externe Reize sind dann Halluzinationen. Völlig irreale Reality kann damit geschaffen werden.

Eine letzte Möglichkeit besteht nun nicht im Anreichern der natürlichen Realität sondern genau im Gegenteil in deren Reduktion „Reduced Reality„. Dort wo bisher Menschen waren braucht in Zukunft niemand mehr hinfahren. Ich denke an den Kultur- und Natur-Tourismus. Historische Einrichtungen wie Kirchen, Museen, Königsgräber, usw. können viel besser über VR Brillen erlebt werden. Auch Natur bringt über hochauflösenden TV-Bilschirme schon eine völlig neue Sicht. Dokus wie “Die große Wanderung der Gnus” zeigen sowas eindrucksvoll.  Um das zu erleben müsste man schon lange in Afrika bleiben und durchaus lebensgefährliche Situationen überstehen.  Wenn man nicht mehr hin muss kann man sich auch die Flugreise sparen. Die Verkehrsreduktion wird wahrscheinlich die größte spürbare Auswirkung von digitaler Realität werden.

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