Aus soziologischer Sicht ist eine Rolle ein Verhaltensbündel welches ein Mensch kontextabhängig;  also von seinem Umfeld her annimmt oder zugewiesen bekommt. Ein und dieselbe Person kann demzufolge mehrere Rollen annehmen, beispielsweise kann eine Frau Verkäuferin, Mutter, Tänzerin usw. gleichzeitig sein. Je nachdem welche Rolle man gerade zu „spielen“ hat, werden Verhaltensweisen sichtbar, die diesen Anforderungen gerecht werden.

Auch ein Bundespräsident muss Anforderungen gerecht werden. Er muss mit seiner Persönlichkeit den Staat repräsentieren (eigentlich Abbilden). Umgekehrt ist er das offizielle Erscheinungsbild eines Staates. Seine Aufgaben sind eher von geringerer Bedeutung; mit einigen Ausnahmen wie oberster Befehlshaber des Bundesheeres und Ernennung der Bundesregierung. Im kulturellen Sinne ist er auch die oberste moralische Instanz des Landes. Eine Rolle welche Macht, Autorität und Moral in sich Vereint hat auch spirituelle Attribute. Welche?

Paul Imhof verwendet den Begriff der Rollen aus dem spirituellen Kontext. Es geht dabei um die grundsätzliche Bestimmung eines Menschen. Er unterscheidet zwischen Männer und Frauen und darin wieder in drei verschiedenen Rollen. Die Männer als „Kamel“, „Löwe“ und „Kind“. Die Frau als „Junge Frau“, „Mutter“ und „schwarze Göttin“. Wichtig ist zu erkennen, dass ein Mensch nicht auf diese Rolle fixiert ist. Auch hier ist eine Dynamik möglich. (Siehe Abbildung)

Ein Mann kann hintereinander oder auch gleichzeitig alle drei Rollen annehmen. Wenngleich die Reihenfolge vom Kamel zum Kind sehr häufig im Leben von Männern zu beobachten ist. Besonders interessant ist das jeweilige Ergebnis. Das Kamel landet beim Burnout, der Löwe möchte zum Star werden und das Kind spielt sich in die Trance.

Die „jungen Frauen“ treffen eine Auswahl und warten bis zur Erfüllung, die „Mutter“ gibt unendliche Liebe – dies bis zur Selbstaufgabe und die „schwarze Göttin“ gibt Geschenke allerdings sehr selten und gelangt so zur Weisheit.

Diese Rollen erkennen wir in den unterschiedlichsten Lebenslagen. In den früheren Großfamilien war diese Rollenverteilung klar erkennbar, im heutigen Familienleben nicht mehr. Vielfach verlagern sich diese Rollen in den Freizeitbereich und den betrieblichen Bereich hinein.

Für die Bundespräsidenten Wahl 2016 in Österreich bewerben sich bislang sieben Kandidaten. Allesamt mit ausgeprägtem Persönlichkeitsprofil. Wer immer der/die PräsidentIn sein wird, bestimmt mit seinem Habitus auch teilweise die Rolle. Wir können gespannt sein ob wir von einem Löwen, einem Kamel oder einer schwarzen Göttin geführt werden. Die anderen drei scheiden ohnehin aus weil sich eben nur ältere Staatsbürger diesem aktiven Wahlrecht stellen. Leider keine „Jungen Frauen“, wodurch die Wahlmöglichkeiten sehr eingeschränkt sind.