American Gods

Das Geheimnis der Löffel – Sie spielen – Die Götter!

 

Einer der alten Götter, wie der afrikanische Anansi, wurde von den Amerikanern ins Land geholt. Nicht so wie Wotan der selber gekommen war. Anansi gehört in die Kategorie der Schöpfungsgötter. Er hat die afrikanische Welt, Sonne, Mond und den Menschen erschaffen. Was er sehr gut kann, ist Geschichten erzählen und spielen. Dem Mythos nach war Anansi auf der Suche nach der gesamten Weisheit der Menschen. Er hat alles gesammelt und als er es hatte, kam er zur Erkenntnis, dass es ihm an Weisheit mangelt. So haben die USA einen Trickser, Spieler und Datensammler importiert. Symbolisch hat Anansi zwei Ausprägungen. Einerseits ist er eine Spinne, macht ein Web und andererseits ist er Mr. Nancy der Gambler. Obwohl Anansi zu den alten Göttern gehört, konnten die neuen Digitalen viel von ihm lernen.

Mit Anansi ist auch das “Schwarze” ins Land gekommen. Das Weiße war schon da und ist von selber gekommen. Das schwarz – weiß Denken ist eine Grundhaltung der alten Götter. Wobei schwarz – dunkel die böse Seite und weiß – hell die gute Seite darstellt. Anscheinend wurde StarWars noch von den alten Göttern konstruiert. Nach diesem “entweder – oder” zu handeln, macht das Leben übersichtlich. Man gehört zu den Reichen oder zu den Armen, zu den Schönen oder zu den Hässlichen, man gewinnt oder verliert, usw.

Die alten Götter sehen das Leben als ein Spiel das nur aus gewinnen oder verlieren besteht. Aus Langeweile oder weil es für sie Sinn macht, spielen die alten Götter. Sie spielen gegeneinander und manchmal auch mit den Menschen. Chernobog der alte slawische Gott zählt sich selber auch zu den “Schwarzen” und ist ein Spieler.

Auf ihrer Reise zu den alten Göttern besuchen Shadow und Wednesday die Zorya Schwestern, ebenfalls aus dem slawischen Pantheon. Dort treffen sie auf Chernobog – dem Gott der “Schwerindustrie”. Ausgestattet mit einem Vorschlaghammer ist er für das Grobe zuständig. Ohne Rücksicht nimmt er sich, was er braucht – Land, Energie, Sklaven, usw. Das ist die Zeit der ersten und zweiten industriellen Revolution. “Ja damals”, so erinnert sich Chernobog haben die Menschen mich verehrt. Jetzt braucht man keinen Vorschlaghammer mehr sondern es genügt ein Bolzenschussgerät. Der Aufstieg der Automatisierung (Industrie 3.0) ist der Beginn vom Ende des Gottes Chernobog. Er hat das auch selber so erkannt. Deshalb bleibt ihm nur mehr das Spiel – das Damespiel. Es ist einfach, besteht nur aus schwarzen und weißen Figuren, ebensolchen Feldern, alle Steine sind gleichwertig und es gibt nur gewinnen oder verlieren. Ein Spiel mit klaren Regeln, definierten Spielfeld und klar geregelten Anfang und Ende; also ein “finite Game”. In einer komplexen Zeit wünschen sich viele Menschen den alten Gott Chernobog zurück.

So kommt es nicht unerwartet, dass Shadow zu einem Spiel eingeladen wurde und der vereinbarte Preis war hoch.Göttliche Spiele haben eben alle einen sehr hohen Preis. Wer weniger riskieren und trotzdem spielen möchte, der besucht die heiligen Städte der Spieler zB. Las Vegas. Den Verfall der alten Götter kann man in einer Analogie zur Entwicklung von Vegas beobachten. Die neuen Götter brauchen solche Tempel nicht mehr – sie sind allgegenwärtig. Die Entwicklung der Zorya Schwestern deutet auch schon auf ein mehr als “Schwarz-Weiß” hin. In der Mythologie waren sie zu zweit. Der Abendstern und der Morgenstern bestimmten sehr eindeutigen die Zustände was zur Nacht und was zum Tag gehört. Jetzt sind sie zu dritt und haben eine “Nachtschwester” bekommen. Spätestens mit der Serienproduktion des 19 Jhd. verschwimmt der Übergang zusehends. In der Nacht wird nunmehr gearbeitet und eben auch gespielt. Mit der nächtlichen Ruhe ist es vorbei. Die neuen Götter haben die Globalisierung eingeführt und da ist ohnehin immer Tag und Nacht gleichzeitig

Das Gleichzeitige, Bunte und Regellose ist die Kleidung der neuen Götter. Damit tun sich sequentielle, schwarz-weiße und regelorientierte Götter (Menschen) sehr schwer.

American Gods 1.2

Die Zorya Schwestern hatten nur eine einzige Aufgabe, nämlich auf “Simargl” einem Hund, der an den kleinen Wagen gekettet war, aufzupassen. Überwachen, kontrollieren und befehlen sind Fähigkeiten der alten Götter. Damit haben sie über Jahrtausende ihre Macht aufgebaut und erhalten. Wie werden die neuen Götter ihre Macht aufbauen? Einen kleinen Hinweis bekommen wir im Supermarkt, als Shadow für Mr. Wednesday einkaufen geht.

Shadow geht in der Elektronikabteilung zwischen Reihen von Fernsehern und Bildschirmen. Überall bunte, bewegte und schnelle Bilder. Das alles spricht ihn vorerst überhaupt nicht an; er muss ja für Wednesday “alten Ramsch” kaufen – Landkarten, Bücher, usw.

Was alte Götter halt alles so brauchen. Seine Aufmerksamkeit gilt seinem Job. Doch da gibt es einen neuen Gott – die Media. Sie braucht keine Verehrung und auch keine Anbetung. Was sie von den Menschen will, ist Aufmerksamkeit und Zeit. Daher spricht sie jeden persönlich an. In den ersten Anfängen ihrer Gottheit nutzte sie die Broadcast Werbung über Fernsehen. Damit erzielte sie schon einiges an Aufmerksamkeit.

Jetzt mit Social Media spricht sie jeden Menschen individuell an. So auch Shadow, als er plötzlich von “Lucy Ricardo” aus einem Bildschirm heraus angesprochen wird. Sie sagt: “Ich bin diejenige, der sie Opfer bringen müssen”. Sie will alle Aufmerksamkeit und schlägt Shadow vor, gleich für sie zu arbeiten. Weil er aber ablehnt, kontert sie: “Kämpfe nicht gegen die Schwerkraft an”. Selbst die größten digitalisierungs Gegner nutzen zwischenzeitlich Smartphones.

Die digitale Welt, von der Wednesday sagt: “Das gottverdammte Informationszeitalter führt zu unvermeidbaren Entwicklungen.“ (Siehe dazu das Buch von Kevin Kelly “The Inevitable”). Wednesday als sie im Auto, natürlich nicht auf dem Highway, nach Chicago fahren: “Das alles sind Ausdrücke einer neuen Sprache – ein neuer Wortschatz wird aufgebaut”. Damit meint er die Sprache der neuen Götter. Seine Aversion zeigt sich in dem Moment, als er von Shadow ein Handy bekommt, welches er dann sofort aus dem fahrenden Auto wirft. Sowas brauchen wir nicht!

Aus der linearen schwarz-weiß Welt der alten Götter entwickelt sich nunmehr eine bunte, komplexe Welt. Alles hat Neben-, Fern-, zeitversetzte Wirkungen und Entwicklungen laufen exponentiell ab. Den alten Göttern musste gehuldigt werden, möglichst alles Geld für Konsum auszugeben – Autos mit viel PS fahren, Arbeiten bis zum Burnout, uvm.

Die neuen Götter verlangen unsere Identität. Wir müssen einen Teil von uns selber opfern. Ähnlich wie Bilquis, die ihre Opfer verschlang, um Energie für ihr Leben zu haben. Die neuen Götter entstehen aus einer Transzendenz. Einen Teil von dir selber hergeben für etwas größeres, unbekanntes Ganzes.

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