Koexistenz mit digitalen Wesen

Die Evolution geht weiter – allerdings nicht mehr auf Kohlenstoffbasis, sondern mit Silicium als Trägermaterial. Es ist nirgends festgeschrieben, dass Intelligenz und Bewusstsein nur in der biologischen Welt existieren kann. In seinem Roman „Einsteins Enigma“ schreibt José Rodrigues dos Santos, dass das Ziel der Evolution ohnehin Intelligenz unabhängig vom Trägermaterial ist. Die Netflix Serie „Altered Carbon“ behandelt auch das Thema der Bewusstseinstransformation. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir mit digitalen Wesen koexistieren werden müssen.

Sprache und Kategorien sind wesentlich

Künstliche Intelligenz an sich bräuchte keine menschliche Sprache sprechen können. Intelligenz ist nicht an eine bestimmte Sprache oder an ein bestimmtes Codierungsverfahren gebunden. KI könnte die ganze Welt über Mathematik und Zahlensysteme genauso abbilden. Künstliche Intelligenz braucht die Sprache nur deshalb, um mit den Menschen kommunizieren zu können. Wahrscheinlich wird der Intelligenzquotient wesentlich höher sein als bei Menschen – daher werden sich diese Systeme an unsere Fähigkeiten anpassen. Wer eine einfache Sprache spricht, bekommt einfache Antworten und wer sich anspruchsvoller ausdrücken kann, bekommt auch dementsprechende höherwertige Antworten. Das Wichtigste was unsere Kinder für die Zukunft in der Schule lernen müssen, ist Sprache sprechen können. Schreiben ist nicht erforderlich. Fremdsprache Englisch, weil es die globale Sprache ist.

Das Böse wird schön

Gut und Böse ist eine Polarität die direkt mit dem Menschsein verbunden ist, obwohl es keine objektive Beschreibung dieser zwei Zustände gibt. Was für den einen böse ist (Terroranschlag) ist für den anderen gut (Befreiung der Menschheit von Kapitalismus) – hängt von der jeweiligen kulturellen Ausrichtung ab. Aus westlicher Sicht haben Krieg, Terror, Armut und Ausbeutung das Gesicht des Bösen. In der digitalen Hochglanzwelt möchte man das aber nicht mehr sehen. Das Kriminelle verliert sein böses Gesicht und stellt sich schön geschminkt dar. Aktuelles Beispiel ist der Bitcoin, mit dem Geld auf elegante Weise reingewaschen wird. Auch von den Drohnenangriffen, die genauso Tot und Leid bringen, wird kaum berichtet. Töten by Joystick.

Energie ist unbegrenzt verfügbar

Derzeit sind in der physikalischen Welt vier verschiedene Kraftquellen bekannt: die Elektromagnetische, die Gravitation, die starke sowie die schwache Kernkraft. Bisher ist es ganz gut gelungen aus den elektromagnetischen Feldern Energie zu gewinnen – mit herkömmlichen Stromgeneratoren aus Wasser, Dampf und Wind. Etwas innovativer schon die Photovoltaik, bei der es gelungen ist, aus Lichtwellen Strom, allerdings nur mit einem schlechten Wirkungsgrad, zu gewinnen. Je tiefer man in die Materie eindringt, umso mehr verschwindet diese und zeigt sich als Energie. Es kann davon ausgegangen werden, dass durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz in absehbarer Zeit völlig neue Energieumwandlungsmaschinen entstehen. Die Menschheit wird an vielem sterben – jedoch nicht an Energiemangel.

Materie wird programmierbar

Die größte Veränderung wird der 3D Drucker und dessen Nachfolger mit sich bringen. Heutige 3D Drucker sind in der Lage, aus eingehender Information, unter Zuhilfenahme einer Robotic, aus einfachen Materialien, Produkte zu fertigen. Diese Erzeugnisse sind noch sehr einfach, weil sie nur aus homogenen Materialien bestehen. Sobald es möglich ist mittels 3D Drucker chemische Reaktionen und daraus verschiedenste Stoffe zu erzeugen, können alle heute bekannten Produkte erzeugt werden. Eine nächste Stufe wäre dann erreicht, wenn 3D Drucker auf quantenmechanischer Ebene Veränderungen hervorbringen könnten. Dann könnte sich jeder einen Goldbaren bestellen und daheim ausdrucken. Damit ist jedwede Materie wertlos geworden.

Werte sind geistig und analog

Wenn nun schon Produkte – so wie wir es heute kennen – immer billiger werden, ist bald die Stufe erreicht, an dem materielle Güter wertlos werden. Damit wird für die Menschheit die Sinnfrage immer virulenter: „Woher kommen wir und woher gehen wir?“ Dieses Thema behandelt Dan Brown in seinem neuesten Roman Origin. Er kommt dabei zum Schluss, dass gerade jetzt die Entwicklung künstlicher, digitaler Lebewesen beginnt. Wenn also Materielles jederzeit und unbegrenzt verfügbar ist, können sich die Werte nur mehr auf der geistigen Ebene bewegen. Die Digitalisierung wird also das Analoge, Emotionale und Spirituelle zu einer noch nie dagewesenen Ausprägung führen.

Transzendenz im Diesseits

Jahrtausende lang wurde den Menschen von Kirchen und Religionsgründern das Heil im Jenseits versprochen. Die Säkularisierung in den Industriestaaten hat dazu geführt, dass diesem Glauben nur mehr wenige Menschen anhängen. Vielmehr Bedeutung haben heute Naturgesetze die sich in der Technologie manifestieren. Trotzdem haben wir das Gefühl, dass es neben unserer materiellen Welt sonst noch was gibt oder geben muss. Insbesondere Personen, die im technologischen Bereich arbeiten und forschen, setzten sich mit Transzendenz und der letzten Wirklichkeit auseinander. Transzendenz ist also etwas was das real Bestehende akzeptiert und zusätzlich etwas darüber Hinausgehendes vermutet. Utopische Vorstellungen wie das Uploaden des Bewusstseins, wechseln des Körpers, Langlebigkeit, usw. gehören dazu. Das richtige Wort dafür wäre der Transhumanismus. Eine fast religiöse Strömung die davon ausgeht, dass Menschen durch technologische Hilfsmittel (Cyborgs) über sich selbst hinauswachsen – also transzendieren.

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