1.0 DigiTopia – Leben in digitalen Räumen

living in digital spaces

Säugetiere brauchen Raum um zu leben. Die besondere Spezies Mensch hat es nun geschafft, den gesamten globalen Raum in Besitz zu nehmen. Andere Spezien wurden in Reservate verbannt oder deren Lebensraum massiv eingeschränkt. Jetzt taucht eine neue Spezies auf, das sind die digitalen Wesen. Welchen Raum sich diese beschaffen und wie man mit diesen gemeinsam leben kann, zeigt der folgende Artikel.

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Was ist Digitalisierung?

Gleich am Anfang sei noch einmal eine Definition für das Phänomen „Digitalisierung“ eingeführt. Unter Digitalisierung versteht man die Konvertierung/Umwandlung von analogen Signalen in digitale Daten. Dazu gibt es Scanner, die Signale aus der natürlichen und technischen Umwelt abgreifen und diese auf null und eins konvertieren. Typische Beispiele dafür sind Fotoapparate, Temperaturfühler, Geschwindigkeitsmesser, uvm. Es handelt sich dabei um elektronische Geräte, die über eine entsprechende interne Intelligenz verfügen und diesen Konvertierungsvorgang übernehmen.

Die so gewonnenen digitalen Daten werden dann in ein Netz eingespeist und einer weiteren Verarbeitung zugeführt. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung ist die Konnektivität. Globale und lokale Hochleistungsnetze werden derzeit ausgebaut. In Oberösterreich läuft gerade die Breitbandaktion. Seitens der Energie AG ist der Ausbau von 100.000 Glasfaseranschlüssen geplant. Neben dem Festnetz wird auch zunehmend das mobile Netz noch Bedeutung gewinnen. Die 5G Technologie ist eine Grundvoraussetzung für autonomes Fahren. Ein selbstfahrendes Auto braucht eine Bandbreite von 750 MBit pro Sekunde. Zusätzlich dazu wird es Netzwerke für Internet of Things geben. Das werden schmalbandige Netze, die eine sehr große Gebäudedurchdringung haben. Damit wird es möglich sein, die IoT Geräte zu versorgen. Scanner und Netze sorgen dafür, dass Daten in unwahrscheinlich großen Mengen bereitgestellt werden. Was soll man mit diesen Daten tun?

Daten an sich sind eine bedeutungslose Aneinanderreihung von Nullen und Einsen. Erst deren Prozessualisierung – Verarbeitung gibt diesen eine Geltung. Offensichtlich gewinnt die Unterscheidung zwischen Daten und Informationen wieder an Aussagekraft. An einem einfachen Beispiel kann der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen verdeutlicht werden. Wenn ich am Morgen zu meiner Arbeit fahre und um 7:00 Uhr in den Nachrichten höre, dass die Stadteinfahrt West verstopft ist, kann ich mich entscheiden und eine andere Route wählen. Dann habe ich eine Information bekommen, es hat in mir etwas verändert. Wenn ich um 7:15 Uhr das Gleiche noch einmal höre, verändert das nichts mehr – es sind lediglich Daten. Informationen sind es also, die eine digitale Welt erzeugen werden.

Die Prozesskette von Scanner über Netze, Daten und Informationen hin zu einer digitalen Welt wird von unterschiedlichen Leistungsträgern erstellt. Es ist davon auszugehen, dass die Scanner, also die elektronischen Geräte, von den Chinesen produziert werden. Die Netze hingegen müssen lokal errichtet werden. Glasfasernetze werden vielfach schon von Kommunen errichtet und den globalen Playern zur Verfügung gestellt.

Die Transformation von Daten zur Information ist der Prozess, der von vielen als Digitalisierung bezeichnet wird. So falsch ist diese Annahme nicht, weil darin die größte Herausforderung für viele Unternehmen liegt. Der Zuwachs an Daten ist mindestens exponentiell zu sehen. Wir ersticken nahezu an einer Datenüberflutung. Es gelingt nur wenigen Unternehmen, daraus tatsächliche Information zu generieren. Das Verhältnis zwischen Daten und Informationen kann auch als Komplexitätsgrad bezeichnet werden. Je höher die Daten und umso geringer die daraus gewonnenen Informationen, umso höher ist die Komplexität.

Viele Unternehmen haben sehr viele Daten in ihren Systemen lagernd und es gelingt ihnen nicht, diese in entscheidungsfähige, verwertbare Informationen zu transformieren. Nicht nur Unternehmen stehen vor diesem Problem, sondern auch jeder einzelne Mensch. Wir bekommen über Social Media so viele Daten zur Verfügung gestellt, dass wir diese nicht mehr verarbeiten können. Informatiker bezeichnen dies dann als rauschen. Etwas zynisch könnte man dann unser Leben als „Rauschen der Daten“ bezeichnen. Eine besondere persönliche Herausforderung für jeden wird es also sein, die Datenmenge so zu kanalisieren und zu reduzieren, dass daraus in vernünftigen Lebensbereichen sinnhafte Informationen generiert werden können.

Daten und Informationen wurden bis vor kurzem einer so genannten virtuellen Realität zugeordnet. Diese Sichtweise muss zwischenzeitlich korrigiert werden, dies insofern, als digitale Größen zur Realität geworden sind. Als Augmented Reality wird eine reale Welt bezeichnet, die um virtuelle Informationen angereichert ist. Letztendlich gibt es noch die cineastische Realität, die eine Welt zwischen Fiktion und Realität darstellt. Bekannt geworden durch Kinofilme und heute noch mehr durch TV Serien. Diese verschiedenen Realitäten könnten wir jetzt als Mixed Reality bezeichnen.

Die Realität, also das was wir als Menschen erleben, wird sich in Zukunft noch weiter vermengen und differenzieren. Das Leben in so einer natürlichen, technischen und digitalen Umgebung, sollten wir dann als Digitopia bezeichnen. Die Zukunft ist eben nicht voraussagbar – es gibt nur erwünschte und unerwünschte Zustände und selbst diese werden je nach Kultur unterschiedlich bewertet.

DIGITOPIA – eine Zukunftsperspektive

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Die Digitopia, also der digitale Lebensraum, kann verschiedene Ausprägungen erfahren. Die positiv orientierten Menschen werden utopische Zustände erwarten, während negativ eingestellte Gesellschaftsschichten eher eine Dystopie als Zukunft sehen. Hoffentlich wird es etwas werden, was dazwischen liegt. Diese Welt könnte man dann als Sophia, abgeleitet von der Weisheit, bezeichnen.

UTOPIE – schön aber nicht erreichbar

Eine Utopie ist ein wünschenswerter Zustand, der zwar möglich ist, aber jetzt noch nicht realisiert werden kann. Es fehlen dazu die Möglichkeiten, die Techniken und die Bereitschaft dafür. Sollte es nun der Digitalisierung gelingen so eine Utopie zu erzeugen, könnte sie folgendermaßen aussehen: Wir würden mit anderen natürlichen und digitalen Wesen in größter Achtsamkeit und mit der notwendigen Nachhaltigkeit leben. Aus dem Raubbau an der Natur würde dann ein begrenztes Wachstum. Aus der Marktwirtschaft entsteht dann die Sharing Economie. Individuen besitzen dann nicht mehr alles was sie zum Leben brauchen, sondern sie werden es nur nutzen. Voraussetzung dafür sind Konnektivität und die Nutzungsrechte. Es wird eine Gegenbewegung zur „Ich AG“ geben. Die „Wir Kultur“ sollte dann für ein harmonisches Miteinander stehen.

Einen besonders hohen Stellenwert wird die Gesundheitsindustrie dann einnehmen. Krankenhäuser mutieren zu Gesundheitshäusern und die pro ageing Bewegung beschert uns eine Langlebigkeit. Man wird sich dann nicht mehr so viele Sorgen um die Zukunft machen, sondern viel intensiver im Hier und Jetzt leben. Strukturell entstehen in den Städten Dörfer und durch den enormen Vernetzungsgrad wird sich die Stadt auf das Land verschieben. Das Dorf in der Stadt und die Stadt am Land werden die Lebensformen einer digitalen Utopie sein. Solche und ähnliche weitere Aussagen werden uns von Werbung, Marketing und den GAFAM’s projiziert. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass es so kommen wird. Die Pessimisten sehen das völlig anders.

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DYSTOPIE – kann jederzeit passieren

Utopische Vorstellungen waren bis in den 1980er Jahren in den Science-Fiction-Filmen durchaus üblich. Der Prototyp dafür war sicherlich Raumschiff Enterprise. Captain Kirk und seine Crew konnten alle Probleme lösen. Sie wurden von Techniken unterstützt, die damals futuristisch waren und heute zum normalen Leben gehören. Der Bruch in der cineastischen Welt wurde durch den Film Matrix erzeugt. Plötzlich wurde die Technologie bedrohlich. Eine künstliche Intelligenz nimmt die Menschheit gefangen, spiegelt ihr eine heile Welt vor und beutet sie aus. Die Dystopie ist somit entstanden.

In den heutigen Science-Fiction-Filmen wird fast ausschließlich eine Dystopie gezeigt. Eine solche Welt unterscheidet sich von einer Apokalypse insofern, als die Welt nicht völlig zerstört wird. Menschen leben dort im schlechtesten Umfeld, es gibt noch Relikte von einer heilen Welt. Die Digitalisierung ist trotzdem noch da. Man sieht an allen Ecken und Enden Bildschirme, Hologramme und künstliche Intelligenz bestimmt das Leben. Ein Prototyp aus dem Jahre 2017 ist Blade Runner 2049.

Ein Begriff wird mit digitaler Dystopie immer verbunden und das ist die Singularität, benannt nach Ray Kurzweil. Das ist jener Zeitpunkt, zu dem eine KI intelligenter als alle Menschen zusammen wird. Noch einmal am Beispiel Blade Runner: die nukleare Verwüstung, die globale Umweltverschmutzung und der Transhumanismus. Letzteres ist eine Glaubensrichtung die vermutet, dass sich die Menschheit durch die Technisierung über sich selber hinaus entwickeln kann.

Was wir heute schon spüren und erkennen können sind Mindwars, die insbesondere die politischen Auseinandersetzungen bestimmen. Diese sind eigentlich noch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen, aber sie sind schon existent. Die Amerikaner führen mittels Drohnen einen Krieg in Syrien. Der Krieg bewegt sich immer mehr hin zum spielerischen. Die eine Seite, die spielt in Los Angeles und sitzt in einem fünf Sterne Hotel und ermordet auf der anderen Seite Menschen über einen Joy Stick.

Auslöser für eine derartige negative Entwicklung könnte die Komplexität sein. Komplexität beschreibt das Verhältnis von Daten zu Informationen. Je größer die Datenmenge und je weniger Information daraus gewonnen werden kann, umso höher ist die Komplexität. Um also eine Dystopie zu vermeiden, muss es gelingen, möglichst viele Informationen aus den Daten heraus zu holen. Wenn wir Menschen das nicht machen, wird das die künstliche Intelligenz für uns erledigen. Dann leben wir in einer Matrix, der Mensch wird Sklave sein und die Matrix ist dann Realität geworden.

Wir werden nicht in einem Dorf in der Stadt leben, sondern in einem digitalen Slum. Auch diese extreme Ausprägung von Digitalisierung erwarten wir nicht. Weder das Paradies, noch die Apokalypse, auch nicht eine Dystopie und eine Utopie werden wir erleben. Wahrscheinlich wird es etwas dazwischen sein. Es braucht dazu aber viel Weisheit, insofern als wir nicht alles tun dürfen, was wir könnten und nicht alles unterlassen, was unbequem ist. Daraus entsteht die Welt der Sophia.

KULTURTECHNIKEN geben den äußeren Rahmen

Das soziale Wesen Mensch hat für sein Zusammenleben Normen, Regeln und Werte geschaffen. Zusammengefasst ist das dann die Kultur. Kultur wird von unten nach oben bestimmt. Jeder Mensch trägt ein bisschen etwas dazu bei. Umgekehrt wird Kultur nachhaltig von der jeweiligen Technik beeinflusst – man spricht dann auch von Kulturtechniken. In Zeiten der digitalen Techniken kann man und muss man davon ausgehen, dass diese die Kultur prägen. Kulturen sind an sich sehr stabil. Ändert sich jedoch die Technik schlagartig, so kommt es auch zu einem Sprung in der Kultur. Heute bezeichnet man das als Disruption.

Der Übergang von der Old zur New Economy stellt so einen Bruch dar. Das alte Wirtschaftssystem hat sich aus den drei Komponenten fossile Energie, Rohstoffe und Arbeit zusammengesetzt. Das waren die Zutaten zur industriellen Revolution. Das neue Wirtschaftssystem hat wiederum drei Komponenten. Diese haben sich allerdings zu solarer Energie, Materie und Information gewandelt. Im Weltbild der New Economy geht man davon aus, dass Energie nahezu unendlich verfügbar ist und für deren Umwandlung bisher noch nicht bekannte Maschinen und Generatoren erfunden werden. Rohstoffe werden immer mehr obsolet. Es wird gelingen, aus einfacher massenhaft zur Verfügung stehender Materie, beliebige Rohstoffe zu generieren. Manche Experten bezeichnen das dann als programmierbare Materie. Aus menschlicher und maschineller Arbeit wird Information. Das ist der Dreh- und Angelpunkt alles neuen Wirtschaftens.

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Aus kulturelle Sicht kann man das alte System mit den Begriffen Hierarchie, Eigentum, harte Arbeit und Vernunft beschreiben. Das neue System setzt auf Netzwerke, Zugriffsrechte, intelligente Arbeit und Attraktivität. Sehr schön wird dieser Übergang in der TV-Serie American Gods von Neil Gaiman gezeigt. Die alte Kultur, repräsentiert durch die alten Götter, wehrt sich verzweifelt gegen die neuen Götter. Einer dieser neuen Götter ist der Technoboy. Wir würden ihn heute als Nerd bezeichnen.

Er schenkt der alten Göttin Bilquis ein iPhone, damit sie ihren Dienst als Prostituierte besser nachkommen kann. Sie braucht dann nicht mehr auf der Straße zu stehen, sondern kann sich ihre Geschäfte über Social Media beschaffen.

Veränderungen führen meist zu Angst. Daher wird die alte Kultur immer gegen die neuen Techniken ankämpfen. Im Laufe der Zeit entsteht allerdings ein Glaube an die neue Welt und damit ist der Shift von der Old zur New Culture eingeleitet. Die zweite Staffel von American Gods wird im Jahre 2018 aufgelegt. Die alten Götter haben kaum eine Chance, weil die Technik zu dominant ist.

Die Wechselwirkung von Kultur und Technik hat die Geschichte der Menschheit geprägt. Lokale Erfindungen haben auch die lokale Kultur geprägt. Die Digitalisierung und das Internet führen aber jetzt zu einer massiven Veränderung. Die Digitalisierung ist ein globales Phänomen und wird daher auch zu einer globalen Kultur führen. Gleichzeitig ist die Kultur das Gateway zwischen Gesellschaft und Individuum. Selbst ganze Unternehmen werden über den kulturellen Einfluss gesteuert. So wird die digitale Kulturtechnik alles und jeden beeinflussen. Wie wir uns als Individuum in so einer Welt bewegen können, sollten wir uns etwas eingehender anschauen.

VERHALTEN – will ich, was ich wollen könnte

Das Verhalten bezeichnet jene menschliche Eigenschaft, die von anderen dann erkannt wird, wenn wir mit unserer Umwelt interagieren. Insbesondere ist Kommunikation eine sehr außergewöhnliche und leistungsfähige Form des Verhaltens. In einer digitalen Welt ist nahezu alles in Realtime verfügbar. Eine besondere Verhaltensauffälligkeit liegt nun darin, dass manche Menschen sofort und auf jedes reagieren.

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Das ist jedoch nicht notwendig, sondern man kann auf Pop Up´s warten. Auf Informationen warten ist ressourcenschonend. Ein bisschen esoterisch ausgedrückt könnte man sagen, wenn eine Information zu dir will, dann wird sie schon kommen. Eine weitere Besonderheit in der digitalen Welt ist der Undo Button. Wenn man einmal etwas Falsches geschrieben hat, einen Strich falsch gezeichnet hat, hat man immer die Möglichkeit, diesen rückgängig zu machen. Das lernt man sehr schnell, weil es sehr praktisch ist. Dieser wirkt aber nicht in der Realität. Das haben die Briten bei ihrem BREXIT sehr deutlich gespürt.

Eine negative Eigenschaft von Digitopia ist ihre Durchdringung. Egal was wir tun, wo wir sind und mit wem wir beisammen sind, die Pop Up’s verfolgen uns laufend. Es wird daher immer schwieriger bei einer Sache konzentriert zu bleiben. Wir müssen den Flow selber unter Kontrolle bringen.
Im Gegenzug dafür bekommen wir für alle Aufgaben und Probleme Handlungsanweisungen zur Verfügung gestellt. Es gibt kaum Probleme, die nicht schon irgendjemand gelöst hat und auf YouTube präsentiert hat.

Auch die Risiken werden deutlich weniger. Wir können vor jedweder Realisierung von Lösungen eine Simulation durchführen. Experimentieren in der virtuellen Welt minimiert die Gefahren in der realen Welt. Nichtsdestotrotz ist Komplexität allgegenwärtig. Wir haben nirgends gelernt, wie man mit diesem Problem tatsächlich umgeht. Komplexität zeigt sich in Form von Neben-, Fern- und zeitversetzten Wirkungen. Das bedeutet, man kann kaum mehr Probleme punktuell lösen. Leben in der Digitopia erfordert eine Ritualisierung des Tagesablaufes.

FÄHIGKEITEN – tägliches, lebenslanges Lernen

Digitalisierung erfordert von uns auch Fähigkeiten, die wir jetzt noch nicht haben und daher lernen müssen. Hauptsächlich sind es Managementtechniken, wie zum Beispiel Innovationsmanagement, Projektmanagement und Change Management. Immer wieder fällt dazu der Begriff der Agilität. Diesen könnte man als Kombination von Flexibilität, Schnelligkeit und Kreativität bezeichnen. Weiter oben wurde schon festgestellt, dass Komplexität aus dem Missverhältnis von Daten und Informationen entsteht. Wir müssen daher unsere Analysefähigkeit wesentlich ausbauen. Dazu wird es eine neue Berufsgruppe, die Data Scientists geben. Verschiedene Fachhochschulen, wie zum Beispiel die Donau Universität in Krems, beginnen bereits mit einem derartigen Bachelorstudium.

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Keinesfalls sollten wir zum passiven Anwender werden. Die digitalen Möglichkeiten zur Produktion und zur Steuerung von Content dürfen wir uns keinesfalls entgehen lassen. Es war noch nie so einfach Bilder, Grafiken, Texte, uvm. zu produzieren und einer ganzen Weltbevölkerung zur Verfügung zu stellen. Die Digitopia kommt über verschiedenste Wege auf uns zu. Im Management wird der Umgang mit den digitalen Kanälen und der digitalen Technik erforderlich.

Führungskräfte werden immer mehr zu Dirigenten, die ihre Instrumente kreativ einsetzen. Klar, dass man dazu die Instrumente und die Player bestens verstehen muss. Künstliche Intelligenz wird nicht plötzlich da sein, sondern sie entsteht schrittweise und kommt unbemerkt in unser Leben.

Ein wesentliches Merkmal von KI ist die Fähigkeit, die menschliche Sprache zu lernen und zu verstehen. Das macht es für uns Menschen einfach mit der KI zu kommunizieren. Wir können einfach mit ihr sprechen, wie der Kinofilm HER uns auf amüsanter Weise gezeigt hat.

Siri, Alexa und Cortana sind Sprachassistenten, mit deren Hilfe elektronische Geräte einfach per Sprachanweisung gesteuert werden können. Nicht nur zum Steuern sind diese Assistenten geeignet, man kann mit ihnen auch sehr gut Texte schreiben. Wer bis jetzt noch kein Zehnfingersystem gelernt hat, braucht das auch nicht mehr zu tun. Beispielsweise ist dieser gesamte Blog mit Siri diktiert worden. Eine der wesentlichen Fähigkeiten in der Digitopia wird das Sprechen von Sprache sein. KI Systeme teilen die Welt in Klassen und Kategorien ein. Darüber hinaus haben die Systeme ob ihrer hohen Intelligenz die Fähigkeit, sich an den Kommunikationspartner anzupassen. Wer also mit einer sehr banalen, einfachen Sprache Kontakt mit einem KI System aufnimmt, wird auch so behandelt werden. Diese Freundlichkeit hat Siri bereits heute.

WERTE – Mindset und Bewusstsein

Kleine Kinder, wenn sie noch nicht zur Schule gehen, haben großen Spaß am Lernen. Sobald aber das Lernen auf Vorrat beginnt, ist die Freude vorbei. Es ist einfach nicht cool etwas zu lernen, was man vielleicht einmal brauchen wird. Wenn man allerdings ein Mindset, sprich eine Einstellung hat, die uns befähigt immer genau dann das zu lernen, was man braucht, ist es wesentlich lustiger und vor allem effizienter. Veränderungen erfordern dann immer lernen. Nachdem sich die Digitopia durch Veränderung auszeichnet, werden wir wahrscheinlich ein Leben lang und jeden Tag lernen dürfen.

Bewusstsein und Werte werden sich nachhaltig verändern. Vertrauen ist einer der höchsten Werte. Derzeit erleiden wir ja einen massiven Verlust dieser essenziellen Lebensgrundlage. Wir haben kaum mehr Vertrauen in die Politik, in die Währung, in den Datenschutz, usw.

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Hinzu kommt, dass wir ein Vertrauen in die Welt als Ganzes (Holistic) entwickeln werden müssen. Sicherheit wird unser ständiger Begleiter sein und Unsicherheit wird der Treiber für Neues werden (Kreativität). Der Mensch hat sich bisher als einzigartiges intelligentes Wesen auf der Welt gesehen. Damit wird es in Kürze vorbei sein, wir werden in einer Koexistenz mit digitalen Wesen leben. Dazu braucht es eine große Akzeptanz. Erstmalig hat uns das Star Wars Epos von andersartigen Wesen berichtet. Die Sicherheit, die wir uns so sehr wünschen, wird wahrscheinlich der Vergangenheit angehören.

Anstelle der Sicherheit wird es dann Wahrscheinlichkeiten geben. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wird es immer leichter, mögliche Voraussagen zu treffen. Allerdings nicht Definitive, sondern nur als mathematisch ermittelte Predictions. Einen Vorgeschmack dazu hat uns der Kinofilm Minority Report schon gegeben. Grundlage für jedwede Voraussagen sind Daten aus der Vergangenheit, aus denen dann Muster abgeleitet werden.

Unternehmensleitung, Führungskräfte und Consultants haben uns in den letzten Jahrzehnten immer wieder die Notwendigkeit der Zielorientierung näher gebracht. Daraus sind dann Systeme, wie das Management by Objectives, entstanden. In einer komplex-digitalen Welt ist es halt mit der Zieldefinition sehr schwierig geworden. Wofür es sich heute noch lohnt zu arbeiten, ist morgen schon obsolet. Hier brauchen wir ein besonders intensives Umdenken – nicht wir sind es die die Ziele vorgeben, sondern die Ziele suchen uns. Multiple Attraktoren, also ein Horizont voller Ziele wird unser Handeln und damit unser Leben lenken. Der gut gemeinte Slogan von Work Life Balance wird sich auch nicht weiter realisieren lassen. Nachdem die Digitopia immer und überall präsent sein wird, brauchen wir ein integral Living. Die Arbeit wird in die Freizeit verlagert und dafür haben wir Freizeit in der Arbeit. Auch dazu gibt es einen Slogan, der heißt: „Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.“

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Selbst die Spiritualität wird sich in einer digitalen Welt verändern oder überhaupt erst wieder auftauchen. Der größte spirituelle Wert wird dann die Achtsamkeit sein. Es ist dies wahrscheinlich auch gleichzeitig die nächsthöhere Bewusstseinsstufe. Um diese zu beschreiben, brauchen wir nur die heute proklamierten Zukunftstrends anwenden. Wenn wir anstelle von globalen Urlaubsreisen diese in der virtuellen 3D Brille absolvieren, dann können wir Treibstoff sparen. Wir kaufen immer weniger bei lokalen Geschäften, sondern bestellen online und lassen uns die Waren direkt ins Haus liefern – das belastet die Umwelt sehr stark. Alternativ dazu führen Warenlieferungen über den 3D Drucker eine nachhaltige Reduktion des LKW Verkehrs. Ebenso wird das autonome Fahren den privaten Fuhrpark, geschätzt auf ein Achtel, reduzieren. Bücher, Zeitungen und Werbungen sollte man ohnehin heute schon nur mehr digital konsumieren – das spart Papier und Bäume.

Auch wenn Fitness Tracker und Bio live Sensoren noch nicht ganz zimmerrein sind, so führen sie doch zu mehr Gesundheitsjahren. Persönlich möchte ich nicht im Strom von Bits und Bytes untergehen. Ich möchte weiterhin meine Persönlichkeit auch in der digitalen Welt haben. Dazu wird eine digitale Biografie erforderlich sein, mit der ich auch meine Meinung zur Welt ausdrücken kann. Die globalen, kulturellen Spannungen entstehen hauptsächlich aus Unkenntnis und Unverständnis. Soziale Medien geben uns die Möglichkeit, eine Beziehung zu anderen Kulturen aufzubauen und dadurch das wechselseitige Verstehen zu bessern, was wiederum Frieden schafft. Damit sind wir beim höchsten aller Werte angelangt.

SCIENCE FICTION beschreibt die Gegenwart

Wie sich die digitale Zukunft, also die Digitopia, tatsächlich abspielen wird, bleibt Spekulation. Sehr intensiv haben sich die Drehbuchautoren von Science-Fiction Filmen damit beschäftigt. Trotzdem können sie auch nicht mehr als kreative Ideen, die sie im Hier und Jetzt entwickeln, cineastisch darstellen. Man kann sich deren Arbeit durchaus für Spekulationen über unsere Zukunft zunutze machen. Dazu könnte man eine zweidimensionale Matrix aufziehen. Auf der X-Achse Dimensionen wie Angst, Achtsamkeit, Erleuchtung, Transzendenz und das Göttliche und auf der Y Achse dann die digitalen Dimensionen Mixed Reality, Cyber World, Super KI und Transhumanismus (siehe Bild). In den daraus resultierenden einzelnen Feldern entstehen dann Begriffe wie Transparenz, Construction Creativity und 17 weitere. Diese Begriffe kann man dann jeweils mit einem Science-Fiction-Film verknüpfen.

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Durch anschauen und gegebenenfalls studieren der einzelnen Science-Fiction-Filme bekommt man dann ein implizites Verständnis für die einzelnen Ausprägungen der Digitalisierung. Diese Art und Weise zu lernen entspricht genau dem, wie auch KI in Zukunft lernen wird. Es handelt sich dabei um das sogenannte „unforced learning“. Dabei schaut das lernende System vorerst nur zu. Ähnlich schauen wir Menschen uns Kinofilme und TV Serien an. Am Beispiel des oben schon erwähnten Minority Reports würden wir dann den Begriff von Prediction ganzheitlich, also in seinen Zusammenhängen verstehen lernen. Diese Art und Weise zu lernen macht Spaß und ist kurzweilig. Im Gegensatz dazu ist das „forced learning“, wie es die Kinder jetzt in der Schule noch machen müssen, ziemlich fad. Wenn man aus statistischen und mathematischen Verständnis heraus den Begriff „Prediction“ lernen muss, ist es ziemlich mühsam. Damit wünsche ich viel Spaß bei Science-Fiction-Filmen und TV Serien schauen. Übrigens, es können auch Social-Fiction-Filme sein.

ZUSAMMENFASSUNG

Zusammenfassend kann eine Digitopia folgendermaßen beschrieben werden: Menschen werden in einer Koexistenz mit digitalen Wesen leben. Die Verständigung untereinander basiert auf der menschlichen Sprache, wobei KI sich anpasst. Weiterhin wird es auf der Welt das Gute und das Böse geben. Die Zuordnung ist eine kulturelle Angelegenheit. Was für den einen noch gut ist, ist für den anderen schon das Schlimmste. In einer digitalen Welt wird das Böse schön sein. Aktuell kann man das gut am Bitcoin erkennen. Das ist das erste Wertesystem, das Gut und Böse gleichbehandelt und zudem noch glänzt.

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Energie ist aufgrund der vier Naturkräfte ohnehin fast unbegrenzt verfügbar. Neuartige Umformungsmaschinen werden uns diese zugänglich machen. Die Menschheit wird an vielem zugrunde gehen, aber sicher nicht an Energiemangel. Ebenso wird der Umgang mit Rohstoffen ein völlig anderer werden. Wir werden einfache Materie, wie zum Beispiel Sand, programmieren und in 3D Druckern zu Produkten, entwickeln. Genau das wird dann zu einer völligen Entwertung von materiellen Gütern führen. Wenn man sich einmal einen Goldbarren drucken kann, dann hat dieser keinen Wert mehr. Es ist eine Verschiebung hin zu geistigen und analogen Werten zu erwarten. Heimeligkeit (Hygge), Beziehung und Vertrauen werden die Werte der Zukunft sein. Ein bisschen können wir das jetzt schon spüren. Mittels denkender Maschinen können wir Gedanken-Experimente machen und kommen so zu einer Advanced Philosophie. Auch dazu gibt es bereits eine Vorlage mit Origin, dem Zukunftsroman von Dan Brown.

LITERATURLISTE

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Das 20. Jahrhundert hat sich durch Säkularisierung ausgezeichnet. Das hat zumindest in den westlichen Industrieländern die religiösen Fundamentalisten zurückgedrängt. Diesen Weg haben die arabischen Länder noch vor sich. Leider ist damit auch die Fähigkeit, ein spirituelles Leben zu führen, versiegt. Das Bedürfnis besteht aber weiterhin und wird, begleitet mit dem Verlust an materiellen Werten, wieder gestärkt. Das 21. Jahrhundert wird mit der Digitalisierung eine Rückkehr zu einer spirituellen, friedlichen Welt möglich machen. Man muss es nur tun. Ein „American First“ ist dafür aber nicht der richtige Weg.

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