1.4 DigiTopia – Social Media Profil

Wenn man der Legende Glauben schenken darf, so hat Mark Zuckerberg sein Facebook deshalb erfunden, um mit Freunden schneller kommunizieren zu können. Wahrscheinlich hat er damals nicht gewusst was sich daraus tatsächlich entwickeln wird. Facebook war und ist die Vorlage für viele mehr oder weniger erfolgreiche Social Media Anwendungen. Facebook war ja ursprünglich für den persönlichen Gebrauch und als System des Beziehungsmanagements zu seinen eigenen Freunden gedacht. Zwischenzeitlich ist daraus ein äußerst mächtiges Marketing- und Werbeinstrument für Unternehmen geworden. Heute kann es sich kaum mehr eine Organisation leisten, nicht auf Facebook/Social Media präsent zu sein. Ganz deutlich zeigt sich das immer wieder bei politischen Auseinandersetzungen. Bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl ist das weltweit zu sehen. Selbst bei der österreichischen Nationalratswahl hatte dieses Medium einen bedeutenden Einfluss auf den Ausgang der Auseinandersetzung.

Die Social Media sind Kommunikationsplattformen, über die es sehr leicht möglich ist, mein persönliches Leben darzustellen und dieses mit meinen Freunden zu teilen. Dieser Prozess wird bei Facebook als Posten bezeichnet. Die Auswahl der Inhalte liegt dabei ausschließlich bei mir selber. Was ich dabei von mir preis gebe und was ich geheim halte liegt ausschließlich bei mir und hängt von meiner Persönlichkeitsstruktur ab. Sehr schnell haben sich Social Media-Plattformen als Möglichkeit der Selbstdarstellung – Self Expression -etabliert. Genau hier beginnt der sorgfältige Umgang mit diesem Medium. Einfach zu sagen ich bin nicht auf Facebook oder Ähnlichem weil es mir zu gefährlich ist, ist in der digitalen Zeit auch keine Lösung. Zu vieles, vor allem Intimes und kulturell Inadäquates, zu präsentieren, führt zu einem schlechten digitalen Persönlichkeitsprofil. Ähnlich wie unser biologisches Profil müssen wir auch auf das digitale besonders achten und dieses laufend weiterentwickeln.

Social Media ermöglichen es uns, unsere Meinung zu allem Möglichen auszudrücken. Dazu bieten die Plattformen die Funktionen von Liken und Teilen. Selbstverständlich möchten wir interessante, lustige und vorteilhafte Beiträge an unsere Freunde weitergeben/teilen. Tratsch und Klatsch ist oft viel interessanter als sterile Nachrichten. Wenn sich im eigenen Freundeskreis etwas Interessantes abspielt ist das über Social Media sofort allen bekannt. Wir können dann unmittelbar oder auch zeitverzögert unsere Meinung/Kommentar dazu abgeben, die Meldung weiter teilen oder diese von “Wow” bis “Hate” bewerten. Im Gegensatz zu realen Beziehungen kann man in der Social Media-Welt auch virtuelle Freundschaften schließen. Wie weit man hier den “Scope” ansetzt, ist ebenso eine rein persönliche Entscheidung. Bei kommerziellen Facebook-Seiten werden aus den Freunden Follower. Diese braucht man dann nicht mehr persönlich zu kennen, da geht es allein darum, eine möglichst hohe Anzahl an Menschen zu erreichen.

Bei allen positiven und vorteilhaften Ausprägungen von Social Media gibt es auch negative. Sofern sich mein publizierter Content nicht gegen den Rechtsstaat richtet, kann ich auch sehr negative Inhalte produzieren. Die Palette reicht von Hasspostings über Shitstorms bis hin zu persönlichen Attacken (Stalking, Mobbing). In der heutigen Zeit ist dies allerdings nicht mehr ganz so einfach. Es besteht sehr wohl die Möglichkeit, derartige Personen ausfindig zu machen und diese zur Verantwortung zu ziehen.

Die Postings, die geteilten Inhalte meiner Freunde und das Werbematerial geben mir einen guten Aufschluss darüber, was sich in meiner Umwelt so tut. Dabei ist allerdings allerhöchste Vorsicht geboten. Dies insofern, als das Umfeld von mir selber zusammengestellt wurde und daher meine Persönlichkeit reflektiert (Spiegel). Eine objektive Erkenntnis ist dabei nur sehr schwer zu bekommen. Besonders vorsichtig sollte man dann sein, wenn man Informationen und Nachrichten bekommt, denen man uneingeschränkt zustimmen möchte. Ein ganz typisches Beispiel dafür sind politische Inhalte. Da ich hauptsächlich Freunde derselben Gesinnung und Wertehaltung habe, werde ich auch diesbezüglich gefärbte Informationen bekommen und diesen gerne zustimmen/liken. In der virtuellen Welt ist der Aufbau einer konstruktivistischen Welt sehr wahrscheinlich. Umgekehrt wäre es über Social Media sehr einfach, durch Auswahl unterschiedlichster Freunde, ein sehr differenziertes und objektives Weltbild kennenzulernen. Man könnte zu seiner Freundesliste durchaus Menschen aus anderen Kulturen, mit anderer politischer Meinung und außergewöhnlichen Lebensentwürfen hinzufügen. Genau das tut aber kaum jemand – es wäre jedoch ein interessantes Experiment.

Um die Mechanik von Social Media besser verstehen zu können, ist es erforderlich die eigene Sozialisation, den momentanen mentalen Zustand, die eigenen Filter, das digitale Profil und die möglichen Influencer aus der Umwelt im Zusammenhang zu erkennen.

Social Media

Sozialisation: Es ist schon richtig, dass unser Leben durch genetische Merkmale bestimmt wird. Einen mindestens so großen Einfluss auf uns hat jene Umwelt und jene Kultur, in die wir hineingeboren werden. Selbst bei sehr ähnlicher genetischer Struktur entwickeln alle Menschen ihre eigene Persönlichkeit. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung gibt es jetzt zwei Gruppen von sozialisierten Menschen. Einmal jene, die von dieser Kulturtechnik ereilt wurden, die Digital Immigrants und zum anderen Mal jene, die in diese Welt schon hineingeboren wurden, Digitale Natives. Daraus entsteht eine völlig unterschiedliche Sozialisation und damit auch ein sehr unterschiedlicher Umgang mit den Social Media.

Unbewusste Filter: Ausgehend von den Archetypen des C.G. Jung wurde von Myers- Briggs das Persönlichkeitsinventar entwickelt. Dies ist eine Zusammenstellung von Verhaltensparametern mit entsprechender Ausprägung. Eine sehr einfache Version davon hat sich in den 1970er Jahren im Rahmen des NLPs entwickelt. Dort werden unbewusste Verhaltensmuster als Meta-Programme bezeichnet. Es sind dies unbewusste Verhaltensweisen, die jeweils polar dargestellt werden. Siehe dazu folgende Tabelle:

Selbst – Andere
Person – Objekt
Vergangenheit – Zukunft
Induktiv – Deduktiv
Unterschied – Gleich
Linear – Chaotisch
Hinzu – Weg von
Unangenehm – Bequem
Probleme – Ziele
Optimist – Pessimist
Proaktiv – Reaktiv
Regel – Option

Hauptsächlich referenzieren diese Werte das unbewusste Verhalten von Menschen. Ob wir uns lieber mit der Zukunft als mit der Vergangenheit, mit Personen oder Dingen, mit anderen oder mit uns selber, usw. beschäftigen, verläuft meist unbewusst. Diese Filter haben wir uns während der Kindheit und Jugend angeeignet. Sie sind sehr stabil und bestimmen weitgehend unser Leben. Selbstverständlich werden darüber auch unser Erscheinungsbild und unsere Aktivitäten auf den Social Media geprägt. Was jemand auf seiner Chronik präsentiert, ist Ausdruck der Persönlichkeit. Manche Facebook-Profile zeigen nur den Eigentümer in verschiedensten Kontexten. Auf anderen Userseiten findet man deren bevorzugte Einstellung zu Haustieren, Freunden, Essen, Schmuck sowie Vergangenes, Zukünftiges uvm. Das digitale Profil ist eine Folgeerscheinung des Persönlichkeitsprofils. Sofern ich kein Schauspieler bin, werden diese beiden übereinstimmen, obwohl sie durch unterschiedliche Medien zum Ausdruck gebracht werden. In der Realität durch mein persönliches Verhalten und Interagieren, in der digitalen Welt durch mein digitales Profil, posten, teilen und liken. Obwohl die Persönlichkeitsstruktur sehr stabil ist, wird diese durch den aktuellen mentalen Status beeinflusst.

Mentaler Status: Aktuelle Ereignisse, insbesondere Stress und belastende Situationen können uns anders handeln lassen, als unser Persönlichkeitsprofil erwarten ließe. Wir sollten daher auf keinen Fall emotional getrieben in der Social Media Welt agieren. Wenn das schon einmal notwendig wird, sollten wir es auf jeden Fall sehr bewusst machen. Eine “Nacht darüber schlafen” erleichtert so manches und führt zu weniger Beziehungskonflikten. Selbstkontrolle ist in der digitalen, virtuellen Welt eine sehr wertvolle Fähigkeit. Das Internet und die Speicher vergessen leider nichts. Auch wenn es noch so eine lustige, heitere Situation ist, sollte man sein Erleben und die Gefühle nicht gleich posten. Das Gleiche gilt für religiöse und politische Einstellungen. Diese könnten sich ändern und im Nachhinein möglicherweise als unvorteilhaft ankommen. Für Recruiter ist Facebook ein schier unergründlicher Fundus. Die eigene Chronik ist wesentlich zuverlässiger als jeder Lebenslauf. Ganz banale Dinge wie Kaffee, Essen, Schlafen, usw. haben ebenso Einfluss auf unseren mentalen Zustand. Drogeneinfluss verändert die Persönlichkeitsstruktur radikal und drückt sich demzufolge auch sehr deutlich in Social Media aus. Es ist also in einer digitalen Welt noch wichtiger die eigene Persönlichkeit zu entwickeln weil diese über das Social Media-Profil sehr transparent und weithin bekannt wird.

Digitales Profil: Ist jenes Erscheinungsbild, dass wir z.B.: auf Facebook im Profil und in der Chronik von uns selber aufbauen.

Was da die Menschen alles von sich selber erzählen?

Von der expressionistischen Darstellung des eigenen Egos über Essen, Sport, Sex, Witze bis hin zu Breaking News ist alles und noch mehr zu finden. Im Wesentlichen entsprechen die Themen allerdings einer Gaußschen Verteilung. So hat fast jeder ein digitales Profil, welches sich aus diesen gängigen Themen zusammensetzt. Es ist durchaus ein interessantes Experiment sich die Profile der eigenen Freunde daraufhin einmal durchzuschauen. Mit zehn verschieden Parametern (s. Bild) kann man schon ganz gut strukturieren. Neben diesen Standardprofilen gibt es schon, wenn auch nur sehr wenige, ausgefallene Profile. Über die Social Media präsentieren wir uns, kommunizieren wir und zeigen wir unsere Einstellung zu Werten und Bedürfnissen. Genau das ist es, worauf sich Werbung und Marketing nun stürzen. Unsere individuellen Bedürfnisse kennenzulernen und auf diese mit entsprechenden Angeboten zu reagieren – das heißt dann Social Media Marketing. Gesucht sind also Influencer auf die wir reagieren.

Was möchte man denn nun von uns?

Influencer: In der ursprünglichen Version der Social Media wurde der Schwerpunkt auf Beziehungen gelegt. Zwischenzeitlich hat sich sehr viel geändert. Wenn der mächtigste Mann der Welt gewählt wird und die Entscheidung darüber auf Twitter abläuft, dann geht es schon um ein bisschen mehr als um Beziehungen zu Freunden. Die Umwelt hat unterschiedliche Interessen an dir. Diese lassen sich gruppieren in:

Beziehung, Liebe, Abhängigkeit

Manipulation, Macht, Angst

Aufmerksamkeit, Follower, Liker

Diese drei Gruppen lassen sich auf der einen Seite weiter unterteilen und auf der anderen Seite zu einem einzigen Begriff subsumieren und das ist Geld. Man möchte dein Geld! Ob das nun über Manipulation, Macht, Abhängigkeit, Liebe und so weiter läuft ist kulturell unterschiedlich.

Dein Wert in der virtuellen Welt wird über das Digitale Profil repräsentiert – Baue es gezielt auf und gehe sorgsam damit um!

 

PS: Kurze Zusammenfassung von NLP Metaprogrammen

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