Evolution ist die wissenschaftliche Version über die Entwicklung von Lebewesen. Diese Theorie ist wahrscheinlich diejenige die am besten abgesichert ist. Charles Darwin hat im 19.Jhdt durch Beobachtung erkannt, dass sich Lebewesen im Verlaufe von Generationen an die jeweilige Umwelt anpassen. Dadurch kommt es auch zur “Entstehung der Arten”. Heute weiß man ziemlich genau wie dieser Prozess verläuft.
Vorausgesetzt Leben existiert einmal, läuft die Entwicklung in drei Schritten ab. Lebewesen tragen Informationen über dessen Aufbau in sich, bekannt unter GENE. Grundsätzlich sind biologische Wesen in der Lage sich zu replizieren, wobei sie Erbinformation an die nächste Generation weitergeben. Dabei passieren Kopierfehler, zwar sehr selten aber immerhin einmal pro einer Milliarde. Die so mutierten Nachfolger haben dadurch entweder Vorteile oder auch Nachteile in ihrem Leben. Möglicherweise können sie sich mit den neuen Eigenschaften sogar besser an die aktuellen Umweltbedingungen anpassen. Es schaut dann so aus, als ob genau diese Mutanten von der Umwelt bevorzugt also selektiert werden (Abbildung 1).
Während der letzten vier Milliarden Jahre hat sich das Leben von der Bakterie über Pflanzen zu den Säugetieren und letztendlich zum Menschen entwickelt. Damit verbunden war auch die Entwicklung von Nervensystemen und letztendlich den Gehirnen. Ob nun Bewusstsein Teil dieser evolutionären Entwicklung ist, hängt von der Antwort auf die Frage ab, inwieweit ein Gehirn allein für Bewusstsein ausreichend ist oder nicht.
So wie wir bisher Bewusstsein kennengelernt haben ist dafür ein erkennendes System erforderlich welches differenzieren, adaptieren, auf sich selbst reflektieren und Episoden speichern kann. Alle diese einzelnen Eigenschaften lassen sich über die Funktion eines Gehirns beschreiben. Insofern ist dann Bewusstsein nichts Übernatürliches, sondern eine Folge der natürlichen Selektion. Diese Erkenntnis sagt allerdings nichts über den evolutionären Fortbestand von Bewusstsein aus.
Abbildung 1 Gene – Meme – Treme
Für die evolutionäre Entwicklung von Bewusstsein muss der darwinistische Prozess transformiert werden. Diesen Versuch hat Richard Dawkins unternommen und dabei in Analogie zu den Genen den Begriff der Meme entwickelt. Abgeleitet ist dieses Wort von memetic memories. Es handelt sich dabei um Gedanken, Verhaltensweisen, Büchern, usw. Meme verbreiten sich, werden kopiert und verändern sich. Sie haben also darwinistische Eigenschaften. Am 20 Jänner 2021 ging ein Meme um die Welt. Es war das Bild von Bernie Sanders wie er mit seinen „Woll – Fäustlingen“ an der Inauguration des Präsidenten teilnahm. Das Bemerkenswerte ist aber nicht die Verbreitung des Bildes an sich, sondern die Bezeichnung meme für dieses PopUp.
In den letzten Jahrhunderten, ausgelöst von Renes Descartes, dreht sich die Diskussion vielfach darum ob Tiere ein ähnliches Bewusstsein wie Menschen haben könnten. Viele Wissenschaftler beantworten diese Frage eindeutig mit Ja. Allerdings mit der Erweiterung, dass sie auf unterschiedliche Ausprägungen, also Stufen von Bewusstsein hinweisen. In den letzten wenigen Jahren wurde die Diskussion noch um die Möglichkeit von Bewusstsein in künstlichen Wesen erweitert.
Dass Maschinen intelligent sein könnten ist zwischenzeitlich unbestritten. Könnten sie aber auch Bewusstsein erlangen? Auch dieser Frage müssen wir uns stellen und sie ähnlich behandeln wie die Vermutung von Bewusstsein bei Tieren. Die digitale Entwicklung hat Artefakte hervorgebracht, die schon besser sind als deren biologische Pendants. Besonders zu erwähnen sind digitale Sensoren. Videokameras haben ein Vielfaches der Auflösung und Farbtiefe eines menschlichen Auges. Darüber hinaus stehen uns technische Sensoren zur Verfügung, die das menschliche Spektrum überschreiten. Sensoren für Radioaktivität, Magnetfelder, UV-Licht, usw. Andere Technologien wie Mikroskop und Teleskop haben das Spektrum „an sich“ deutlich erweitert. Nachweislich wissen wir das künstliche neuronale Netzwerke lernfähig sind. In manchen Bereichen ist diese Eigenschaft schon besser ausgeprägt als bei Menschen.
Autopiloten erkennen Verkehrszeichen zuverlässiger als menschliche Lenker es können. Symbole zu Verarbeitung sind ein Basiskonzept jedes Computers. Auch das Lösen von Problemen durch rekursive Wiederholung gehört dazu. Das alles sind Funktionen, die eine Intelligenz ausmachen. Auch hier wird wieder der Versuch unternommen das Darwinistische in der Maschine zu erkennen. Susan Blackmore schlägt dazu den Begriff Treme, abgeleitet von „technical replicated memories“ vor. Es sind dies Memes die sich ohne Zutun menschlichen Bewusstseins auf technologischen Plattformen verbreiten. Social Media könnte so ein Anfang davon sein.
Die Frage nach evolutionärem Bewusstsein
bleibt offen und muss auf zwei wesentliche Themen erweitert werden:
1. Ist Bewusstsein eine Folge von Evolution?
Evolution ist kein plötzlich auftretendes Ereignis, sondern ein Prozess. Wie die meisten natürlichen Prozesse verläuft dieser auch exponentiell. Während einer langen Phase entwickeln und verändern sich Lebewesen nur sehr langsam. Ausgelöst durch einen Trigger verläuft dann die Kurve steil nach oben. Dies solange bis ein „Turning Point“ erreicht ist, die Entwicklung kippt und sich auf einem tieferen Niveau einpendelt. Andere Lebensformen stehen dann schon in der Warteschlange. Diese beiden markanten Punkte repräsentieren die natürliche Selektion.
Die ersten bekannten Lebewesen, die Bakterien reagierten auf Reize aus der Umwelt und waren in der Lage sich zu reproduzieren. Sofern man diesen ersten Lebewesen eine Bewusstseinsstufe zuordnen möchte, wäre dies das Regulative. Dessen wesentliche Funktion der Stoffwechsel und die Reproduktion war.
Erst bei weiter entwickelten Lebewesen wie den Reptilien kann man ein räumliches Erkennen beobachten. Damit waren sie in der Lage ihr physikalisches Umfeld zu internalisieren und hatten so die Möglichkeit Beutetiere besser zu orten. Die Reproduktion erfolgte zu diesem Zeitpunkt durch Eier legen. Dazu war es eben enorm wichtig die Umgebung gut zu kennen um diese möglichst geschützt vor Feinden ablegen zu können.
Das instinktive Bewusstsein ist für diese Fähigkeit verantwortlich.
Der TurningPoint welcher die Reptilienpopulation so jäh beenden ließ war ein Astroiden – Einschlag auf Yukatan. Die Umweltbedingungen haben sich für die Saurier drastisch veränderte und damit ihre Existenz beendete. Ja – ein Meteoriteneinschlag gehört zur natürlichen Selektion. Bekannterweise haben sich Säugetiere an die neuen Bedingungen besser angepasst.
Diese neue Lebensform repliziert sich durch lebendgeborene Nachkommen. Damit verbunden auch das Erfordernis der Aufzucht. Säugetiere entwickelten soziales Verhalten mit Bindungsfähigkeit und Empathie. Größere Gehirne waren in der Lage komplexe, soziale Verhaltensweisen hervorzubringen. Die Überlebensfähigkeit in Gruppen war größer und wurde von der natürlichen Selektion belohnt. Noch vorteilhafter war es, wenn sich die Gruppenmitglieder untereinander verständigen konnten. Damit begann dann das enorme Wachstum der Gehirne. Ein entscheidender Punkt in der Evolution war die Entwicklung von Sprache, die eben diesen Gehirnen dann möglich war.
Nun war der Mensch geboren. Er verfügt weiterhin über die bereits entwickelten Fähigkeiten von Stoffwechsel, Instinkt und Intuition. Was das menschliche Tier von allen anderen unterscheidet ist das kognitive Bewusstsein (Abbildung 2).
Abbildung 2 Evolution
Wir Menschen sind in der Lage zu planen, in Szenarien zu denken und unser „ICH“ im Kontext zu repräsentieren. Wie kein anderes Lebewesen hat der Homosapiens die Welt dermaßen radikal verändert. Erstens waren es die Werkzeuge, mit denen schon ein spürbarer Einfluss auf die Umwelt erkennbar wurde. Zweitens sind es die Denkzeuge, die der Mensch wiederum dazu benutzt, um noch effizientere Werkzeuge zu entwickeln.
Die Menschheit wurde in eine natürliche Umwelt hinein geboren, hat diese aber technologisiert. Ob wir nun am Anfang dieser Entwicklung stehen oder bereits nahe dem TurningPoint sind, ist als Beteiligter nicht erkennbar.
Der Mensch ist demnach in der Lage die Umwelt zu seinem Vorteil zu verändern. Die natürliche Selektion tritt damit in den Hintergrund. Genau das drückt sich jetzt im Artensterben aus. Ich kann mir also genau jene Umwelt schaffen, die mich bei der Selektion bevorzugt. Noch wirksamer, Menschen sind in der Lage auf die anderen beiden darwinistischen Faktoren, der Mutation und die Vererbung einzugreifen. Sofern man diese Argumente für richtig hält muss man auch das Ende Evolution zur Kenntnis nehmen.
Die bisherige Entwicklung des Lebens war ein Weg von Unten nach Oben. Die Natur hatte keine besonderen Ziele, sondern wählte jeweils die Fittesten aus. Der Zufall Mensch mit seinem Bewusstsein ist somit existent. Die Entwicklung von Denk- und Werkzeugen verläuft genau umgekehrt, nämlich von oben nach unten. Der Designer Mensch überlegt sich was er gerne haben möchte (Teleologisch) und realisiert dies auch. Meist sind dazu nur wenige Versuche notwendig. Je höher die Intelligenz umso leichter ist es in komplexen Umfeldern seine Ziele zu erreichen.
Das menschliche Gehirn hat aber auch Grenzen. Immerhin hat es gereicht künstliche, lernende Wesen zu entwickeln. Digitalisierung ist wahrscheinlich jener Trigger der, sofern sich der natürliche Mensch nicht selbst auslöscht, zu einem massiven Wachstum von
Intelligenz führen kann. Die Manipulation der Umwelt nimmt rasant an Fahrt auf. Nicht einmal der biologische Mensch selbst ist davon ausgenommen. In die Körper werden immer mehr Artefakte wie Cochlea, Nieren, Retina usw. eingebaut. Irgendwann ist dann der Zeitpunkt gekommen, an dem man zwischen dem natürlichen Menschen und dem Transhumane zu unterscheiden hat. Die Fähigkeiten gleichen dann denen der antiken Götter. Wir wären Wesen mit einem göttlichen Bewusstsein. Dazu gehört auch die Erschaffung neuer Wesen wie Humanoide Roboter. Der Mensch als Schöpfer.
Abbildung 3 Humanoide
Wir haben Bewusstsein bisher in seinen Funktionen: erkennen, differenzieren, selbst reflektieren und speichern beschrieben. Eine definitive Aussage was Bewusstsein wirklich ist liegt noch immer nicht vor. Am ehesten wird der kurze Satz „Ich will“ dem menschlichen Bewusstsein gerecht. Dieses „Ich will“ repräsentiert eine reale menschliche Seele (Abbildung 3).
Bereits heute existierende humanoide Roboter sind in manchen Verhaltensweisen nicht mehr vom Menschen zu unterscheiden. Trotzdem sind wir überzeugt, dass diese Maschinen keine Seele haben. Sie tun nur so als ob. Kann man nun ein simuliertes Bewusstsein von einem echten unterscheiden?
Dazu gibt es die beiden Gedankenexperimente der „Zimmer“. Eines kommt von Alan Turing und das andere von John Searle. Letzteres ist als „chinesisches Zimmer“ bekannt geworden. Bei beiden Experimenten versucht ein Beobachter zu erkennen, ob sich in einem Raum ein Mensch oder eine intelligente Maschine befindet. Es ist ein „Frage – Antwort“ Spiel mit einer Black Box. Beim heutigen Stand der künstlichen Intelligenz ist eine Unterscheidung oft nur mehr schwer möglich. Es könnte sogar sein, dass der Beobachter zum Schluss kommt, dass die Maschine der Mensch ist. Der neue Bewohner des Zimmers heißt nun Watson. Dieser Supercomputer von IBM hat die Quizshow „Jeopardy“ gewonnen. Allerdings mit verkehrten Vorzeichen. Die „Antworten waren die Fragen“. Dies dürfte es dann mit programmierter Intelligenz auch gewesen sein. Alle folgenden KI Systeme basieren auf neuronalen Netzen.
Humanoide Roboter sind Maschinen mit menschlichen Fähigkeiten. Manche Eigenschaften wurden erweitert (visuelle) andere wiederum (fühlen) reduziert. Die Sinnhaftigkeit von humanoiden Robotern ist zu hinterfragen. Warum braucht man Maschinen mit menschlichen Eigenschaften? Zur Lösung anspruchsvoller Aufgaben, wie das Sammeln von Gesteinsproben auf anderen Planeten, sind wahrscheinlich speziell dafür entwickelte Roboter besser geeignet. Es blieben dann nur mehr Sex Roboter übrig die man wirklich brauchen könnte.
Solange man keine eindeutige Funktionsbeschreibung für Bewusstsein hat kann man dieses auch nicht auf Maschinen übertragen. Maschinell humanoide Geschöpfe sind transformierte Nachbauten von Menschen, wahrscheinlich ohne reales Bewusstsein. Wenn man aber nicht zwischen realer und simulierter Seele unterscheiden kann, wird man es auch nicht wissen.
Der Wunsch nach humanoiden Robotern ist wahrscheinlich vielen Science-Fiction-Filmen geschuldet. Für die Realisierung von Bewusstsein braucht es aber nicht zwingend menschenähnliche Gestalt wie R2-D2. Bewusstsein könnte auch in entkörperlichten Wesen entstehen. Solche Entitäten brauchen nicht für ihr biologisches Leben sorgen. Empfindungen wie Schmerz, Hunger, Schlaf, usw. wären nicht nötig. Sie bräuchten auch keine Sensorik für sehen, hören und fühlen. Eine völlig artfremde Sensorik könnte genauso zu Bewusstsein führen. Das wissen wir aber nicht, weil wir keinerlei Messgrößen oder Messgeräte zur Erfassung von Bewusstsein haben.
Auch so ein entkörperlichtes Wesen existiert bereits. Es handelt sich dabei um das Internet. Ob das WWW denken kann, intelligent ist oder möglicherweise schon ein Bewusstsein hat können wir aufgrund der fehlenden Definition und Messmöglichkeit nicht feststellen. Das Einzige was möglich ist, sind Analogieschlüsse zu menschlichem Bewusstsein herzustellen. Sollten wir erkennen, dass das Internet ein „Ich will“ aufweist so wäre dieser Schluss zulässig. Wir sollten daher aufmerksam sein, ob das Netz aus sich selbst heraus aktiv wird und sich selbst replizieren kann.
Bewusstsein kann als Folge von Evolution erklärt und verstanden werden. Dann
müsste man aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die darwinistische Entwicklung
damit sein Ende findet. Also wenden wir uns der Zweiten Frage zu.
2. Ist Evolution eine Folge von Bewusstsein
Obwohl sich ein evolutionäres Bewusstsein schon gut nachweisen lässt, bleiben trotzdem viele Fragen offen. Der Zweifel an dieser Theorie bleibt weiter bestehen. Es könnte also immer noch so sein, dass Bewusstsein die Folge eines Top Down Designs ist. Voraussetzung dafür wäre die Existenz eines Designers. Mit großer Sicherheit hat der Bottom Up Prozess, also der darwinistische, zur Intelligenz bei Säugetieren geführt (Abbildung 4). Der Mensch hat diese in der Folge genutzt, um Werkzeuge und Denkzeuge zu bauen und sich somit zum Designer erhoben. Bereits ausgestorbene Arten könnten wiederbelebt oder völlig neue geschaffen werden. Unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz und der Gen – Schere ist das durchaus denkbar. Wenn nun dem Menschen schon derartige Fähigkeiten zugestanden werden umso mehr wären höhere Wesen in- und außerhalb des Universums dazu in der Lage.
Abbildung 4 Intelligent Design
Die terrestrische Evolution wäre dann kein zufälliger Prozess mehr, sondern ein hochintelligentes Design. Unser Bewusstsein nicht mehr real, sondern eine Illusion die von einem Programmierer induziert ist. Diese Vorstellung wird häufig als Simulationshypothese bezeichnet. Das gesamte Universum einschließlich des Bewusstseins dann Resultat eines Supercomputers. Die Matrix Trilogie zeichnet ein eben solches Bild.
Dagegen spricht allerdings das derart leistungsfähige Rechner so viel Speicher brauchen würde, wie das gesamte Universum Materie hätte. Die ganze existierende Energie dafür einzusetzen sei. Es müsste also das Universum selbst schon ein Quantencomputer sein. Diese Theorie wird von Ray Kurzweil und anderen Futuristen verfolgt.
Ja – das ist alles Spekulation. Die Entstehung des Lebens und des Bewusstseins ist ein beinahe unmöglicher Zufall. Genau das rechtfertigt dann den Schöpfungsmythos. Dem Kreationismus ist eine deutliche Absage zu erteilen. Auch wenn ihn Kentucky die Arche Noah von Millionen Menschen besucht wird.
Erkenntnisse:
Intelligenz ist ein Resultat von Evolution.
Bewusstsein entsteht durch Denk – und Werkzeuge.
Humanoide haben simuliertes Bewusstsein.
WWW ist ein entkörperlichtes Wesen.
Der Mensch als Designer.
Bewusstsein ist das Ende der Evolution.
OneZoom: Life-Explorer
Yotube Kanal: SpirituaLife
Udemy Kurs: Bewusstsein und das Künstliche