Der Geist in der Maschine – Non-Dualität

Bewusstsein 2.0 – Teil 17

Wir wissen es noch immer nicht! Sind Geist und Materie jeweils was anderes und basieren auf zwei verschieden Substanzen oder sind sie von Selbiger jedoch mit zwei Ausprägungen.

Platon hat mit seiner Formenlehre die Grundlage für die abendländische Kultur gelegt. Dabei hat jedes Objekt eine geistige Urform nach der es Gestalt annimmt (Blaupause). Ähnlich wie ein Software-Objekt mehrere Instanzen annehmen kann. In der Folge hat sich das Christentum mit dem Dualismus zu beschäftigen. Ob Jesus nun Gott (Geist) oder Mensch  (Materie) ist, war von wesentlicher theologischer Bedeutung. Dazu wurde dann im Konzil zu Nizäa festgehalten, dass: “Jesus sowohl Mensch als auch Gott unvermengt und ungeteilt ist”. Das würde einer monistischen Sichtweise entsprechen. Auch die Trinität spricht insofern dafür als Vater, Sohn und Geist nur Ausprägungen von ein und demselben sind. Die Einführung einer unsterblichen, vom Körper trennbarer Seele, jedoch führte zu einem christlichen Dualismus. Die Überhöhung der Seele wiederum im Laufe der Jahrhunderte zu einer ausgesprochenen Körperfeindlichkeit. Auch das Aufkommen der Naturwissenschaften im 17 Jhdt. konnte daran zunächst nichts ändern. Selbst Rene Descartes hat  an der Dualität festgehalten und diese sogar noch verstärkt. Er bestätigte das Geistige als Existenz in einer eigenen Substanz und fand für den Sitz der Seele die Zirbeldrüse. Monistische Ansätze waren zu dieser Zeit ob der Allmacht der katholischen Kirche denkunmöglich. Heute wird von esoterischer und spiritueller Seite diese dualistische Entwicklung stark kritisiert. Allerdings:

Dualismus ist die Basis für naturwissenschaftliche Erkenntnisse: Grundlage für jedwede wissenschaftliche Erkenntnisse sind Hypothesen, die in wiederholbaren messbaren Experimenten bestätigt oder widerlegt werden. Ein Naturgesetz gilt dann solange als bewiesen, bis es eben durch so einen Prozess widerlegt ist. Dabei ist immer das Objekt vom Beobachter getrennt. Es sind sowohl die Objekte (Versuchsanordnungen) als auch Beobachter (Wissenschaftler) beliebig austauschbar. Genau diese Geisteshaltung hat in den letzten Dreihundert Jahren zu den heute sichtbaren technischen Entwicklungen geführt. Noch nie hat eine Spezies hier auf Erden in so kurzer Zeit eine so  massive Materielle Veränderung (Städte, Autos, Medizin, Internet) bewirkt. Die Welt ist eine völlig andere geworden. Weil der Geist das Materielle geschaffen hat?

Wenn das so ist, dann muss es eine Schnittstelle zwischen diesen beiden getrennten Substanzen geben. Irgendwie kann das Geistige das Materielle generieren und umgekehrt müsste die Physik das Mentale beeinflussen. Am einfachsten wäre dieser Beweis erbracht wenn Telekinese oder Mind-Machines nachweislich funktionieren würden. Tun sie aber nicht. In den Büchern von Bärbel Mohr “Bestellung beim Universum” gibt es eine Vielzahl von Beispielen die nicht über die Zufälligkeit hinauskommen. Sich einen Parkplatz durch intensives, emotionales Wünschen zu beschaffen bleibt ein Wunsch der in Erfüllung gehen kann oder eben auch nicht. Auch andere Bestseller wie “What the Bleep do we know” sind wegen nicht wiederholbaren Erfolg wieder vom Markt verschwunden.

Die fernöstlichen Religionen Hinduismus und Buddhismus haben Geist und Materie schon immer anders gesehen. Die Veden, Jahrtausende alte, mündliche und schriftliche Überlieferungen von Weisheiten haben im 8 Jhdt. noch einmal eine wesentliche Veränderung erfahren. Die Vedanta – die abschließenden Veden wurden von Adi Shankara um das Nonduale “Advaita” erweitert. Diese Lehre des Advaita Vedanta sieht das Materielle und das Geistige einem Ursprung zugeordnet und das ist Brahman. Die physische Welt ist eine Erscheinung, eine Illusion in der Sanskrit Sprache die “Maya”.  Die hinduistische Erlösung von den Inkarnationen erfolgt dann wenn sich Atman (Seele) mit Brahman (Gott) vereinen. Der hinduistische Monismus drückt sich durch “Das Alles bist Du“ aus. Swami Vivekananda hielt beim Weltkongress der Religionen 1893 einen vielbeachteten Vortrag zum Non-Dualismus mit unter anderen folgenden Botschaften:

Alles ist Geist-Brahman; Die Welt ist eine Illusion
Einheit ist Erkenntnis; Vielheit ist Unwissenheit
Arbeite und lebe ohne Verlangen nach Ruhm und Erfolg
Das Denken unter Kontrolle bringen: Mit Konzentration und Meditation
Verantwortung für sich Selber ; Kein Gott – Kein Teufel
Unverhaftet sein; Das Herz nicht an Dinge hängen;
Beherrsche das Unterbewusste und das Überbewusste
Emotionen sind verschwendete Energie
Je ruhiger wir sind, umso mehr können wir leisten
Das Alles bist DU! – Die Probleme und die Erfolge
Tue alles was auf Einheit hinweist

Diese so beschriebene Geisteshaltung wurde weitgehend von den 1968ern übernommen und fand so Einzug in das westliche Denken. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema von Geist und Materie begann erst wieder im 20 Jhdt. Allerdings nicht weil es Philosophen bearbeiteten sondern weil es durch Entwicklungen in anderen wissenschaftliche Bereichen aktuell wurde. In der Quantenphysik wurde bekannt, dass Beobachtung eine Messung beeinflusst. Quanten-Esoteriker sahen hierin gleich die Schnittstelle von Geist zu Materie. Neurowissenschaftler sind überzeugt, dass für Bewusstsein nur ein Gehirn notwendig ist und wollen das auch nachweisen. Drittens sind es Erfolge bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz und Robotik die der Materie auch geistige Eigenschaften zusprechen.

Der Engländer Gilbert Ryle nahm 1949 dieses Thema wieder als Philosoph auf. Sein Hauptwerk “Der Geist in der Maschine” leitete aus den Grundlagen zu den Kategorien Fehlern eine neue Sichtweise zu Dualität ein. Demnach ist Geist eine “Verhaltensdisposition” die in der Materie enthalten ist. RYLE bringt das Beispiel eines Weinglases welches die Disposition des Zersplitterns innehat. Auch bei genauester Untersuchung des Glases kann man dieses Verhalten nicht erkennen. Sofern der richtige Auslöser, das Hinunterfallen, auftritt wird die Disposition sichtbar. So könnte auch das Gehirn eine Unzahl solcher Verhaltensdispositionen “hosten” und bei entsprechendem Kontext auslösen. (Philosophischer Behaviorismus)

Im Rahmen eines Gedankenexperimentes könnte man nun die Verhaltensdisposition nach RYLE und die Beobachtung als Bewusstsein nach NADER in eine zeitliche Abhängigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bringen. Die Relation von Geist und Materie ist dabei dynamisch und führt wahrscheinlich zu ein und derselben Substanz – das xFeld.

Bewusstsein 2.0 - der Geist in der Maschine

[OD]     [Vergangen]              [Disponierter Geist]

Ein Weinglas wurde wahrscheinlich in einer Glasbläserei vor längerer Zeit produziert ist damit Vergangenheit. Neben der Möglichkeit daraus zu trinken, hat es auch die Disposition zu zersplittern. Das kann man beobachten.

[OG]     [Jetzt]                         [Dualistisch Materie]

Das menschliche Gehirn arbeitet genau im Jetzt. Alles Denken und Entscheiden passiert auch gerade jetzt. Gedanken kollabieren zu Taten oder zu weiteren Gedanken. Daraus resultiert ein Beobachtungsprozess.

[OG]     [Entwicklung]            [Dualistisch Geist]

Jede Entwicklung hat nahezu unendlich viele mögliche Ergebnisse. Es hängt davon ab, wann genau ein Entwicklungsprozess beginnt. Alle Möglichkeiten sind in einer Superposition und werden durch die Messung – also den Startzeitpunkt – bestimmt. Der Film „Lola rennt“ zeigt das in drei eindrucksvollen Ausprägungen – sich selber beim Anschauen dieses Filmes zu beobachten.

[OR]     [Zukunft]                    [Disponierter Materie]

Dies ist der umgekehrte Fall vom obigen Weinglas. In einem Gedanken/Geist ist Materie bereits disponiert. Als Beispiele dafür sind die Arbeiten von Maurits Cornelis Escher ideal. Der Beobachter sieht in der Zukunft Materie entstehen.

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