Das Ansehen von TV Serien ist heute mindestens ein Hype. Mit Sicherheit wird dieser Trend den Fernsehkonsum in Zukunft noch weiter verändern. So genanntes lineares TV – wie eben ORF, ARD, ZDF usw. – welche über Satelliten oder Kabel empfangen werden und nach vorgegebenen Programmen ablaufen, haben ausgedient. TV-Theken und Streaming-Dienste bieten zeitunabhängig Filme und vor allem Serien. News werden über soziale Medien rasant schnell verbreitet. Warten auf Tagesschau oder ZiB ist somit auch nicht mehr erforderlich.
Gerade TV Serien sind jetzt ein Megatrend. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Mit Sicherheit sind die einzelnen Episoden in sich sehr spannend aufgebaut. Am Ende bleibt immer was offen, was die Neugier auf die nächste Folge steigert. Dies kann bis zu Suchtverhalten führen. Wenn das den Produzenten gelingt so ist ihr Ziel, Geld damit zu verdienen erreicht. TV Serien sind im Unterhaltungsbusiness zwischenzeitlich ein valides Geschäftsmodel geworden.
Völlig konträr dazu ist der Frage nachzugehen, ob TV Serien auch spirituelle Aspekte aufweisen. Dazu könnte man eine dreiteilige Betrachtung anstellen. Man konzentriert sich ausschließlich auf den Inhalt (Content) ob dieser spirituell aufgebaut ist. Zweitens zieht man den Handlungsrahmen (Context) hinzu. Letztendlich muss noch der Bezug zur Realität hergestellt werden (Connection). Eine Betrachtung also über Content Context und Connection – 3C.

1. CONTENT

Inhaltlich wird Spiritualität dann behandelt wenn die Serie eine unendlich höhere, transzendente Macht verarbeitet. Die einzelnen Episoden und Szenen stellen dann Handlungen und Interaktionen mit dieser höheren Macht dar. Diese Transzendenz kann auch als Gott, Brahman oder Nirwana bezeichnet werden. Auch davon abgeleitete Themen sollten dem Spirituellen zugeordnet werden. Beispielsweise sind das: Achtsamkeit, globale Verantwortung, Liebe (christlich), Leiden (buddhistisch), Barmherzigkeit (muslimisch), Schöpferisch (jüdisch) und NonDual (hinduistisch). Gott wird implizit in der Serie „Hands of God“ behandelt. Der Richter, Harris Pernell, erleidet schwere persönliche Schicksalsschläge und findet so zu Gott. Die Serie „HEROES“ zeigt Menschen deren Schicksal von außergewöhnlichen, eben transzendenten, Fähigkeiten bestimmt ist. Der Polizist kann Gedankenlesen, die Cheerleaderin hat Selbstheilungskräfte und Hiro kann Zeit und Raum manipulieren. Spirituelle Nähe sind Serien mit magischen / mystischen Inhalten wie „Once upon a Time“, „Grimms“ oder „Die Hexen von Eastwick“.

2. CONTEXT

Inhalte werden gewöhnlich vor einem definierten Hintergrund aufgespannt. Dies können entweder eine Epoche, ein Land, eine Kultur, eine Dynastie, usw. sein. Sehr eindrucksvoll spielt die Serie „Game of Thrones“ in der Spätantike in einem „PhantasieEuropa“. Das damalige Umfeld mit Burgen, Schlössern, Bauernhütten, Schiffen, Waffen, usw. wird aufgebaut. Es wird eine kriegerische, auf Ausübung brachialer Gewalt basierende, Umwelt gezeigt. Die Lebenserwartung war genau nur der nächste Tag. Man wusste nicht ob man am Abend noch zu Bett gehen wird. Es wird eine Gesellschaft auf der Bewusstseins-Stufe „Egozentrisch“ nach Clare Graves mit dem Farbcode Rot dargestellt. Hier zählt nur das Recht des Stärkeren. Die Befriedigung unmittelbarer menschlicher Bedürfnisse hat absoluten Vorrang: „Ich will alles und das sofort“. Es herrschen Aggressivität, Gewalt, Destruktivität, Schamlosigkeit und Korruption. Genau dieses Spektrum spannt „Game of Thrones“ exzellent gut auf. Wer sich mit den gesellschaftlichen Bewusstseinsstufen beschäftigt möchte/muss hat für die Ebene Rot hier ein Lehrbeispiel.

Ein anderer Bewusstseinskontext wird in „The man in the HIGH CASTLE“ dargestellt. Der Farbcode Blau entspricht einem stark, hierarchisch geprägtem System, wie eben das nationalsozialistische eines war. Die ganze Welt ehrt den Allmächtigen – den Führer. Bestimmend sind Intoleranz, Zwang, Dogmatismus, Fundamentalismus, Ideologie, und Fanatismus. Der „High Castle“ Kontext macht richtig Angst. Ein Großteil der Weltbevölkerung (70 %) lebt heute auf der Bewusstseinsstufe „Strategisch-Kapitalistisch“ mit den Farbcode Orange. Dieser wird in „House of Cards“ dargestellt. Den magischen  mystischen Kontext kann man eventuell in „The SHANNARA Chronicles“ mit  Purpur erspüren. Gesellschaften können auch in transformiertem Kontext gezeigt werden. Beispielsweise bei  „Pinguine aus Madagaskar“ . Die Bewusstseinsstufe entspricht hier dem Grünen mit dem zentralen Element der Beziehung. Serien mit Beziehungsskontext „Big Bang Theorie“ gehören wahrscheinlich zu den meist gesehen Staffeln. Für höhere Bewusstseinsebenen wie Türkis sind noch keine expliziten Serien zu finden.

3. CONNECTION

Menschen neigen dazu, zwischen den virtuellen Inhalten eine Verbindung zur eigenen realen Umwelt herzustellen. Möglicherweise schaut man sich Serien lieber an, die mit den eigenen Kontext-Vorstellungen korrespondieren. Die Spiritualität wird hier durch die Bewusstseinsstufe und durch Interaktion mit Transzendenz repräsentiert.

Eine völlig andere Art von Spiritualität ist auf den Psychologen C. G. Jung zurückzuführen. Er hat sich mit dem Phänomen des zufällig, zeitlichen Zusammentreffens von unabhängigen Phänomenen beschäftigt. Synchronizität liegt laut Jung dann vor, wenn ein inneres Ereignis (Traum, Vision, Idee) mit einem äußeren physischen Ereignis, gleicher Ausprägung, zeitlich zusammentrifft. Beispielsweise, wenn ich mit dem Gedanken eines „Segelturns“ spiele und zeitgleich eine Einladung dazu bekomme. Synchronizität nunmehr übersetzt auf TV Serien würde bedeuten, dass Bilder im Movie ziemlich zeitgleich in der Realität auftreten. Also von virtueller Realität zur physischen Realität. Beispiele dafür können hier eben nicht gebracht werden, weil diese ausschließlich dem subjektivem Erleben vorbehalten sind.

Serien die in unserem gesellschaftlichen Kontext spielen könnten sich dazu gut eignen. Als Beispiel seien genannt „Mr. Robot“ oder „Alpha 07“. Beide Serien behandelnden Themen aus der Bedrohung durch das Internet. Ein Thema das allgegenwärtig ist. Mit diesen Serien könnte man die Intuition für Synchronizität lernen. Die spirituelle Idee selber, kommt jedoch erst bei wirklicher Zufälligkeit zum Ausdruck. Von daher gesehen ist es egal welche Serie man anschaut. Ähnlich wie ein Traumtagebuch kann man auch ein „Synchronizitätstagebuch“ schreiben. Es ist eine gute Methodik das eigene Bewusstsein zu erweitern.

Man könnte sich auch einen künstlichen Lebensraum, ähnlich wie Biosphäre I und II, vorstellen. Also völlig in sich geschlossene, autarke Systeme. Filmisch wurde dieses Thema bereits in den 80er Jahren mit der „Truman Show“ angezogen. Eigentlich die erste Reality Show. Truman Burbank spielt ohne Wissen sein eigenes Leben. Er lebt in einer Kuppel – in seiner eigenen Welt und wird von Millionen Zuschauern beobachtet. Das Publikum sieht jede Woche eine Episode. Ein solches geschlossenes System verwendet auch die Serie „Under the Dome“ mit dem Unterschied, dass die Kuppel von Außerirdischen darüber gestülpt wurde. Wir erleben dabei eine zwangsweise isolierte, auf sich selber gestellte Gesellschaft. Dort passieren dann genau jene Phänomene, die bei Ressourcenknappheit auftreten.  Angst, Macht, Gewalt, Egoismus, Altruismus und auch Spiritualität. Letzteres weil die Schicksalsgemeinschaft schnell erkennt, dass die Kuppel nicht natürlichen Ursprungs ist. „Under the Dome“ ist auch ein gutes Beispiel für Synchronizität. In unserem Ecosystem – auch ein in sich Geschlossenes – sind Ressourcen knapp und werden laufend weniger. Wer also in einem solchem System arbeitet, findet zwischen Realität und Serie viele Analogien. Wenn diese dann auch noch zeitlich zusammentreffen, kann das zu spirituellen Erlebnissen führen.

Im Zusammenspiel von Content, Context und Connection können TV-Serien bewusstseinserweiternd und somit spirituell sein.  Man kann sich damit auch ein Labor zum Testen eigener Gedanken in verschiedenen Kontexten einrichten. Das eigene Denken in einer anderen Welt.

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