Black Mirror 4.5. Metallhead

metallhead

Werte: Gedankenexperiment

In der Episode 4.5 werden hundeähnliche programmierte Wesen aus Metall gezeigt. Sie schauen aus wie ein futuristischer Sturzhelm – daher auch der Name „Metallhead“. Offensichtlich ist es ihre einzige Aufgabe Menschen zu ermorden. Dafür sind sie bestens ausgerüstet, schwer bewaffnet, extrem gut beweglich und mit einem Radarscanner versehen. Wir sehen den Überlebenskampf von Mrs. Bella. Letztendlich hat sie keine Chance und überlebt nicht. Selbst wenn sie einen Hund erledigen konnte, kommen laufend neue nach. Übrigens, was Hunde eben nicht können, ist auf Bäume klettern und das gilt auch für die Metallheads. Dort konnte sich Bella für eine Nacht in Sicherheit bringen.

Ein Gedankenexperiment:

Nehmen wir an es sei unvermeidlich, dass die Menschheit solche Maschinen (Metallheads) entwickelt, diese müssten dann ja nicht zwangsartig bösartig sein. Je nachdem welche Zukunftsvorstellung wir haben, würden diese auch unterschiedlich programmiert sein. Sehen wir uns dazu verschiedene Orte (Topos=griechisch) an und erkennen, wie solche Wesen dort agieren würden.

metalhead

Reterotopie: Eine Zukunft die auf bewährtes und gutes aus der Vergangenheit setzt – „die gute alte Zeit“. Es soll alles wieder so werden, wie es einmal war. Am Lagerfeuer sitzen, sich Geschichten erzählen und dabei den Hund streicheln. Allerdings der Hund wäre dann der „Metallhead“  und könnte enorm nützlich sein, als Spurensucher, Beschützer, Jäger oder Wachhund. Wahrscheinlich besser als jeder biologischer Hund – allerdings ohne Emotionen. Oder wären die dann auch eingebaut?

Utopie: Ist eine sehr wünschenswerte Welt, die aber jetzt noch nicht erreichbar ist. Vielleicht einmal in der Zukunft. Vieles davon ist heute noch nicht einmal vorstellbar. Thomas Morus hat 1516 den Roman „Vom besten Zustand des Staates und der neuen Insel Utopia“ geschrieben. Er hat damit auch gleichzeitig den Begriff der Utopie geprägt. Ihm zufolge handelt es sich dabei um eine sehr schöne Welt.

In unserem Gedanken – Experiment müssen wir nun die „Metallheads“ in eine Utopie einbauen – wie aber? Nachdem es in Thomas Morus Utopie keine Verbrechen, keine Krankheiten und auch sonst nichts Böses gibt, braucht man auch keine Wachhunde. Sie wären aber gut geeignet die Erde sauber zu halten. Den Müll gleich dort zu entsorgen, wo er entsteht. Der Metallhund würde in dieser Utopie sämtliche Abfälle fressen, diese zu biologischen Stoffen verdauen und gleich wieder ausscheiden. Der Metallhund wäre dann ein Müllentsorger.

Dystopie: Ist eine unerwünschte Welt, die aber jederzeit eintreten kann. Aldus Huxley hat in seinem Roman „Brave New World“ aus dem Jahre 1932 eine dystopische Gesellschaft gezeichnet.

Im Jahre 2540 werden Menschen für ein Leben im Kasten präpariert. Dazu bekommen sie gleich bei ihrer Geburt entsprechende Chemikalien zugesetzt.

Der einzige Lebenszweck ist der Konsum.

Egal ob Sex, Drogen, Alkohol, etc. – jedwedes kritische Denken ist zwischenzeitlich verschwunden. Die höchste Kaste ist die der Alpha Plus. Menschen aus dieser Gesellschaftsschicht haben die Aufgabe alle unteren (Epsylon Minus) zu kontrollieren. Bei dieser Aufgabe könnten dann die „Metallheads“ eingesetzt werden. Sie wären dann Polizeihunde.

Heterotopie: Ist ein abgeschlossener, wirklicher und wirksamer Ort innerhalb einer Gesellschaft. Michael Foucault hat diesen Begriff 1967 eingeführt. Er nennt dafür Beispiele wie Pflegeheime, Gefängnisse, Kasernen etc. Eine sehr konsumorientierte Variante einer Heterotopie ist das Kreuzfahrtschiff. Dort zeigen Menschen andere als ihre alltäglichen Verhaltensweisen, tun Dinge, die sie außerhalb nie machen würden. Auf einem Kreuzfahrtschiff herrscht eine ganz eigene, abgeschlossene Kultur. Der „Metallhead“ wäre in einer Heterotopie ein Pflegehelfer, Serviceroboter oder Gefängnisaufseher.

Apokalypse: Ist eine Enthüllung oder Entschleierung. So gesehen sollte der Begriff eigentlich positiv besetzt sein. Ist er aber deshalb nicht, weil das Christentum unter Offenbarung Themen wie „Weltuntergang“, „Gottes Gericht“ oder „Das Ende der Zeit“ behandelt hat. Sehr bekannt wurde die Offenbarung des Johannes. Darin wird im Kapitel 8 der Untergang Babylon’s vorhergesagt. Das antike Babylon war aus christlicher Sicht die Sünde selbst. Gott sorgte also dafür, dass die „Hure Babylon“ für ihre Lasterhaftigkeit bestraft würde. „Babylon Berlin“ ist eine TV-Serie, die drei Jahrtausende später wieder darauf aufsetzte.

Es gab aber auch einige wirkliche Apokalypsen auf dieser Erde. Vor 65 Mio. Jahren, als ein Meteorit einschlug und die gesamte Saurier Population ausrottete. Vor 10.000 Jahren dürften riesige Wassermengen in Bewegung geraten sein und Teile der Kontinente überflutet haben (Sintflut).

Das SciFi Genre hat sich dieses Themas ebenfalls angenommen. Unter anderem „Interstellar“, „Terminator“, „Independence Day“, etc. Heute sind es eher postapokalyptische Themen die cineastisch verarbeitet werden. Einige wenige Menschen haben die Apokalypse überstanden und kämpfen nun ums weitere Überleben. Gezeigt in „Tribute von Panem“, „Bladerunner2049“, oder „Wall-E“. Die Welt ist nahezu vernichtet und kaum lebensfähig. In genau so einem TOPOS spielt die Episode „Metallhead“.

Blase: Ist jener Ort, in dem sich jeder einzelne Mensch aufhält. Seine Gedankenwelt, sein Weltbild und seine Position in der Welt. Demzufolge gibt es 7,53 Mrd. solcher Blasen. Wie es in so einer Blase zugeht? Das kann man von außen nicht sagen und hinein kommt man nicht, wenn sie nicht gerade die Eigene ist. Da aber kommt man nicht heraus. Die Gedanken eines Menschen kann man eventuell durch sein Verhalten, sein Sprache oder seine Mimik zurückverfolgen. Man kann aber nur mutmaßen. Black Mirror 4.5 stellt sich in meiner Blase eben so, wie oben beschrieben, dar.

Die Leser mögen nun dieses Gedankenexperiment selber aufgreifen und reflektieren, wie sich „Metallhead“ in ihrer Blase aufspannt. Wird wahrscheinlich bei jedem ein wenig oder ganz radikal anders sein. Ein Beweis dafür, warum es so schwer ist, sich selber und anderer zu verstehen.

Gesponserte Beiträge