Westworld | Spirit in the Cloud – Teil 4

WestWorld Staffel 1 – Inhaltliche Kurzfassung

 

  1. Robert Ford und sein Freund Albert konstruieren humanoide Roboter
  2. Diese arbeiten im Western-Park der Fa. DELOS zur Befriedung von Macht und Sexualbedürfnissen der Besucher.
  3. Am Tag läuft das Geschehen nach einer programmierten Story ab. In der Nacht werden die Hosts (Roboter) geistig zurückgesetzt und mechanisch repariert.
  4. Jeder Tag ist gleich – aber mit anderen Besuchern. Ein gutes Business.
  5. Hosts haben einen fixen Programmteil der sie daran hindert, lebende Wesen zu verletzen – nicht einmal Fliegen.
  6. Damit ist die größtmögliche Sicherheit für die Menschen unter den schießwütigen Cowboy Robotern gegeben.
  7. Ford und Albert sind sich über die Ausprägung des Geistes bei den Hosts nicht einig. Albert möchte “NUR” Maschinen, während Ford auch ein Bewusstsein für sie will.
  8. Durch einen Programmierfehler werden Hosts nicht mehr restlos zurückgesetzt.
  9. Einige haben noch Fragmente von früheren Geschehnissen. Dadurch entstehen kognitive Dissonanzen und darüber wiederum Bewusstsein.
  10. Bewusste Hosts erpressen das Wartungspersonal und gelangen so zu höherer Intelligenz und zu Selbstbewusstsein.
  11. Maeve Millay, der Bordellchefin, gelingt es, sich in die menschliche Welt außerhalb des Parks zu manövrieren.
  12. Der “Mann in Schwarz” besucht seit dreißig Jahren den Park. Dort sucht er nach einem Labyrinth. Besonderes Interesse gilt einer jungen Dame namens Dolores.
  13. Am Ende der ersten Staffel wird Dr. Ford von eben dieser Dolores erschossen.
  14. Es kommt zu einem Aufstand der Roboter.
  15. Ob nun Ford und/oder Arnie in speziellen Hosts weiterleben ist unklar. Wäre aber eine gute Phantasie für die zweite Staffel.

 

Dr. Robert Ford steht in seinem Büro: “Wir sprechen die richtigen Worte und erschaffen so Leben aus dem Chaos”. Mit dieser Aussage ist im Wesentlichen der tiefere Sinn von WestWorld beschrieben. Der Mensch ist Schöpfer und eben nicht Gott. Dies wird in der gleichen Szene auch noch visualisiert. Hinter dem Schreibtisch von Ford hängt das Bild von Michelangelo die “Erschaffung Adams”. Bei oberflächlichem hinschauen sieht man, wie Gott Adam mit seinem Finger berühren wird und ihm so seinen Geist überträgt. Gott selbst ist mit einigen Engeln in einer braunen Schale dargestellt. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis die Menschen erkannt haben, dass diese den Umriss des menschlichen Gehirns darstellt. Damit zeigt Michelangelo, dass nicht Gott der Schöpfer ist, sondern das menschliche Gehirn.

 

In einer nicht allzu fernen Zukunft gelingt es dem Menschen, sich selber in Form von Maschinen zu reproduzieren. Die Firma DELOS produziert humanoide Roboter, die dann als Hosts bezeichnet werden und in einem Vergnügungspark der WestWorld eingesetzt werden. Diese Roboter werden in 3D Druckern erzeugt, ähnlich wie die Motoko in Ghost in the Shell. Die Software wird in die Androiden geladen und anschließend beginnt der Trainingsprozess. So sieht man in den Labors immer wieder Cowboys, die während des Pokerns Pistolen Duelle austragen. Also, typische Western Szenen, so wie wir sie aus dem Kino kennen. Natürlich gehört auch ein Saloon mit viel Whisky, einem Bordell mit der Chefin Maeve Millay, Postkutschenüberfälle, usw. zum Setting. Eine Welt, die selbst schon eine Fiktion war, nutzte Michael Crichton, im Jahre 1975, für seine Science Fiction Roman WestWorld.

 

Neben dem Handlungsstrang im Park gibt es noch die internen Machtkämpfe im Unternehmen zwischen den Eigentümern, dem Management und Robert Ford. Letzterer stellt dazu fest: “Man kann nicht Gott spielen, ohne mit dem Teufel zu paktieren”. Während der ersten Episoden sind das durchaus getrennte Pfade, die sich wechselseitig bedingen. Im Laufe der späteren Episoden vermischt sich die reale Welt zusehends mehr mit der Künstlichen. So sucht der “Mann in Schwarz” im Park nach einem Labyrinth, während es der Bordellchefin Maeve gelingt, Selbstbewusstsein zu erlangen und so in die reale Welt zu kommen. Neben diesen räumlichen Verschränkungen kommen noch die zeitlichen Auflösungen dazu. William ist als junger Manager ein Parkbesucher und gleichzeitig ist er dreißig Jahre später, zeitgleich der Mann in Schwarz. Zeit und Raum Interferenzen macht aus WestWorld durchaus eine intellektuell anspruchsvolle Serie.

 

Die Hosts waren als reine Maschinen ohne Bewusstsein konstruiert. Für Bewusstsein braucht es neben vielem anderen auch ein episodisches Gedächtnis. Ein erkennendes System braucht zur Differenzierung eine Erinnerung an Vergangenes. Nachdem die Hosts täglich zurückgesetzt werden und immer die gleiche Story spielen, haben sie keine Erinnerungen und damit kein Bewusstsein. Einem Programmfehler ist es zu verdanken, dass bei einigen Hosts nicht mehr alles gelöscht wird. Sie können sich an frühere Episoden/Leben fragmentarisch erinnern. Geht uns Menschen auch manchmal so, wenn wir das Gefühl haben, an einem Ort, an dem wir sicher noch nie waren, schon einmal gewesen zu sein. Dolores berichtet einmal davon im Analysemodus und Ford erklärt das mit: “Das sind einfache kognitive Dissonanzen”. “Die Evolution schuf alle Wesen nur mit einem Werkzeug – dem Fehler”. So Ford dazu.

 

Die Episode vier ist dem Thema gewidmet. In der Psychologie wird dies als ein unangenehmer Zustand bezeichnet, der dann auftritt, wenn sich zwei Begehren ausschließen. Ich möchte einerseits schlank/fit und andererseits bequem/genüsslich sein. Das schließt sich eben aus und führt häufig zu seelischen Störungen. Solche Fehler bezeichnet Robert Ford als das einzige Programm der menschlichen Entwicklung. Er ist der Meinung, dass diese erst die Voraussetzung für Bewusstsein ist. Darum sieht er auch den Reset-Fehler bei den Humanoiden nicht so dramatisch wie das Management. Die Hosts würden dadurch Bewusstsein entwickeln und die Stories im Park damit weniger einem Programm, sondern mehr dem Leben gleichen lassen. Ford: “Die echte Welt ist Chaos – alles ist Zufall, eine Zauberei mit Ausnahme des Zauberers”.

 

Der Partner von Dr. Ford war Arnold, von dem man nicht weiß, was sein Schicksal war. Ist er im Park verstorben, ermordet oder lebt er noch als Host irgendwo weiter. Man weiß es vorerst nicht. In späteren Episoden klärt sich das ein wenig. Der Chefingenieur Bernie ist selber ein Host, ohne dass er es weiß und trägt den Geist von Arnold in sich. Gleichzeitig lebt Arnold in einer nicht dokumentierten Hütte im Park. Arnold stellte sich das Bewusstsein als vierstufige Pyramide vor. Ganz unten und die Basis für Bewusstsein ist das Gedächtnis. In den nächsten beiden Ebene ist es einem bewussten Wesen möglich, zu interagieren und Eigeninteressen zu verfolgen. Die Spitze der Pyramide ist das bikamerale System. Auch dafür wurde eine eigene Episode nämlich die letzte der ersten Staffel angesetzt.

 

Der Begriff “bikamerales Bewusstsein” stammt vom US amerikanischen Psychologen Julian Jaynes. Er hat diese Idee in seinem 1976 veröffentlichten Buch selber als etwas Abstruses bezeichnet. Im Wesentlichen hat der vorbewusste Mensch einen Zwei-Kammern-Geist. Einer ist ein Ausführender und der andere ist ein Befehlender. Letzter entspricht einer inneren Stimme, mit der die Götter zu uns sprechen. Mit dem Verschwinden der Götter und der Verstädterung ist dieses Vorbewusstsein einem Selbstbewusstsein, so wie wir es heute kennen, gewichen. Die Hosts in WestWorld sind nach diesem Modell aufgebaut. Es gibt einen handlungsfähigen Teil, der auch autonom agieren kann und eine göttliche Stimme, das ist das jeweilige individuelle Programm. Dolores sagt: “Manchmal fühlt es sich an, als riefe etwas nach mir”. Dazu Ford: “Keine Deiner Entscheidungen war Deine”.

 

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Auch Maeve ist nach ihrer Bewusstwerdung überzeugt:” Es waren meine Entscheidungen – ganz alleine meine”. So geht es uns Menschen auch immer wieder, dass wir glaube Entscheidungen selber, unbeeinflusst und autonom treffen zu können. Vergessen wird meistens der mediale Einfluss, insbesondere der von SocialMedia, die uns unbewusst zu Handlungen führen von den wir genauso überzeugt sind wie Maeve, dass sie von uns kommen. Die heutige Stimme der Götter kommt aus dem Internet. Ich kaufe doch dieses Kleidungsstück nur deshalb, weil es mir gefällt und nicht weil es eine Modeströmung ist oder weil es mir jemand sagt. Keine Entscheidung war Deine!

 

Im Laufe der ersten Staffel kommt Dr. Ford immer mehr von der Vorstellung ab, dass Bewusstsein etwas Stufenförmiges sein könnte. Vielmehr glaubt er später, dass Bewusstsein die Form eines Labyrinthes hat. “Das Labyrinth ist die Summe eines Menschenlebens. Entscheidungen, die man trifft, bringen uns näher zum Zentrum – höheres Bewusstsein oder mehr zum Rand – niedrigeres Bewusstsein”. Bewusstsein ist demzufolge kein Weg aufwärts, sondern ein Weg nach innen, sowie es alle spirituellen Führer vorleben. Nicht das Äußerliche, die Macht und der Intellekt führen zum Selbst, sondern das Innerliche, die Bescheidenheit und die Intuition. Zwei völlig unterschiedliche Welten. Der “Schwarze Mann” ist nun schon seit dreißig Jahren im Park auf der Suche nach dem Zentrum des Labyrinths. Eigentlich ist er auf der Suche nach dem Selbst. Ob er es gefunden hat wissen wir nicht und er selber wahrscheinlich auch nicht.

 

Zum Schluss treffen die Geschöpfe mit den Schöpfern zusammen. Dolores sagt zum Mann in Schwarz: „Dies Welt gehört nicht Ihnen – doch ich habe die Anteile gekauft”. So hat uns Gott die Welt gegeben und gleichzeitig die Verantwortung dafür übertragen. Wenn unser Bewusstsein die ‘türkise” Stufe erreicht hat, werden wir das auch erkennen. Heute leben wir noch im Bewusstsein “rot” was bedeutet, dass wir uns die Erde untertan machen sollten. Die nächsten Staffeln werden zeigen, wie die Menschen (Götter) und Hosts (Menschen) zusammenleben werden.

 

 

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