Blade Runner 2014 – Inhaltliche Kurzfassung

  1. Die Welt in 2049 ist eine Dystopie – USA ist nuklear verseucht
  2. Es gibt neue Replikanten mit begrenzter Lebensdauer.
  3. Alle alten Modelle sind zu unberechenbar; müssen daher gefunden werden und in den Ruhestand versetzt werden – ist gleich getötet.
  4. Officer K – der Bladerunner – ist auf der Suche nach Replikanten.
  5. Er findet einen Farmer in der Wüste UND eine Kiste mit Knochen.
  6. Es sind die Gebeine einer Frau, die bei der Geburt starb.
  7. Offensichtlich können sich die Replikanten replizieren.
  8. Es beginnt die Suche nach dem Kind.
  9. K glaubt lange Zeit, dass er selber dieses Kind sein könnte.
  10. Nein – es ist ein Mädchen und er findet ihren Vater in Las Vegas.
  11. Vater und Tochter finden sich mit Hilfe von Officer K – jetzt Joe

Die Welt in 2049 ist kaputt. Der Kapitalismus hat alles zerstört, missbraucht und abgenutzt. Was noch übrig geblieben ist, wurde durch Radioaktivität verseucht und so unbewohnbar gemacht. Was es auch noch gibt, ist eine neue Modellreihe von Replikanten. Die Nexus 9 Serie unterscheidet sich zur ersten Auflage mit einer begrenzten Lebensdauer. Damit sind sie für die Menschen eine wesentlich geringere Bedrohung. Trotzdem existieren noch immer einige alte Replikanten. Die Arbeit von Blade Runner ist also noch immer nicht vorbei. Officer K: “Sind Sie Snapper Morton NK 685114?” Mit dieser Frage beginnt das Ende eines Replikanten, der sich als Farmer getarnt hat. Er wird in den Ruhestand versetzt – heißt von Bladerunner ermordet. Snapper: “Wie fühlt sich das an, eigene Leute umzubringen?” Nach der Erledigung seiner Aufgabe findet K auf der Farm eine Blume, was im völlig ausgestorbenen Los Angeles eigentlich unmöglich ist. Etwas verunsichert lässt er die gesamte Umgebung scannen und findet dabei eine Kiste mit den Knochen einer verstorbenen Frau. Eine Analyse dieser Überreste ergibt noch nichts Außergewöhnliches. Es handelt sich um eine Frau, die bei der Geburt an einem Kaiserschnitt verstorben war. Da es sich aber um eine Replikantin handelt, ist für Leutnant Joshi, genannt Madam, allerhöchste Gefahr im Verzug. Madam: “Es besteht eine Mauer (PROTECTION) zwischen diesen beiden Arten. Wenn diese einbricht, herrscht Krieg. Du musst das Kind finden”. K: “Ich habe noch nie etwas in den Ruhestand versetzt, was geboren wurde. Wer geboren wird, hat eine Seele – vermute ich.” Sofern ein System replikationsfähige und unsterbliche Wesen entwickelt hat, steht einem unbegrenzten Wachstum nichts im Wege. Genau das ist die größte Bedrohung für die Menschheit.

Ja – davor sollte sich die Menschheit schützen. Langlebige Roboter konstruieren, diese mit Intelligenz versehen und Selbstreproduktion einbauen – das würde zu einem unkontrollierten Wachstum führen (siehe Bild)

Blade Runner

Aus systemischer Sicht sind drei grundsätzliche Wachstumsmodelle bekannt. Ein Unbegrenztes, ein Begrenztes und ein Selbstregulierendes. Beispiele für unbegrenzt sind Geldmengen, Krebszellen, Kernspaltung. Begrenztes Wachstum haben Bitcoin, Muskelmasse und Erdölverbrauch. Ein selbstregulierendes System liegt vor bei Börsenkursen, Körpertemperaturen und Biomassen. Die Pendantes in Bladerunner wären dann die alten Modelle, die Nexus 9 und die Menschen. Die alten Modelle waren bisher nur schwierig zu bedienen und wurden deshalb in den Ruhestand versetzt. Durch deren Replikationsfähigkeit werden sie aber zu einem System mit unbegrenztem Wachstum und somit existenzbedrohend für die Menschheit. Der Nexus 9 Typ hat ein eingebautes Ablaufdatum, ist voraussichtlich nicht replikationsfähig und unterliegt damit einem begrenzten Wachstum. Die Population von Säugetieren war bisher zumindest einem selbstregulierenden System unterworfen. Bei einem Engpass an Nahrungsmitteln kam es zu einer Reduktion der Spezies. Erst mit regenerierten Rohstoffen konnte sich die Gattung wieder vermehren. Selbstreproduktion ist dabei essentiell. Rick Deckard, ein alter Replikant sagt dazu: “Ich sah, wie ein Wunder geboren wurde. Wenn wir ein Baby zur Welt bringen können, macht uns das zu selbstbestimmten Herren”.

Die Replikanten sind keine Cyborgs und auch keine Androiden, wie wir sie aus vielen anderen Sci Fi Filmen kannten. Sie sind künstliche Menschen mit genetisch organischer Struktur. Nur – sie werden nicht geboren und haben keine Kindheit. Joe wie Officer K von seiner Hologramm Gespielin genannt wird hat doch Kindheitserinnerungen. Diese werden bei der Konstruktion eingepflanzt. Dafür hat Niander Wallace ein Subunternehmen mit Dr. Ana Stellin zur Erinnerungskonstruktion gekauft. K: “Es fühlt sich seltsam an, eine Geschichte von der Kindheit zu erzählen, wenn man dies gar nicht erlebt hat”. K beginnt über sich selber nachzudenken und kommt zum Schluss, dass er selber das Kind der Replikantin sein könnte. Gestützt wird dieser Gedanke von Joie der Hologrammliebe. Auch Joie kämpft mit sich selber. Hauptsächlich geht es um ihre Gefühlsunfähigkeit. Sie bekommt von K einen Emanator, mit dem sie die Ortsgebundenheit verlassen kann. Als erstes geht sie hinaus um das richtige Leben, den Regen, zu spüren so wie Ava in ExMachina. An dieser Stelle ist Bladerunner eine Kontinuität zu “HER” und zu “ ExMachina”. So wie Samatha in HER bringt auch Joie hier eine Prostituierte heim. Allen künstlichen Wesen aus der Science Fiction ist der Wunsch nach “Gefühlen” gemein. Sie sind bestrebt, ein damit verbundenes Erleben irgendwie zu erlangen.

Die allgegenwärtige Frage lautet: “Wie kann sich die Menschheit vor der KI schützen” Aus Blade Runner und abgeleitet aus den systemischen Modellen über Wachstum gibt es drei protektive Maßnahmen:

Providing:
Systeme, die ein exponentielles Wachstum aufweisen sind sehr umgebungsempfindlich. Sie müssen sowohl mit Energie als auch mit Materie/Rohrstoffen versorgt werden. Sollte diese Versorgung einmal ausbleiben, verlangsamt sich das Wachstum bzw. das System stirbt aus. Sehr dramatisch lässt sich dieser Vorgang bei Krebserkrankungen zeigen. Wenn die Krebszellen zu wenig Nährstoffe bekommen, stirbt der menschliche Körper und damit auch die Krebszellen. In Bezug auf Roboter/KI muss die Menschheit also dafür sorgen, dass diese Systeme auf keinen Fall replikativ werden und sie auch nicht unbegrenzt Zugang zu den Rohstoffen bekommen. Ein großes Alarmzeichen muss dann aufleuchten, wenn sich derartige Systeme selbst reproduzieren – dann entstünde nämlich Krieg zwischen Mensch und Maschine. Das hat Leutnant Joshi im Blade Runner befürchtet, wenn sie von der Mauer zwischen diesen beiden Spezien spricht.

Framing:
Im Falle eines begrenzten Wachstums ist im Vorhinein ziemlich genau die Menge an Teilen definiert, die entstehen werden. Nachdem hinten hinaus ein deutlich langsameres Wachstum besteht, ist das System auch leichter kontrollierbar und man kann sich auf eine steile Anfangsbedingung einlassen. Ein sehr typisches Beispiel für begrenztes Wachstum ist der Bitcoin. Die Anzahl der möglichen Coins ist algorithmisch mit 21 Millionen begrenzt. Eine Verletzung dieser Grenze würde dann entstehen, wenn der dahinterliegende Algorithmus verändert würde und plötzlich eine Vervielfachung der Menge möglich wäre. Die Menschheit muss also bei der Konstruktion von KI-Systemen darauf achten, dass sich diese nicht unbegrenzt vermehren können. Es muss dafür gleich zu Anfang ein Limit für dessen Verbreitung eingesetzt werden. Ähnliche Erfahrung haben die Menschen in 2049 auch gemacht. Sie haben mit dem Typ Nexus 9 Replikaten geschaffen, die über eine begrenzte Lebensdauer verfügen.

Sensing:
Selbstregulierende Systeme sind diejenigen, die wir naturgemäß gewohnt sind – das Beispiel der Hasen-/Fuchspopulation ist hinlänglich bekannt. Bei zu wenigen Hasen, haben die Füchse zu wenig an Nahrung und sterben aus. Damit vermehren sich die Hasen, Füchse bekommen wieder Nahrung, usw.

Ein sehr diffiziles selbstregulierendes System ist der Mensch; alleine schon, wenn man nur dessen Körpertemperatur ansieht. Selbstregulierende Systeme sind mit deren Umwelt in permanenten Austausch. Energie und Rohstoffe dürfen nur so viel verbraucht werden, dass ein nachhaltiges Überleben sichergestellt wird. Die wesentlichen Instrumente dafür sind die Sensoren. Sollten die Menschen in Zukunft Androiden, Cyborg oder Klone bauen, so werden diese wahrscheinlich selbstregulierend in Bezug auf deren Umwelt sein. Selbstregulierende Systeme weisen eine sehr hohe Stabilität auf und können auch mit Bedacht von außen gesteuert werden. Die regelungstechnisch notwendige Hysterese (Verzögerung) muss vorgesehen werden.

Blade Runner 2049 hat uns in dramatischer Weise vorgeführt, was passiert, wenn es zu unkontrolliertem Wachstum kommt. Abgeholfen kann dem mit der Variante des begrenzten Wachstums werden, ist aber nicht besonderes elegant. Es wird also erforderlich sein, dass wir Wesen neben uns erzeugen, die vor dem Hintergrund unserer Umwelt gemeinsam mit uns zu einem selbstregulierenden System wachsen.

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