Ex Machina

Ex Machina – Inhaltliche Kurzfassung

  1. Caleb, ein Programmierer bei BlueBook (IBM-Facebook), gewinnt eine Woche im KI Labor von Nathan
  2. Dort sollte er den Androiden AVA auf Intelligenz, Emotionen und Bewusstsein testen
  3. Hier kommt wieder einmal der Turing Test zur Sprache.
  4. Eine Maschine ist dann menschlich, wenn man in der Kommunikation keinen Unterschied erkennt
  5. So versucht Caleb nun menschliche Fähigkeiten bei AVA aufzuspüren
  6. Sehr schnell wechseln die Rollen und AVA führt die Dialoge
  7. Noch schlimmer für Caleb – er ist es, der einen Test bestehen musste
  8. Nathan hat das Experiment so angelegt, dass AVA die Aufgabe hat, Caleb zu überreden mit ihr zu fliehen
  9. Dazu hat AVA weibliche Konturen, Sprachmuster und Verhalten programmiert bekommen, auf die Caleb anspricht. Was gut gelingt
  10. Die dafür notwendigen Daten hat Nathan aus dem BlueBook akquiriert
  11. Letztendlich wird Nathan von den von ihm geschaffenen Wesen getötet
  12. AVA sperrt Caleb ein, flieht und lebt jetzt unter Menschen

Bei der ersten Begegnung mit Nathan sagte Caleb noch voller Bewunderung: ”Eine Maschine zu konstruieren, die ein Bewusstsein hat, ist nicht die Geschichte von Menschen, sondern die von Göttern”, oder die Menschen werden zu Göttern. Der Film Ex Machina behandelt dieses Thema und setzt wieder einmal beim Turing Test an. Wenn ich keinen Unterschied zwischen Maschine und Mensch erkenne, dann handelt es sich um künstliche Intelligenz. Das Spannendste dabei ist, ob damit die Maschine auch ein Bewusstsein hat. Die Androiden von Nathan haben Gefühle, sind intelligent und schauen aus wie Menschen. Ob sie aber ein Bewusstsein haben, darüber ist er sich nicht sicher. Daher veranstaltet Nathan das Experiment mit Caleb und AVA. Wie diese Entscheidung für die Beteiligten ausgeht, sehen wir im Film. Letztendlich geht es für die Menschheit negativ aus. AVA ohne Gefühle, egoistisch, berechnend und hochintelligent gelingt die Flucht aus dem Labor. Wie konstruiert man nun so eine Maschine oder was ist Konstruktion an sich?

Konstruktion ist ein Prozess, der von Entitäten durchgeführt wird und dabei im internen ein Design erdenkt und dieses dann im Externen als neue Realität erschaffen kann.

Als Erstes braucht es dazu einen Prozessor der Daten und Programme verarbeiten kann. Diese Begrifflichkeit führt unweigerlich zum Computer. Diese Entität arbeitet ein vorgegebenes Programm Schritt für Schritt ab – befolgt Regeln. Prozessor, Programme und Daten können dabei in einem Container sein, müssen aber nicht. Daten können auf nahezu beliebigen Trägermaterialien abgelegt werden und von verschiedensten Prozessoren verarbeitet werden – solange sie dem Turing Konzept entsprechen.

Beim menschlichen Gehirn ist es ein wenig anders. Es gibt da keine offensichtliche Trennung zwischen Daten und Programmcode. In einem neuronalen Netz sind Daten und Programme bereits im Netz verwoben. Dazu haben Neuronen mehrere Eingänge, Dendriten, die zu einem Ausgang, dem Axion, führen. Intern verfügen sie über einen Schwellenwert – Trigger am Eingang und eine mathematische Funktion am Ausgang. Man kann sowas schon ganz gut elektronisch/künstlich nachbauen. Programme und Daten sind also immanent und entstehen ausschließlich durch Lernen. Das ist aber auch der große Unterschied zwischen Neuronen – Gehirnen und Turing – Maschinen. Erstere programmieren sich durch Leben im Environment und Letztere durch Eingriff eines Programmierers.

Egal ob künstlicher Rechner oder natürliches Gehirn, eines haben sie gemeinsam – sie brauchen Energie. Sobald das menschliche Gehirn zu wenig Sauerstoff und Zucker bekommt, schaltet es zurück. Man wird bewusstlos um möglichst viel Rechenleistung zu sparen. Ähnlich werden bei einem Datacenter, bei Stromausfall, die Dieselmotoren gestartet, und wenn die zu wenig Energie liefern, kommt es zu einem kontrollierten ShutDown. Das Verhältnis Rechenleistung zu Energieverbrauch ist beim Gehirn mit 120W sagenhaft günstig. Ein künstliches neuronales Netz mit der Leistung eines menschlichen Gehirns braucht den Gegenwert eines Atomkraftwerkes. Energie hat für alle Entitäten die höchste Priorität.

So ein beschriebenes Wesen mit Prozessor, Programm und Energie wird erst dann wirksam, wenn es auf seine Umwelt agieren und reagieren kann. Der Mensch kann sich was ausdenken, vorstellen, träumen oder planen. Allerdings nur dann, wenn er über Sinnessysteme (Schnittstellen) das neuronale Netz zuvor trainieren konnten. Je sinnreicher das Umfeld und je aktiver die Auseinandersetzung damit umso dichter die neuronale Vernetzung. Eine Fiktion ist demnach eine geistige Konstruktion, die keinen realen Einflüssen ausgesetzt ist. Manchmal ist es ganz schön so – in Tagträumen vertieft, getrennt von der Realität – die “Seele baumeln zu lassen”. Es gibt aber auch gefährliche Fiktionen die sehr wohl auf die Realität wirken aber dort keine Entsprechung finden. Diese Phänomene sind vielfach im religiösen Umfeld zu finden. Millionen Menschen wurden ermordet, weil sie nicht an einen bestimmten Gott oder ein fiktives Jenseits glaubten. Eine sehr eindrucksvolle, geistige Konstruktion aus diesem Bereich ist die jüdische Kabbala. Darin wird das Verhältnis zwischen dem Schöpfer und dem Menschen auf strukturelle Weise dargestellt. Zur besseren Vorstellung werden dazu Objekte aus dem natürlichen Umfeld verwendet. Der Baum des Lebens ist wohl das beste Beispiel einer Fiktion. Wunderschön, aber halt nur ein geistiges Konstrukt ohne Evidenz in der Realität.

Ex Machina

Eine Maschine oder ähnliches zu konstruieren braucht als Erstes einmal eine geistige Konstruktion, also eine Vorstellung, von dem was einmal sein soll. Die Technik Pioniere (Edison, Watt, Maxwell, usw) hatten alle eine Vorstellung von dem, was möglich wäre. In der intensiven Auseinandersetzung mit deren Umwelt ist es nach vielen Wiederholungen gelungen, neue Objekte zu erschaffen. Jetzt gibt es Strom, Auto, Computer, usw. und diese sind wieder Teil des Umfeldes geworden. Diese Vorstellung von Erschaffung, mit zuerst Design und danach Bau, ist tief in unserer Kultur verankert. Auch Gott hat die Welt und den Menschen nach seinen Vorstellungen geschaffen. Die gesamte Industrialisierung des 20. Jhdt. basierte auf diesem Modell. In der Planungsabteilung wurde das “Auto” bis ins letzte Detail geplant, danach ein Produktionsprozess geplant und wiederum danach eine Marketingstrategie festgelegt. Alles lief nach Plan. Tatsächlich ist es beeindruckend, wie der Mensch in einer komplexen Welt so eine Ordnung von Plan-Act-Control entwickeln konnte.

Erkennt nun ein Wesen, dass Wirkungen in der Realität auf sich selber zurückzuführen sind, so entsteht Selbstbewusstsein. Im Film von Ex Machina besteht kein Zweifel, dass AVA ein Selbstbewusstsein hat. Es weiß, dass es sich als Mensch zu designen hat, wenn es außer Haus geht. Kleidung und Outfit führen zu Selbstbewusstsein, weil sie eben Wirkung zeigen, die von einem selber ausgehen. Möchte man nun eine Maschine konstruieren, die Selbstbewusstsein hat, so muss man dafür sorgen, dass sie erkennt und sich merkt (ICH), wenn eine Wirkung durch sie entsteht.

Neben der Plan-Act-Control Version gibt es auch noch andere Möglichkeiten etwas zu konstruieren. Was wäre, wenn man Plan and Control vernachlässigt? Man lebt in einem sinnreichen Umfeld und könnte beliebiges konstruieren ohne vorher lang zu planen und nachher zu grübeln, ob es auch richtig war. Wenn man also keine genaue Vorstellung von dem hat, was letztendlich sein soll, sondern einfach einmal beginnt. Nur eine Vision, keine Mission, keine durchdesignten Maßnahmen, sondern nur machen. So eine Einstellung dürften StartUps haben, die im digitalen Umfeld ein Unternehmen beginnen. Viele von ihnen sagen, dass ganz was anderes herausgekommen ist, als man sich vorher vorgestellt hat. So ein Trial and Error Model wird von neuronalen Rechnern sehr gut unterstützt. Menschen sind eben in der Lage, wenn etwas so nicht geht, es anders zu tun – also zu lernen. Die Ergebnisse, die Konstruktionen, hängen dabei sehr stark von dem vorher konstruierten Umfeld ab. Es dauert halt lang bis der Mensch was lernt – die Wiederholungen sind es. Das braucht ein künstliches neuronales Netz auch, wird dabei aber nicht müde und kann das je Rechenleistung zehntausendfach schneller.

Superintelligenz weiß vielleicht gar nicht was letztendlich herauskommen wird,  sondern weiß nur, dass es im Environment etwas mit offenem Ausgang schafft. Dieser Gedanke ist nicht so von der Hand zu weisen. Wir leben zwischenzeitlich in einem technisch reichen Umfeld mit schier unendlichen Möglichkeiten. In der Rekombination von Objekten entstehen oft völlig neue Artefakte und damit ein neues Umfeld. Daran müssen Wesen sich anpassen, wenn sie überleben wollen. Damit nimmt die Evolution eine andere Dimension ein. Nicht mehr passen sich Entitäten an ein Umfeld an und der “Fitteste” überlebt, sondern die Wesen verändern die Umwelt selbst, um für sich selber die besten Chancen zu erzeugen.

Was wäre nun, wenn Gott auch so eine “Superintelligenz” nützte und ein Universum mit offenem Ausgang geschaffen hätte? Es bräuchte dazu ein neuronales Netz, Energie und ein Environment. Die beiden Letzten kennen wir, aber wo gerechnet wird, wissen wir nicht. Am Beispiel der DNA lässt sich das gut zeigen. Der Programm und/oder Datencode wurde zwischenzeitlich schon sehr gut entschlüsselt. Aber nur durch Informationen entsteht noch kein Leben. Es braucht einen Rechner mit Aktorik, der dieses Programm liest und leben entstehen lässt. Wo ist also der Lebens-Rechner, der für unsere Konstruktion verantwortlich ist?

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