2019 – Das Jahr der Wahrscheinlichkeit

Kein Mensch weiß, ob der Brexit für irgendjemanden vorteilhaft ist oder ob er nur Nachteile bringt. Die Experten sind der Meinung, dass er „wahrscheinlich“ für alle Beteiligten negative Auswirkungen haben wird. Egal in welchem Feld man sich heute bewegt, es gibt keine Sicherheiten mehr. Es wird daher mit Wahrscheinlichkeiten gehandelt.

Diese Wahrscheinlichkeiten haben in zwei großen wissenschaftlichen Bereichen ohnehin schon Einzug gehalten und bestimmen das dortige Leben. Das ist einerseits die Quantenmechanik, bei der die Lokalität eines Elektrons nur nach einer gewissen Wahrscheinlichkeit bestimmbar ist und andererseits ist es die künstliche Intelligenz, bei der Muster ebenfalls nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erkannt werden. Bspw. werden die handgeschriebenen Ziffern 0-9 heute mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,5% von einem elektronischen System erkannt.

Prognosen für das Jahr 2019 und darüber hinaus werden daher nur seriöser weise über Wahrscheinlichkeiten gestellt. Ob nun der amerikanische Präsident Trump abgewählt, eine neue Brexit-Umfrage zustande kommt oder ob China einen Militärstützpunkt in Norwegen aufbaut kann maximal statistisch ermittelt werden.

Für die Wahrscheinlichkeit gibt es zwei wesentlich Parameter und das sind Zeit und Zufall. Je mehr Zeit zur Verfügung steht umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses. Wenn ich vor der Berufswahl stehe und viel Zeit zur Verfügung habe bekomme ich wahrscheinlich einen besseren Job als wenn ich sehr unter Druck stehe. Gleiches gilt auch bei der Partnerwahl. Wer sich schon in früher Jugend binden möchte hat weniger Wahlmöglichkeiten. Gleiches gilt am Consumermarkt. Die Smartphone-Produzenten müssen jährlich ein neues Produkt am Markt bringen, denn sonst sind sie aus dem Rennen. Die Entwicklungszeit wird immer kürzer und damit die Wahrscheinlichkeit ein innovatives Produkt zu bringen immer geringer. Das kann man jetzt auch gut erkennen, weil sich die smarten Geräte der einzelnen Produzenten kaum mehr unterscheiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2019 etwas völlig Neues daherkommt ist also gering.

Der Begriff „freiverfügbares Einkommen“ ist seit Jahrzehnten bekannt und bestimmt weitgehend die soziale Ebene in der wir leben. Wer mehr Geld zur Verfügung hat kann sich mehr leisten und hat damit einen höheren Lebensstandard. Eine Selbstverwirklichung liegt damit näher. Zwischenzeitlich haben die meisten Menschen in den Industrienationen einen hohen Wohlstandslevel erreicht. Der Preis dafür war und ist Arbeitsleistung. Im vergangenen Jahrhundert waren Arbeitszeiten bis zu 60 Stunden noch üblich. Trotzdem hat man im Nachhinein den Eindruck, dass die Menschen mehr Zeit hatten. Die „freiverfügbare Zeit“ ist also deutlich zurückgegangen und ist nahezu zu einem Luxusgut geworden. Wer heute von sich sagen kann er hätte Zeit, gehört schon fast einer Elitegruppe an. Zeiten in denen ich nicht fremd bestimmt bin werden immer wertvoller.

Der Zufall ist zwar mathematisch gut nachgewiesen, im Alltagserleben bleibt er was er ist. Ein beliebiges Ereignis das ohne vorheriger Planung und Ankündigung plötzlich da ist. Wenn ich in der Fußgängerzone unterwegs bin und dort zufällig einen Bekannten treffe, dann ist das sehr wohl ein „Zufall“ aber die Wahrscheinlichkeit war eben groß. Treffe ich einen Bekannten in Handenberg ist das auch noch ein Zufall – aber mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit. Der Zufall hängt also vom Angebot, welches einem das Umfeld gibt ab. Je „reich“-haltiger eine Umgebung ist, desto wahrscheinlicher und zufälliger entstehen Ereignisse. Dass man im Amazon-Shop zufällig etwas Geeignetes findet entspricht einer hohen Wahrscheinlichkeit.

In einer pluralistischen, liberalen und konsumorientierten Gesellschaft ist Reichhaltigkeit auf allen Gebieten gegeben. Schließlich sind wir bereits 7 Milliarden Menschen, haben 1 Milliarde Autos und 7 Milliarden Handys. Alleine diese Zahlen sprechen dafür, dass der Zufall eine Häufung mit sich bringt.

Wenn nun Wahrscheinlichkeit aus den beiden Komponenten Zeit und Zufall entsteht, so können wir annehmen, dass in Zukunft aufgrund gehäufter Zufälle die Wahrscheinlichkeiten höher werden und aufgrund von Zeitmangel die Wahrscheinlichkeit zum Eintreffen von Ereignissen wiederum geringer wird.

Möchte ich nun mehr Sicherheit in mein Leben oder in mein Unternehmen bringen, so brauche ich dafür Zeit und ein „reich“-haltiges Umfeld. Zeit entsteht dann, wenn ich etwas weglassen kann, darauf verzichten kann oder erst gar nicht annehme. Solange der Slogan gilt „Zeit ist Geld“ wird diese nicht mehr. Persönlich gehe ich davon aus, dass diese fixierte Annahme ohnehin bald der Vergangenheit angehören wird. Diesbezüglich ist ja ein bedingungsloses Grundeinkommen in Diskussion. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dieses 2019 bekommen ist noch relativ gering. Zeit zu haben bringt Lebensqualität und befriedigt unser Sicherheitsbedürfnis, weil sich eben dadurch die Wahrscheinlichkeiten erhöhen.

Zufälligkeiten häufen sich dann, wenn gleichzeitig viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen. In Handenberg gibt es eben nur 1200 Menschen, während in Fußgängerzonen sich Millionen davon bewegen. Persönlich kann ich meine Zufallschancen dann erhöhen, wenn ich mich für viele interdisziplinäre Themen interessiere. Persönlich habe ich eine große Erweiterung als Informatiker durch ein Theologiestudium erfahren. Wenn man die grundlegende Mechanik von Religionen versteht, erkennt man auch, dass die aktuelle technologische Entwicklung etwas sehr Religiöses ist. Damit kann ich Entwicklungen besser erkennen und es ergeben sich zufällig immer mehr Verknüpfungen.

Jetzt gibt es noch eine ganz besondere Art von Zufällen. Jene, die aus völlig unterschiedlichen Realitäten zur gleichen Zeit dieselbe Wahrnehmung auslösen. Ich sitze auf meinem Hometrainer, schaue beim Fenster hinaus und sehe, wie sich Tauben auf der Fensterbank niederlassen. Gleichzeitig sehe ich in meiner TV-Serie ebenfalls Tauben, die vor einem Fenster fliegen. Solcherart von Zufällen hat C.G. Jung Anfang des 20. Jahrhunderts bereits studiert und ihnen den Namen Synchronizität gegeben. Solche Momente von Synchronizität erleben wir immer wieder und wenn man darauf achtet (Zeit hat) und in einer reichen Umwelt (Zufall) lebt, entsteht das öfter. Synchronizitäten zeigen ein und dasselbe Thema aus verschiedenen Perspektiven.

Am Ende dieses Blogs bedanke ich mich für 1 Jahr lang treuer Leserschaft und wünsche euch für das Jahr 2019 viel Zeit, damit sich die Wahrscheinlichkeiten erhöhen und somit mehr Sicherheit in euer Leben kommt.

 

 

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