black mirror

Die Netflix TV-Serie Black Mirror setzt sich mit den Folgen der Digitalisierung in kritischer und satirischer Weise auseinander. Bereits zu Beginn der ersten Staffel im Jahr 2014 wurden verschiedene Alltagsthemen vor dem Hintergrund einer Digitalisierung durchleuchtet. Die daraus gezogenen Schlussfolgerungen führten immer zu einer dystopischen Welt. Der Plot ist immer gleich angelegt. Es wird eine kritische/kriminelle Alltagssituation, wie zum Beispiel Erpressung, Mord, Beziehungsproblem, Populismus, usw. herangezogen. Das sind Situationen, wie sie ohne Digitalisierung auch heute immer wieder vorkommen. Im Laufe der Episode entwickelt sich dann durch Einfluss von Infotech und Biotech eine desaströse Situation. Diese hat meistens weitreichende gesellschaftliche oder tiefgreifende persönliche Auswirkungen. Sehr häufig werden Kombinationen aus Infotech und Biotech gezeigt, so wird in vielen Episoden eine Gehirnsonde zum auslesen und manipulieren des Bewusstseins eingesetzt. Beispielsweise wären das:

Men Against Fire                    MASS

The Entire Hisstory of You       Memory Presenter

Be Rigth Back                        Bewusstseins  Upload

White Christmas                     Z – Augenimplantate

Playtest                                 Mushroom

Arkangel                               Filter

Generell kann gesagt werden, dass der technologische Einfluss in dieser Anthologie immer in einer dystopischen Gesellschaft endet. Eine themenbezogene Serie (Anthologie) setzt sich während aller Episoden mit einem Leitgedanken auseinander. Bei Black Mirror sind das die Werte. Es wird ja in vielen Diskussionen über den Wertewandel gesprochen. Diesen gibt es zwar schon seit es Menschen gibt, allerdings sind wir noch nie mit so einer abrupten und schnellen Veränderung konfrontiert gewesen. Man könnte jetzt sagen, dass Digitalisierung bisher ausschließlich zur Verbesserung der Lebensqualität geführt hat. Mit dem Navi im Auto kommen wir überall hin, mit MRT können wir frühzeitig Krankheiten erkennen, mit Smartphones können wir immer erreichbar sein und selbstfahrende Autos werden wahrscheinlich kaum mehr Unfälle produzieren. Alles in allem kann man jetzt feststellen, dass die bisherige Digitalisierung zum Wohle der Menschheit beigetragen hat. Wir sind gesünder, leben länger und haben Frieden. Das gilt zumindest für einen Großteil der Weltbevölkerung mit steigender Kurve. Aus diesen Überlegungen heraus ist für Black Mirror kritisch anzumerken, dass es sich um Schwarzmalerei handelt. Trotzdem sind derartige Serien, wie eben Black Mirror oder Sense8, notwendig, um das Spielfeld nicht nur den großen Konzernen und den Mächtigen der Welt zu überlassen. Im negativen Falle würden die oben zitierten Wohltätigkeiten zu lokaler Überwachung durch das Navi, zu elitärerer Gesellschaft durch Body Mind Tuning und zu Bewusstseinssteuerung durch das Smartphone führen.

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Werte sind kaum objektiv zu beschreiben. Ein „etwas“ ist, umso wertvoller je seltener es vorkommt und je dringender es gebraucht wird. Gold ist auf jeden Fall rar, wird meistens auch dringend gebraucht – daher wertvoll. Die Bitcoins werden ebenfalls immer schwieriger zu produzieren. Sie verloren trotzdem in den letzten Monaten stark an Wert, weil sie niemand kaufen wollte. Bei immateriellen Werten verhält es sich genauso. In jenen Regionen, in denen Krieg herrscht, ist Frieden nahezu der höchste Wert. Bei uns in Österreich wissen schon viele nicht einmal mehr was das ist. Wenn alles da ist (Friede) ist keine Nachfrage. In Black Mirror sind es häufig Werte wie Vertrauen, Sicherheit, Empathie, usw. die dringend benötigt werden, aber durch Digitalisierung nicht mehr vorhanden sind. In der Episode „Arkangel“ wünscht sich Marie Sabrell für ihre Tochter die größtmögliche Sicherheit. Ein digitales Device liefert das vorerst. Am Ende erlebt sie aber die völlige Umkehrung. Die Tochter reißt aus und steigt in einen Fernlaster ein.

Die Definition „selten da – dringend benötigt“ ist noch langen kein Garant dafür, ob „etwas“ wertvoll ist oder nicht. Dies hängt zusätzlich noch von den Verstärkern und Abschwächern ab. Beide können sowohl individuell als auch kollektiv auftreten. Wenn ich vermute, dass ein teures Auto zu einem besseren sozialen Status führt, wird dessen Wert von mir persönlich überhöht. Viele dieser Verstärker und Abschwächer nahmen wir aus der Kindheit mit. Wie die Episode „The Waldo Moment“ zeigt, kann mit Populismus der Wert einer Animo höher sein als der eines realen Politikers.

Wenn kein Bewusstsein für „etwas“ da ist, dann hat es auch keinen Wert. Ein Kernspintomograf hat seinen Wert nicht nur im Anlagevermögen eines Krankenhauses, sondern auch im Bewusstsein der Patienten. Nur wer weiß, dass damit eine Krebsindikation definitiv ausgeschlossen werden kann, ist sich des Wertes dieser Maschine bewusst. Mia aus der Episode „Crocodile“ ist eine sehr Karriere orientierte Frau.  Erst als ihrer Familie in Gefahr kommt, wird ihr dessen Wert bewusst. Das Bewusstsein selbst wird in erheblichen Maß vom Umfeld bestimmt. Eine der wesentlichen Veränderungen in den letzten 300 Jahren war technologischer Natur. Von Maschinen über Automaten zur künstlichen Intelligenz haben sich Menschen immer schneller an die Technologie gewohnt. Ein Ausdruck davon ist der unbewusste Umgang damit. Eine Telefonnummer kennt heut kaum mehr jemand. Man hat dazu Kontakte und die Siri. Der Zusammenhang zwischen Kontext und Bewusstsein ist rekursiv und damit komplex.

Heiratsvermittler gibt es schon lange und Partnerbörsen auch. Ein Bewusstsein ist damit geschaffen. Dieses hat dann auch die Tür für Online Datings geöffnet. Ein neues Umfeld wurde geschaffen. In „Hang the DJ“ finden dann Paare über Matching, betrieben von einer, KI zusammen und finden das ganz normal. Ist einfach cool (Kultur)

Kultur könnte auch als Container für kollektive Werte bezeichnet werden. Von der großen Mehrheit akzeptierten Normen und Verhalten die bei Nichteinhaltung sanktioniert werden. Kultur ist das Bindemittel einer Gesellschaft und daher sehr zäh und langlebig. Kulturelle Veränderungen brauchen Zeit und hängen von Machtverhältnissen in einer Gesellschaft ab. Ägyptische Pharaonen Dynastien überlebten Jahrtausende. Über deren Artefakte, die in den Museen stehen bis heute. In der Episode „Black Museum“ hat auch Black Mirror seine Artefakte ausgestellt und reflektiert damit über sich selber. Die Serie verlässt seine inhaltliche Linearität. Die nächsten Episoden werden damit immer schwieriger voraussagbar. Speziell dann, wenn ab Staffel 5 die Zuschauer ihren eigenen Pfad durch die Episode anlegen.

Man sollte jetzt einmal Ordnung in die Vielfalt des Wertebegriffes bringen. Dazu schlage ich ein Feld mit den Kontexten auf der x- Achse und den Domains auf der y- Achse vor.

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Werte – Domains: Bekannt ist die Differenzierung zwischen materiellen und geistigen Werten. Leider ist damit nicht alles abgedeckt. Ist Gesundheit nun ein materieller Wert? JA, weil Zellen beschädigt sind und diese gehören klarerweise zur physikalischen Welt. NEIN, weil wir Schmerzen haben und das ist geistig. Daher führen wir als dritte Wertedomain die psychosoziale Ausprägung ein. Der Werte von Beziehungen, persönliche Glaubenseinstellungen oder Geborgenheit fallen da hinein. Die Black Mirror Episoden beginnen meist auf dieser Ebene. Etwas Persönliches / Soziales / Alltägliches passiert. Ein Kind verläuft sich am Spielplatz (Arkangel). Als Abhilfe wird ein digitales Gerät (materiell) eingesetzt, welches dann auch sehr gute Dienste leistet. Im Laufe der Jahre kommt es deswegen immer häufiger zu Streitereien (sozial) und letztendlich zu einer Trennung. Jetzt hat sich das Problem auf die geistige Ebene verlagert. Mutter und Tochter müssen das Geschehene verarbeiten.

Werte – Kontexte: Kontexte gibt es sehr viele (wahrscheinlich unendlich viele) Zur Strukturierung von Werten schlage ich drei Hauptrahmen vor. Das sind der Neuronale-, der Digitale- und der Transale-Kontext. Im Neuronalen sind alle Werte zu subsumieren, welche die Natur des Menschen (anthropologisch) zum Ausdruck bringen. Im digitalen Kontext sind jene Werte zu finden, die sich aus der Anwendung der Technik ergeben. Daraus wiederum kann was völlig Neues entstehen. Black Mirror Episoden beginnen fast immer mit dem Menschlichen. Mr. Stripe bewirbt sich bei der dänischen Armee (Episode „Men Against Fire“) und erhält als Ausrüstung ein MASS. Das ist eine digitale Erweiterung seiner Sinnessysteme. Damit sieht er den Feind in ekelerregender Gestalt. So hat er keine Hemmungen die „Kakerlaken“, auch nur Menschen, zu erschießen. Mit dieser digitalen Erweiterung hat er aber auch das Menschsein überschritten (Transal). Nicht so wie in dieser Episode wird Transzendenz meist als etwas Positives gesehen. In den verschiedenen Domains gehören Weisheit, Liebe, Gott, Gravitation, uvm. zum Transalen. Alles das, was am einzelnen Teil nicht erkennbar und im Gesamten vorhanden ist. In der Episode „Hated in the Nation“ übernehmen Mikrodrohnen die Bestäubungsarbeit von den Bienen. Diese haben ja die Biotech der Menschheit nicht überlebt. Klar zu erkennen die Aufgabe der Drohnen, sie bestäuben Blüten. Nicht zu erkennen ist deren zentrale Fernsteuerung und Tötungseinrichtung. Sie können zu Schwärmen organisiert werden, um Angriffe gegen Menschen zu fliegen. Auch hier ist das Ganze wesentlich mehr als seine Teile.

Die Black Mirror Anthologie ist eine gute Bühne um über Werte und deren künftiger Entwicklung zu reflektieren. In den folgenden Blogs wird jeder Episode ein Thema zugeordnet, analysiert und mögliche Handlungsempfehlungen abgeleitet. Hier das Themenfeld in der Übersicht:

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Viele Wege führen nach Rom UND das ist einer!

Manfred Litzlbauer

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