Black Mirror 3.3. Mach, was wir sagen

Manipulation

Abhängigkeit, Nötigung und Erpressung

So was kann mir nicht passieren: „Ich werde kein Auto stehlen, keine Bank berauben, niemanden ermorden und schon gar nicht Selbstmord begehen“. Das traue ich von mir selber zu behaupten, sofern ich immer bewusst und freiwillig handeln kann. Auch wenn wir davon überzeugt sind, können wir das nicht immer. Viele unserer Handlungen finden unbewusst statt und sind auch erzwungen. Menschen handeln also entweder bewusst oder unbewusst, freiwillig oder gezwungen.

Unbenannt

Das hat sich der junge Kenny auch gedacht, dass er sein Leben voll unter Kontrolle hat. Tatsächlich widerfährt ihm, sowie die Episode 3.3. zeigt ein absoluter Kontrollverlust. Als er eines Tages von der Arbeit heimkommt, hat sich seine Schwester sein Notebook ausgeborgt und ihm dabei ein Virus eingefangen. Eine Malware hat Kontrolle über die Computerkamera bekommen. Damit und mit der Remotesteuerung wurde Kenny bei einer sehr persönlichen, intimen Sexualhandlung gefilmt. Kurz darauf meldet sich ein „Unbekannt“ und stellt die Forderung: „Mach, was wir dir sagen“. Er hat enorme Angst, dass dieses Video in die Kreise seiner Freunde veröffentlicht wird und ist damit erpressbar.

Die Erpresser haben nicht nur auf Kenny, sondern haben parallel zu ihm mehrere Personen gefilmt, die ebenfalls unerlaubte Aktivitäten oder zumindest moralische und verwerfliche Aktivitäten am Internet durchgeführt haben. Alle diese Personen werden nun von diesen Unbekannten in eine zusammenhängende Kette von Handlungen gezwungen. Den Opfern wird immer vorgespielt, dass sie nach Abschluss einer Handlung von der Erpressung befreit werden. Das ist jedoch nicht der Fall, denn es wird immer schlimmer. Die Story von Nötigungen entwickelt sich wie folgt:

  1. Eine Frau kommt mit ihrem Auto in einer Parkgarage an, ist dort völlig verängstig und schaut die ganze Zeit aufs Handy. Schlussendlich legt sie ihren Schlüsseln in den hinteren Autoreifen.
  2. Kenny bekommt den Auftrag sich an einen vorgegebenen Treffpunkt zu bewegen.
  3. Dort angekommen bekommt er von einem zweiten Aktor eine Torte übergeben.
  4. Diese soll er in das Hotelzimmer von Herrn Hektor bringen. Es stellt sich heraus, dass dieser ebenfalls, wegen pornografischen Handlungen erpressbar war. Keinesfalls durften seine Frau und die Kinder davon erfahren.
  5. Gemeinsam bekommen sie nun den Auftrag zu einem anderen Treffpunkt zu fahren. Dort erfahren sie, dass sie in der Torte etwas finden werden.
  6. So erhalten sie den Auftrag die gegenüberliegende Bank zu überfallen. Diesen Auftrag muss nun Kenny übernehmen. Gezwungener Massen geht er mit einer Pistole in die Bank und fordert Geld. Vor lauter Angst macht er sich selber an.
  7. Die Erpresser dirigieren ihn nun zu einem einsamen Waldstück. Dort wird er bereits von einem weiteren Opfer erwartet. Dieser startet eine Drohne mit einer Kamera. Der Auftrag lautet „Kämpf um das Preisgeld; bis zum Tod“.
  8. Kenny lehnt das völlig ab. Setzt sich die Pistole an den Hals und drückt ab. Es passiert nichts weil es sich ja um eine Spielzeugpistole handelt. Offensichtlich hat er den letzten Kampf gewonnen.

Nach dieser Tortur sind alle Opfer der Meinung, dass sie alle ihre Pflicht erfüllt hätten und damit von den Repressalien befreit wären. Mit großem Entsetzen stellen alle fest, dass dies so nicht eingetreten ist. Die Erpresser haben entgegen aller Versprechungen, das Material veröffentlicht. Im Fall Kenny war es also nicht nur die Masturbation die gefilmt wurde, sondern auch das gleichzeitige anschauen von Kinderpornos.

Natürlich überzeichnet Black Mirror die Situation in drastischer Weis. Allerdings kann sich jeder gut vorstellen in eine ähnliche Situation zu kommen. Schließlich haben wir alle unsere Geheimnisse, die nicht kriminell sind, wir sie trotzdem für uns alleine behalten möchten. Daher ist es ein bisschen überheblich zu sagen „So was kann mir nicht passieren“. Was man noch aus dieser Story lernen kann ist, dass auf die Zusage von Erpressern keinesfalls Verlass ist.

Nichtsdestotrotz kommen wir dennoch in Situationen in denen wir gezwungener Weise so handeln müssen. Wenn ich beispielsweise etwas unbedingt haben will (einen bestimmten Arbeitsplatz) dann muss ich mich nach den Wünschen (Zwängen) des Arbeitgebers richten. Auch wenn es täglich hundert Kilometer zum Fahren, ein Büro ohne Fenster, 12 Stunden Arbeit sind, werde ich das tun. Solche Fälle treten immer dann ein, wenn ich keine Alternativen habe. Hätte ich in diesem Fall andere Möglichkeiten, bräuchte ich mich diesen Zwängen nicht auszusetzen.

Für einen freien Willen ist es wichtig im Vorhinein sich Alternativen zu überlegen und zu schaffen. Der sprichwörtliche Plan B minimiert unseren Zwang zur Handlung. Neben diesen bewussten Zwängen gibt es auch Situationen die wir unbewusst durchleben aber nicht freiwillig. Dazu gehören sämtliche Handlungen, die wir aufgrund von Werbemaßnahmen und Marketing durchführen. Es kommt ja nur sehr selten vor, das wir aufgrund eine Werbeeinschaltung direkt darauf reagieren und einkaufen. Viel häufiger reagieren wir unbewusst und kaufen Dinge die wir eigentlich gar nicht haben wollten.

Die Kombination menschlichen Handlungen:

a. Bewusst und freiwillig

Sind Handlungen die wir absichtlich, kalkuliert und mit Berechnung durchführen. Das ist, dass was die menschliche Spezies in vergleich anderen Säugetieren ausmacht. Insbesondere das Aufkommen von Data Science macht die Zukunft noch berechenbarer.

b. Bewusst und gezwungen

Sind Handlungen, die aus Abhängigkeiten resultieren. Hauptsächlich sind dies Verpflichtungen, die wir durch zwischenmenschliche Beziehungen eingegangen sind. Genau aus diesen Beziehungen heraus kann Nötigung entstehen. Die kriminelle Version ist dann die Erpressung.

c. Unbewusst und freiwillig

Diese Handlungen zeichnen sich durch Unbeschwertheit aus. Wir „tun“ etwas, einfach ohne lange zu überlegen. Das ist ein Verhalten großer Freiheit. So was hat jeder Mensch, zumindest in der Kindheit, erlebt. Unsere Umwelt hat einen enormen Einfluss auf unser Handlugen. Das haben auch Marketingverantwortliche erkannt und versuchen über Manipulation uns zum Einkaufen zu bewegen. Sehr unbewusst halten wir Normen und kulturelle Verpflichtungen ein. Obwohl das nicht natürlich ist, sondern oftmals unter Schmerzen erlernt wurde (religiöse Handlungen).

d. Unbewusst und gezwungen

Ob es derartige Handlungen überhaupt gibt, ist zu hinterfragen, weil immer wenn wir zu etwas gezwungen werden, ist das auch bewusst. Möglicherweise könnte „Social engineering“ so was sein. Aus unbekannten Anlässen werden wir gezwungen zu agieren. Wir bekommen anscheinend nicht auffällige Wünsche und Aufträge von Bekannten die uns zu Handlungen führen die wir nicht ganz freiwillig machen. Manchmal sagen Menschen über sich selber „Das muss ich jetzt machen“ das wäre dann der innere Zwang der auch zu zwanghafter Persönlichkeit (anankastische Persönlichkeitsstörung) führen kann. Aktuell entstehen neue digitale Wesen, die Hominiden, welche selbstverständlich unbewusst agieren aber unter dem Zwang, der Programmierung stehen.

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