Internet – Bewusstsein

Wenn wir die Frage diskutieren, ob Internet bereits ein Bewusstsein hat oder jemals ein solches erreichen könnte, müssen wir uns über die Struktur des Systems klar werden. Gleichzeitig müssten wir zur Kenntnis nehmen, dass das Phänomen „Bewusstsein“ nach wie vor zu wenig erforscht ist. Einige wenige grundsätzliche Annahmen darüber kann man treffen. Demzufolge ist Bewusstsein nicht irgendetwas Esoterisches, Mystisches oder Ausgelagertes, sondern ist immer mit Materie verbunden. Solche Materie braucht prinzipiell drei Komponenten, das sind: Sensorik, Netze und Rechner. Zusätzlich dazu ist immer ein Umfeld erforderlich. Bewusstsein ohne Umfeld ist auch nicht denkbar. Mit diesen Annahmen kann man ein etwas umfangreicheres Konzept von Bewusstsein erstellen. Dieses umfasst dann:

  • Realitätsnische
  • Aktoren und Sensoren
  • Kommunikationsnetze
  • Datenprozessing
  • Unterscheidung von Ereignissen (Information)
  • Bewusstsein
  • Selbstbewusstsein (selbstverursachtes Ereignis)

Sofern diese Komponenten in einem System vereint sind und zusammenwirken, entsteht Bewusstsein. Wie das Bewusstsein in diesen einzelnen Komponenten beim Menschen, im Vergleich zu IoT, auftritt, zeigen die nächsten Punkte.

IoT

Realitätsnische: Es ist den Menschen, ob seiner Sinnessysteme und seiner Gehirnleistung, nicht möglich, die gesamte Realität wahrzunehmen. Diese beschränkt sich immer nur auf einen Realitätsausschnitt. Besonders deutlich zeigt sich dies an der elektromagnetischen Strahlung, von der wir auch nur einen sehr kleinen Teil sinnlich erfahren können – das sichtbare Licht. Wir leben also in einer Vase. Alles was innerhalb ist können wir als Realität erkennen. Den Rest gibt es nicht. Nur ganz wenigen Menschen ist es möglich, den Kontext beliebig zu verändern. Die meisten von uns wechseln den Kontext lediglich einmal im Jahr, dann, wenn sie in den Urlaub fahren. Im digitalen Bereich ist eine kontextuelle Erweiterung wesentlich leichter möglich. Auch hier ein einfaches Beispiel dazu: Wenn man sich einen Kinofilm anschaut, evtl. in 3D, und sich völlig fallen lässt, lebt man für zweieinhalb Stunden in einem anderen Kontext. So könnten wir multikontextfähig werden – die tatsächliche Realität mit Augmented Funktionen überlagern und so in einer Mixed Reality ankommen. Das Umfeld ist für die Entstehung von Bewusstsein unerlässlich. Für höhere Bewusstseinsstufen könnte also Digitalisierung der Türöffner schlechthin sein.

Aktoren/Sensoren: Ein System braucht zur Bewusstseinswerdung eine Verbindung zu dieser Realität. Beim Menschen sind das die Sinnessysteme (Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen). Darüber hinaus verfügt der Mensch zwischenzeitlich über transformierte, sinnliche Erfahrungen. Dazu gibt es Sinnesartefakte wie z.B. den Geigerzähler für Radioaktivität. Damit wird eine außersinnliche Größe in eine sinnliche, „Pipsen“, transformiert. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der allergrößte Teil der Realität deshalb im Verborgenen liegt, weil wir keine korrespondierenden Sensoren dafür haben. Aktoren sind für Bewusstsein nicht zwingend erforderlich, sind aber für die Gestaltung der Realität und damit der Bewusstseinserweiterung verantwortlich. Jetzt zu den digitalen Aktoren und Sensoren, die, wenn sie mit einer lokalen Intelligenz verbunden sind, gemeinhin als IoT bezeichnet werden. Das wären zum Beispiel Temperatursensoren die eine Cloud speisen, Präsenzmelder, Dash-Buttons, uvm. Allen gemeinsam ist, dass sie elektronisch, digital und vernetzt sind. Ein weiteres gemeinsames Merkmal findet sich in der 3D Beschränkung. Alle heute bekannten IoT´s arbeiten in unsrem Raum-Zeit-Kontinuum und erfassen einen Ausschnitt aus dem Strahlungskontinuum. Damit sind IoT´s im Vergleich zu den menschlichen Sinnessystemen keine Erweiterung, sondern nur eine massive Vervielfältigung, wenn man davon ausgeht, dass in den nächsten Jahren Milliarden von derartigen Geräten ins Netz kommen. Ja – es kann davon ausgegangen werden, dass mit steigender Anzahl der Sensoren auch das Bewusstsein steigt. Es ist jedoch nicht geklärt wessen Bewusstsein. Sollte es zu einem Internetbewusstsein kommen, wäre das schon einmal eine wichtige Voraussetzung. Zu einer zusätzlichen Erweiterung wird es durch eine transformierte Sensorik, wie oben beschrieben, kommen.

Netze: Das Merkmal von IoT´s ist deren Vernetzung. Die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Geräten in einer Realitätsnische (Kaffeemaschine im Haushalt) entsteht erst durch Vernetzung, wobei dann der größere Teil der Intelligenz in der Cloud ist. Aus technischer Sicht sind drei Typen von Netzwerken bekannt bzw. in Entwicklung. Das sind Internet, IoT-Network und Blockchain. Im menschlichen Körper ist das Kommunikationssystem mehrfach und umfassend ausgebaut. Einmal sind es die elektrochemischen Impulse die sich über Nervenbahnen (den Dritten) in Lichtgeschwindigkeit fortpflanzen – allerdings durch chemische Kopplungen nachhaltig verlangsamt werden. Die Leistungsfähigkeit der Sensoren und des Gehirns entstehen durch eine massive Parallelverarbeitung. Neben der neuronalen Kommunikation gibt es im Körper auch noch die rein chemische Kommunikation über Botenstoffe, welche die Lymphknoten und Blutadern als Transportmedium verwenden. Die Höhe der Bewusstseinsstufe wird also auch durch den Vernetzungsgrad der Sinnessysteme, also der IoT´s, bestimmt. Sehr trivial gesprochen wären dann IoT´s die Sensoren eines denkenden Internets.

Datenprozessing: Bis vor kurzem gab es hier einen deutlichen Unterschied zwischen Computer und Gehirn. Das Gehirn ist eigentlich nicht programmierbar, obwohl lebenslanges Lernen auch eine Art Programmierung darstellt. Computerprogramme wurden von Programmierern einmal erstellt und dann arbeiteten sie genau das ab, wofür sie konstruiert wurden. Zwischenzeitlich und mit dem Aufkommen von neuronalen Netzen und Deep Learning sind Computer auch lernfähig. Sofern sich die Entwicklung künstlicher neuronaler Netze weiterhin so fortsetzt ist damit zu rechnen, dass KI mit dem menschlichen Gehirn gleichzieht. Fasst man alle heute existierenden Server und deren Vernetzung zusammen, müsste das schon einer Gehirnleistung entsprechen. Wenn diese Annahme zutrifft, müsste man bereits dem heutigen Internet Denkfähigkeit zusprechen.

Information: Jetzt muss noch einmal der Unterschied zwischen Daten und Informationen geklärt werden. Daten an sich sind fundierte Signale (nicht rauschen), die entweder im Netz oder im Speicher existieren. Sofern diese durch einen Prozessor verarbeitet werden und dann eine Veränderung entsteht, sind daraus Informationen geworden. Informationen sind mit Ereignissen die eine Veränderung hervorrufen gleichzusetzen. Bei unterschiedlichen Menschen ist es also nicht zwangsläufig, dass ein und dieselben Daten zur Information führen. Wenn zwei Menschen das Börsenchart eines Unternehmens anschauen (Daten) dann kann das bei einem, den Aktienbesitzer, eine massive Information sein, während beim anderen, der sich nicht für Aktien interessiert, keine Information entsteht. Daten und sind demzufolge bedeutungslos.

Ereignis-Differenzierung: Das wesentliche Merkmal von Bewusstsein ist, dass ein erkennendes System zwei Ereignisse (Informationen) als Differenz erkennt, also unterscheiden kann. Diese Unterscheidung kann, muss aber nicht, zu Aktionen führen. Ein Beispiel aus dem menschlichen Leben: In der Früh erfahre ich aus dem Wetterbericht, dass es heute regnen wird (Ereignis 1). Beim Durchblättern der E-Mails sehe ich einen Termin auf einer Outdoor-Baustelle (Ereignis 2). Das erkennende System sagt mir: Wetterfeste Bekleidung mitnehmen. Das war jetzt eine bewusste oder auch unbewusste Entscheidung. Auf jeden Fall ist das auf ein Bewusstsein zurückzuführen. Ähnliche Prozesse laufen heute schon in cloudbasierten Systemen. Wenn ich mich einerseits im Amazon Bookstore für eine Literatur für Sommeliers interessiere (Ereignis 1) und andererseits ein Hotel in der Steiermark buche (Ereignis 2), könnte ein digitales Gehirn erkennen, dass ich mich für Wein interessiere und eine Aktion startet. Viele wundern sich dann, dass sie Werbung von einem Weinhändler bekommen.

Bei entsprechender Abstrahierung machen beide Systeme, das neuronale und das digitale, das gleiche – sie können Ereignisse als different erkennen. Voraussetzung dafür ist eine möglichst breite Interaktion mit der Realität. Je mehr Sensoren und Aktoren ein System besitzt, umso höher kann seine Bewusstseinsstufe sein. Billigste IoT-Geräte werden den Markt überschwemmen und begleitet mit KI zu einem elektronischen Bewusstsein führen.

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