2018 – Das Jahr der Gespenster und Geister

2018

Aus aktuellem Anlass ein Zitat von Meister Yoda aus StarWars: „Die Zukunft nur schwer voraussagbar ist“. Damit hat er recht – die Zukunft ist eben nicht bestimmt, auch wenn es Zukunftsforscher und Esoteriker gerne so hätten. Alles was uns in den letzten Tagen für das Jahr 2018 vorausgesagt wurde kann kommen oder auch nicht und darüber hinaus kann es noch ganz anders kommen.

Manche Dinge, die vor kurzem noch undenkbar waren, können schon in näherer Zukunft eintreten – verantwortlich dafür ist der Zeitgeist. Leider wissen wir auch über Geist nur sehr wenig – es ist offensichtlich etwas, was sich über mehrere Menschen ausdehnt und irgendwo angesiedelt ist. Man sagt hin und wieder: „Da ist ein guter oder schlechter Geist drinnen“. Eine etwas greifbarere Form ist da schon ein Gespenst. Wikipedia beschreibt es so:

„Als Gespenst bezeichnet der Volksglaube ein meist mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattetes, aber zugleich mit menschlichen Eigenschaften versehenes Geistwesen, das „spukt“ – also den Menschen in irgendeiner Weise „erscheint“. Sein zeitweiliges Erscheinen vollzieht sich häufig in nebelhaft durchsichtiger, angedeutet menschlicher oder nicht menschlicher Gestalt.“

Damit sind wir im Jahre 2018 angelangt.

Die Menschheit ist in der Lage, Maschinen zu entwickeln, die Menschen ähnlich sind und darüber hinaus Fähigkeiten haben, die das Menschliche übersteigen – beispielsweise kann ein Mensch, der in ein Exoskelett gekleidet ist übermenschliche Kräfte aufbringen und Lasten bewegen, was bisher nur Maschinen konnten.

Im ausgehenden Mittelalter war das „Gespenst“ an der Tagesordnung, obwohl es klarerweise nie jemand gesehen hat. Es war eine Erfindung des menschlichen Geistes. Man könnte also sagen, der Geist bringt die Gespenster zur Welt. Die heutigen Gespenster – die Roboter, selbstfahrende Autos, Sprachassistenten, usw. entstammen ebenfalls dem menschlichen Geist – sind aber Realität geworden. Das ist sicher ein ganz besonderer Geist und wir nennen ihn „Naturwissenschaften“. Beginnend mit der Neuzeit haben die Menschen die Fähigkeit des Experimentierens erlernt. Also einen Prozess zu starten, bei dem ein vorest unerklärlicher Vorgang sooft verändert und gemessen wird, bis er dem menschlichen Denken zugänglich ist. Die herausragendsten davon waren die Relativität, die Quantenmechanik und die Evolution. Mit diesem Forschergeist ausgerüstet, wurden so kleine Erfindungen wie Transistoren gemacht. Deren Weiterentwicklung uns heute die künstliche Intelligenz beschert. KI mit hochpräziser Mechanik ermöglicht uns humanoide Wesen zu erschaffen. Die Medieval würden dies zweifelsohne als Gespenst bezeichnen. Der heutige Rationalist sagt, eine Maschine mit einem eingebauten Computer. Hier scheiden sich die Geister. Wenn die einen noch der Meinung sind, es handle sich um eine determinierte Maschine, so reden die Anderen schon davon, dass diese Bewusstsein erlange.

Das Thema von Bewusstheit in Maschinen wurde bereits 1982 im japanischen Anime (Ghost in the Shell) aufgegriffen. Für viele damals unzugänglich und zu futuristisch. Die Verfilmung aus dem Jahr 2017 schauen wir bereits mit einer möglichen Chance auf Realisierung an. Inhaltlich wird ein maschinelles Wesen erzeugt, welches zwei Gehirne besitzt. Einmal ist es die künstliche Intelligenz die für alle logischen und wissensorientierten Funktionen zuständig ist. Darüber hinaus wird diesem Wesen „Major Kusanagi“ das Gehirn eines Menschen eingepflanzt. Dort sind alle emotionalen und empathischen Fähigkeiten vorhanden. Im Zusammenspiel mit Mechanik, künstlicher und natürlicher Intelligenz entsteht dann die Hauptfigur des Filmes. Der Ghost ist dieser eingepflanzte, menschliche, neuronale Teil. Der wird deshalb als „Gespenst“ bezeichnet, weil er eben unberechenbar, chaotisch und zufällig ist. So entwickelt Major Kusanagi einen eigenen Willen und tut nicht mehr das, was der Schöpfer für sie vorgesehen hat.

Genau so etwas macht uns Angst vor der Zukunft – das Maschinen einen eigenen Geist entwickeln und so zu einem Gespenst werden. Weil wir Menschen aber alles gerne unter Kontrolle und unter eigenem Einfluss haben, hat die TV-Serie „Westworld“ eigene Wesen, die Hosts, entwickelt. Ein Host ist ebenfalls ein humanoider Roboter mit einem bikameralen Geist. Dieses Zweikammersystem funktioniert so, dass die eine Kammer für die Lebensfunktionen und die Intelligenz der Maschine zuständig ist und die zweite Kammer der Befehlsgeber ist, der mit seinen Schöpfern in Verbindung ist und von dort die Aufträge erhält. Auch in der menschlichen Existenz gibt es solche bikamerale Systeme. Immer dann, wenn eine Gesellschaft sehr uniform ausgerichtet ist, haben die Menschen zwei Geister in sich. Einmal denjenigen, der für die Selbstversorgung erforderlich ist und andererseits den Befehlsempfänger. Beispielsweise spricht man daher auch vom „Gespenst Nordkoreas“.

Sofern sich die digitale Technologie in ähnlicher Weise wie bisher weiterentwickelt, wird sich auch ein darauf aufbauender Geist etablieren. Technologischer Wandel war in der Menschheitsgeschichte immer die Ursache für einen kulturellen Wandel. Geist ist demnach eine Folgeerscheinung von Technologie und Materie. Die Naturwissenschaften haben dafür den Boden aufbereitet. Die Geisteswissenschaftler sind nun auf der Suche nach dem Geist. Das war früher noch sehr einfach – Geist hat sich in den Köpfen der Menschen eingenistet und war manches Mal auch in Büchern und Evangelien aufgeschrieben. In der heutigen hoch vernetzten Welt ist es eben nicht mehr sicher, ob der Geist nur mehr im menschlichen Gehirn sitzt oder sogar schon in die Cloud gewandert ist.

Der Geist als Folgeerscheinung von Technologie ist wiederum die Ursache für das Entstehen von Gespenstern. Wir werden im Jahre 2018 viele Erfindungen und Entwicklungen sehen, die gespenstisch wirken – also, menschliches Aussehen und übernatürliche Kräfte haben werden. Wir müssen uns also zeitgerecht auf diese Mitbewohner einstellen, deren Existenz akzeptieren und beginnen mit ihnen zu leben.

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